Pinneberg. Dr. Jürgen Fitschen ist erst seit Kurzem im Amt, musste nun aber feststellen, dass er „doch kein Insulaner“ ist. Dabei läuft es gerade.
Nach nur kurzer Zeit im Amt verlässt der Direktor des Museums Helgoland die Insel schon wieder. Dr. Jürgen Fitschen hat dem Vorstand der Stiftung Nordseemuseum Helgoland mitgeteilt, dass er zum 30. September seine Tätigkeit als Museumsdirektor der Stiftung aufgeben wird. Lange hat er es auf Helgoland nicht ausgehalten. „In meiner Zeit auf Helgoland habe ich feststellen müssen, dass ich doch kein Insulaner bin“, sagt er nun in einer ersten Stellungnahme.
Fitschen war erst im Herbst 2022 durch den Vorstand der Stiftung berufen worden und hatte am 16. Januar 2023 die Nachfolge des langjährigen, in den Ruhestand verabschiedeten Museumsleiters Jörg Andres auf Helgoland übernommen. Noch beim Amtsantritt hatte Fitschen erzählt, dass seine Frau und er schon seit 2012 versuchten, auf einer Insel zu arbeiten und zu leben.
Helgoland: Neuer Museumschef hört wieder auf - Jürgen Fitschen blickt dankbar urück
Sie hätte ein Faible für Föhr, so Fitschen damals gegenüber dem Abendblatt, aber es sei schwer gewesen, dort Arbeit zu finden. Dann las Fitschen die Stellenanzeige für Helgoland und bewarb sich. Seine Frau – Fitschen lebt in zweiter Ehe – blieb auf dem Festland. Sie arbeitet als Gleichstellungsbeauftragte in Rothenburg.
Nun musste der 58-Jährige offenbar feststellen, dass das Inselleben doch nicht ganz so war, wie er es sich erträumt hatte. „Allerdings durfte ich wichtige Erfahrungen sammeln, schöne Momente erleben und blicke dankbar auf die Zeit auf Helgoland zurück“, sagt er. „Gemeinsam haben wir einiges erreicht: Die Reorganisation der Stiftung als Träger ist auf gutem Wege, das bürgerschaftliche Engagement im Förderverein neu und erfolgreich aufgestellt.“
Rekordbesucher im Museum Helgoland mit Bunkerstollen
Ausstellungen und Veranstaltungen würden von Gästen und Insulanern sehr gut angenommen, so Fitschen weiter. „Die öffentliche Wirkung der Abteilungen ist zweifelsohne gewachsen, die Stiftung wirtschaftlich gut aufgestellt.“
Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2023 haben so viele Gäste wie nie das Museum Helgoland besucht. Die Ausstellungen, Führungen und Outdoor-Events in Museum und Museumshof und Bunkerstollen sowie im Zivilschutzbunker hatten 51.564 Besuche – ein Rekordergebnis.
Thorsten Pollmann bedauert Fitschens Rücktritt
Die Vorstände der Stiftung, Thorsten Pollmann und Karen Simon, bedauern in ersten Stellungnahmen den aus persönlichen Gründen erklärten Rücktritt: „Wir respektieren natürlich die Entscheidung von Herrn Dr. Fitschen, danken dem Museumsdirektor für die bis hierher geleistete Arbeit und wünschen ihm viel Glück mit kommenden Projekten. Es kommt nun auf die zügige Wiederbesetzung dieser wichtigen Position an. Die dazu erforderlichen Schritte sind bereits eingeleitet.“
Jürgen Fitschen stammt aus dem kleinen Örtchen Oersdorf im Landkreis Stade. Er studierte in Berlin Kunstgeschichte und Philosophie. Danach arbeitete er 30 Jahre lang in unterschiedlichen Museen und veröffentlichte nebenbei zahlreiche kunstwissenschaftliche Beiträge.
Jürgen Fitschen arbeitete zuvor im Schloss Gottorf
Fitschen leitete unter anderem das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg (1999 bis 2000) und die Kunsthalle Wilhelmshaven (2017 bis 2018). Er war Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses in Bremen (2000 bis 2009) und des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte im Schloss Gottorf und Vorstand der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen in Schleswig (2009 bis 2012).
- Helgoland: Rätsel um U-Boot-Wrack vor der Insel wird ein Fall für Hollywood
- Nordsee: Helgolands Bunker brummt - Neue Attraktion ist schon ein Gästemagnet
- Helgoland: Prächtige Bilder zeigen die Insel vor dem Krieg
Jürgen Fitschen war zwar Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kultur, aber nicht erster Mann auf Schloss Gottorf. Es habe nicht gepasst, sagt Fitschen. Die Presse schrieb damals von Unstimmigkeiten mit Claus von Carnap-Bornheim, dem Chef der Archäologie, die ebenfalls in dem Schloss ansässig ist. Claus von Carnap-Bornheim leitete gleichzeitig auch die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen.
Zuletzt war Fitschen in Tourismus- und Logistikunternehmen in Niedersachsen und Hamburg tätig, ehe er am 16. Januar die Arbeit im Helgoland Museum aufnahm.