Helgoland. Herausforderung und Chance für die Insel: Anlagen sind marode und sanierungsbedürftig, bieten aber enormes Potenzial. Die ganzen Pläne.
Als sichere Hafenkonstrukte sind die Landungsbrücke und die Zollmole für Helgoland von großer Bedeutung. Allerdings sind die Hafenflächen dringend sanierungsbedürftig. „Seit dem Wiederaufbau in den 50er-Jahren wurde nichts mehr an den Molen gemacht“, sagt Helgolands Bürgermeister Thorsten Pollmann.
Die Landungsbrücke wird regelmäßig überflutet und braucht dringend einen Hochwasserschutz. Auch die Zollmole muss dringend saniert werden. Das Vorhaben wird rund 100 Millionen Euro kosten. Eine Summe, die für die kleine Insel-Gemeinde kaum zu stemmen ist. „Wir werden Förderanträge stellen müssen“, sagt Pollmann. Aber auch bei Land und Bund ist die Haushaltslage angespannt.
Helgoland: Stadtplaner sehen Potenzial in Zollmole und Landungsbrücke
Im Vorhafen wurden bereits die Hafenflächen saniert und ein Hafenterminal errichtet. Gleichzeitig wurde der Binnenhafen ertüchtigt. Während die Promenade am West-Süd-Westufer und Südostufer des Binnenhafens in den vergangenen Jahren mit dem gesamten Binnenhafen neu gestaltet wurden, wird das Potenzial des Areals zwischen Landungsbrücke und Zollmole bislang kaum ausgeschöpft.
Der Raum auf der Insel ist begrenzt und die Flächen von Zollmole bis Landungsbrücke bieten nach Ansicht der Stadtplaner Luchterhandt & Partner aus Hamburg noch Raum für Neues. Hierzu wurde von der Politik ein Verfahren in Auftrag gegeben, in dem gemeinsam mit den Helgoländern über eine Neugestaltung diskutiert wurde.
„Hafenempfang Helgoland“: Helgoländer waren gefragt
In drei Bürgerwerkstätten bis Anfang 2024 konnten die Insulaner unter dem Motto „Hafenempfang Helgoland“ ihre Wünsche und Ideen einbringen. Die Ergebnisse wurden den Helgoländern im März in der Nordseehalle präsentiert. Parallel zu den Beteiligungsverfahren fanden Untersuchungen und Planungen zu Sanierungs- und Küstenschutzbedarfen seitens der Verwaltung statt. Die Ergebnisse flossen ebenfalls in das Konzept ein.
Derzeit machen die meisten Seebäderschiffe im Vorhafen fest. Dort findet auch der Warenumschlag statt. Der Nachteil: Die Passiere haben einen längeren Weg bis zum Zentrum der Insel. Seit letztem Jahr legen immerhin die Katamarane wieder an der zentraler gelegenen Landungsbrücke an.
Touristen sollen künftig an Landungsbrücken ankommen
Die Personenanlandung und das Gepäck sollen künftig gänzlich aus dem Vorhafen verschwinden und Touristen ausschließlich an den Landungsbrücken ankommen. Doch dafür müsste sie komplett saniert und eventuell auch verlängert werden. Wie das aussehen könnte, davon haben die Stadtplaner Luchterhandt & Partner eine Vision.
Die Zollmole wird bislang durch Post, Zoll und Frachtumschlag geprägt. Bereits beschlossen: Der Frachtumschlag wird in den Vorhafen verlegt. Eine Entscheidung zum Umgang der Post- und Zollnutzung steht dagegen noch aus. Zoll-Gebäude, das die Gemeinde erst noch erwerben müsste, könnte einem neuen Mehrzweckgebäude weichen und das Zollamt selbst in den Ort verlagert werden.
Helgolands Zollmole soll Wassersportzentrum bekommen
Was den Menschen an der Zollmole fehlt: öffentliche Toiletten, Gastronomie mit Dachterrasse und ein Kiosk. Geht es nach ihnen, soll der Südstrand zum öffentlichen Badestrand mit Schwimminsel werden. Die Helgoländer wünschen sich zudem überdachte Sitzgelegenheiten. Gewünscht sind außerdem Einzelhandel, Platz für Veranstaltungen, eine Touristeninformation, ein Trauzimmer sowie Hinweise auf die historische Bedeutung der Zollmole und ein Meeresgrund-Erlebnispfad. Gebaut werden soll im Stil der Hummerbuden.
Durch ein Wassersportzentrum auf der Zollmole könnte der Fokus auf mehr Wassersport gelegt werden. „Der kommt auf Helgoland zu kurz“, sagt Bürgermeister Pollmann. Eine Rampe für Sportboote und Sportbootliegeplätze mit Strom- und Wasseranschluss sind gewünscht. Wichtig wäre auch eine Pontons-Anlandung für Katamarane.
Landungsbrücke als Eingangstor zur Insel Helgoland
Die Landungsbrücke wird als Eingangstor zur Insel gesehen. Auf der Höhe befindet sich auch die Konzertmuschel mit viel Platz für Veranstaltungen und Eventzelte. Nicht nur die Landungsbrücke selbst, sondern auch das Gebäude darauf ist marode und wird bei Sturmfluten regelmäßig überschwemmt. „Das müsste abgerissen und neu gebaut werden“, so Pollmann. Hier sollen künftig mehr Schiffe auslaufen, nicht nur die Dünenfähre.
In den Workshops wurde vorgeschlagen, Schließfächer einzurichten, einen zentralen Punkt für Touristenaktivitäten zu schaffen und wieder mehr auf Börte als Kulturgut zu setzen. Grundsätzlich wünschen sich die Helgoländer wieder mehr Leben auf der Landungsbrücke.
Landungsbrücke auf Helgoland könnte verlängert werden
Den Stadtplanern schwebt folgendes vor: Der Binnenhafen wird der zentrale Ankunfts- und Abfahrtsort beinahe aller Fähren vom Festland. Der Binnenhafen wird umschlossen und das Gewässer so beruhigt. Alle Schiffe müssen eine zeitweise geöffnete Brücke im Osten des großen Binnenhafens durchqueren. Landungsbrücke und Ostkaje im Süden des Hafenbeckens werden wie ein Ring verbunden.
Die Landungsbrücke wird in Richtung gegenüberliegender Augustamole fortgeführt – die ihrerseits ebenfalls ertüchtigt werden soll. Die beiden Molen beruhigen das Gewässer im Binnenhafen. Der Binnenhafen und die Landungsbrücke laden durch einen Brückenschlag entlang der Augustamole zum Entdecken neuer Routen ein und bieten Schiffen einen verbesserten Wetterschutz. Die Verbindung über die Brücke ermöglicht eine Abkürzung in Richtung Alfred-Wegener-Institut und Südhafen.
Landungsbrücke auf Helgoland könnte verlängert werden
Perspektivisch könnte zusätzlich die Landungsbrücke verlängert werden – eine Überlegung, die schon lange im Raum steht. Gleich einer Seebrücke würde sich die begehbare Erweiterung in die Nordsee strecken und auch größeren Schiffen das Anlegen ermöglichen. Neben den neuen Anlegeplätzen bietet die Erweiterung zusätzliche Flächen beispielsweise für Veranstaltungen, Kunstinstallationen oder zum Angeln.
Die Vision der Stadtplaner: Zoll und Post werden umgesiedelt, die freigewordene Zollmole ertüchtigt und neu gestaltet. Die Zollmole wird mit neuen Gebäuden besetzt. Hier im Herzen des Ankommens auf der Insel befinden sich dann ein Wassersportzentrum, das ganzjährig Besucher anzieht, ein Café mit Blick auf das Treiben an Land und auf dem Wasser und ruhige Orte dazwischen.
Helgoland: Wassersportzentrum auf der Zollmole denkbar
Durch die Nähe zum Strand und die geschützte Lage im Hafenbecken ist sie ein idealer Startpunkt für kleinere Segelboote, Stand-up-Paddling oder geführte Kanu-Touren durch Helgolands Naturschutzgebiete. Das geplante Wassersportzentrum bietet zudem mit Café und Schulungsraum einen Treffpunkt für Wassersportfans.
Boote und Boards könnten unter einem Gebäudevordach gelagert und über eine Slipanlage ins Wasser transportiert werden. Von der Umsiedlung von Zoll und Post könnte beispielsweise das Standesamt profitieren und aus den Hummerbuden in ein Gebäude mit Café und kleinem Veranstaltungsraum am Ende der Zollmole umziehen. In bester Lage mit Blick auf die Insel entsteht an der Spitze der Zollmole ein neuer öffentlicher Raum mit Sitzgelegenheiten und Raum für Feierlichkeiten.
„Halunder Jet“ könnte an der Zollmole festmachen
Die Zollmole wird auch weiterhin für das Anlanden des „Halunder Jets“ eine circa acht Meter breite Anlandungszone mit Warte- und Rangierbereichen erhalten. Das Vordach des Wassersportzentrums kann bei schlechtem Wetter als Unterstand für Wartende genutzt werden, die von dort aus zudem einen direkten Zugang zu öffentlichen Toiletten auf der Rückseite des Zentrums erhalten.
Zusätzlich können Angelkurse und die Gestaltung von Angelspots auf der Landungsbrücke einbezogen werden. Standort für größere Segelboote wird die neue Marina im Nord-Ost-Hafen.
Börte bekommt Platz auf der Landungsbrücke
Die Landungsbrücke wird saniert, kleinteilige Nutzungen angesiedelt, die Börte-Kultur sichtbarer, Events im Außenbereich gefördert. Als kulturelles Erbe der Insel erhält die Börte an selber Stelle ein neues Vereinshaus mit Küche, Aufenthaltsräumen und WCs. Wichtiger Ankerpunkt bleibt auch die Dünenkasse, welche mit der Touristeninformation und einem kleinen Kioskverkauf zum Franz-Schensky-Platz ausgerichtet ist.
In der Mitte des Landungsbrückengebäudes soll eine Küche für Events Platz finden. So kann die Gemeinde zukünftig die Landungsbrücke als Festplatz in Szene setzen. Die Bühnenfläche kann für größere Auftritte und Veranstaltungen zeitweise erweitert werden und die Konzertmuschel denkmalgerecht saniert werden.
Pläne auf Helgoländer Zollmole einfacher umzusetzen
Da die Instandsetzung der Zollmole weniger Planungs- und Küstenschutzmaßnahmen erfordert, wird davon ausgegangen, dass die Zollmole zeitnah überplant werden kann. Allerdings sind neben der Gemeinde Helgoland auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), der Zoll und die Post als Akteure zu berücksichtigen.
Während die Zollmole jederzeit entwickelt werden kann, muss die Landungsbrücke zunächst grundlegend saniert und gegebenenfalls erweitert werden. Zunächst müssten Alternativstandorte für Zoll und Post gefunden werden und der Frachtverkehr umziehen.
Zoll und Post auf Helgoland könnten umgesiedelt werden
Die BImA ist im Besitz weiterer Grundstücke auf der Insel, auf die Zoll und Post potenziell umgesiedelt werden könnten. Dazu gehört das Grundstück des ehemaligen Wartehäuschens an der Hafenstraße. Für die Verzollung von Fracht würde ein Standort im Südhafen sprechen.
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Da die Polizei ihren jetzigen Standort verlässt, könnte auch dieser Standort für Zoll und Post umgenutzt werden. Die EMT-Halle unweit des jetzigen Standorts könnte umgenutzt werden. Auch ein leerstehendes Geschäft im Zentrum könnte eine neue zentrale Anlaufstelle für Zoll und Post werden, die von der Nähe zum Ort profitiert, so die Vorschläge der Stadtplaner.