Tornesch. Er komponierte und textete schon für Lotto King Karl, Ben Zucker und andere. Jetzt vermarktet Lennart Salomon seinen eigenen Weg.
Als er endlich an den Plattenschrank der Eltern darf, packt es ihn: das Beatles-Fieber. Dass die Band bereits seit etwa anderthalb Jahrzehnten nicht mehr auftritt, ist ihm egal. Dass Freunde andere Bands hören: geschenkt. Jetzt macht er selbst Musik und will sie so machen wie seine Vorbilder: zeitlos populär. Wer ist dieser Mann, der mit seiner Familie in Tornesch lebt?
Lennart Salomon heißt der Berufsmusiker aus Leidenschaft. Er ist 45 Jahre alt, davon mehr als die Hälfte im beinharten Geschäft der Bühne. Ohne Bedingungen ließen die beatlesbegeisterten Eltern den Jungen nicht ins Künstlerleben ziehen.
Pop-Perle Lennart Salomon: Ausbildung als Werbekaufmann für den Notfall
„Ich musste eine Lehre abschließen, damit ich im Notfall etwas in der Hand hatte“, erzählt Salomon. Als Werbekaufmann ließ er sich ausbilden. Doch unmittelbar nach bestandener Prüfung konzentrierte er sich auf das Bühnenleben.
Vor allem mit zwei Bands, Jerobeam und Sono, sammelte Salomon, der in Hamburg aufwuchs und einige Jahre in England gelebt hatte, Erfahrungen. Wie damals noch üblich, versuchten die jungen Musiker, ihre Lieder im Radio zu platzieren. Doch das war gar nicht so einfach.
Lotto King Karl gehört zu seinen Abnehmern: Plattenfirmen engen Kreativität ein
Die eigene Kreativität sei zu stark beschnitten worden, erinnert Lennart Salomon. Der Gesang musste spätestens nach 20 Sekunden einsetzen, der Refrain war ebenfalls an einem Ort im Lied fest eingeplant. „Wenn Du am Ende Deinen eigenen Song nicht mehr hören magst, stimmt etwas nicht“, sagt der Berufsmusiker.
Vor allem in den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren, in denen das Abendblatt zum ersten Mal über Salomon und den damaligen Kampf ums Überleben als Künstler berichtete, wuchs die Erkenntnis, die Karriere als Solokünstler voranzubringen und sie auch selbst über Internetplalltformen wie Spotify, Amazon und Apple Music zu vermarkten.
Künstler aus Tornesch: Sich selbst auf Spotify und Amazon Music vermarkten
„Das ist nicht so einfach, sich zu behaupten“, weiß Salomon. „Allein auf Spotify werden täglich 100.000 neue Songs eingespielt.“ Doch der Tornescher geht mutig und selbstbewusst voran. In diesen Tagen erfolgt der nächste große Schritt: Das erste Lied des ersten großen Albums wurde am Freitag, 19. April, um 19 Uhr veröffentlicht.
Zwei kleine Alben sind bereits erschienen, mit jeweils sechs Songs This (2020) und That (2022). Darüber hinaus hat der Wahl-Tornescher zig Musikstücke auch für andere komponiert, getextet, mitentwickelt. Am bekanntesten in Norddeutschland ist höchstwahrscheinlich „Elvis lebt in Bielefeld“. Als Salomon am Mischpult im Stadtpark hörte, wie Lotto King Karl das Lied gemeinsam mit 3000 Besuchern sang, sei das ein wunderschönes Gefühl gewesen.
Nach Corona: Gänsehaut, als alle aufstehen und mitsingen
Diese Emotionen sind es, die Lennart Salomon antreiben. Einen der berührendsten Momente erlebte der Sänger beim ersten Auftritt nach dem Lockdown. Die Band Sono trat in einem Zirkuszelt in Gelsenkirchen auf. Die Menschen waren angewiesen, sich nicht von den Plätzen zu erheben. Doch es kam komplett anders: „Als ich als Letzter unserer Band die Bühne betrat und anfing, zu singen, standen alle spontan auf und sangen mit.“
Dieses Gefühl, etwas Besonderes gemeinsam mit vielen anderen zu erleben, dieser „gemeinsame Energieaustausch“, ist der eine Antrieb. Den anderen genießt Lennart Salomon bei der Arbeit in den Studios. „Wenn ich mich mit jemandem treffe, fangen wir oft bei null an und enden mit einem fertigen Song“, erzählt der Tornescher. Gemeinsam etwas zu entwickeln, ist also der zweite Antrieb, und das gelingt ihm mit seinem aktuellen Partner im Studio, Mirko Michalzik, auf kongeniale Weise, versichert der Vollblutmusiker.
Familie steht dem musikalischen Vater voll zur Seite
Als Selbstständiger ist Lennart Salomon in den vergangenen Jahrzehnten durch Höhen und Tiefen gegangen. Seine Frau und die Kinder stehen ihm dabei immer zur Seite. Und als er einmal davon sprach, sich doch einen Job in seinem alten Beruf zu suchen, redete ihm die Ehefrau, die selbst als Personalleiterin angestellt ist, das schnell wieder aus. „Du hast da keine Chance. Du hast null Berufserfahrung!“
Nicht reinreden wollen die Eltern derweil ihren Kindern, ob sie ebenfalls in die Kulturbranche einsteigen werden. Die Tochter, heute 14, hat jedoch schon einige Erfahrungen gesammelt. Sie spielte die Rolle in dem Filmdrama „Das Leben meiner Tochter“ (2019) sowie zwei Rollen in der Fernsehkrimiserie „Nord bei Nordwest“. Der Sohn, heute elf, steckt zumindest in den Fußstapfen seines Vaters. Während Lennart Salomon in einem Hamburger Knabenchor sein Gesangstalent ausbildete, stärkt der Sohn bei den Uetersener Chorknaben seine Stimme.
Ziel des Musikers: Kinder sollen glücklich werden
„Wir planen keine Karrieren für unsere Kinder“, betont der Familienvater. Wenn es denn so komme, werde jeder in seinem Wunsch unterstützt. Wenn nicht, dann nicht. „Wir wollen, dass beide glücklich werden.“
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Noch ist viel Zeit, um sich zu entwickeln. Doch manch ein Korn wird früh gesät, auch wenn sich die Urpflanzen im Laufe der Jahrzehnte ändern. Während sich Lennart Salomon noch in der Plattensammlung von den „geilen Covern der Beatles“ anpieksen ließ, ist es heute die große CD-Sammlung im heimeigenen Studio, in der die „musikalische DNA“ ruht. Und die soll beim Vater noch viele starke Blüten ausbilden, egal, ob auf der Bühne oder im Studio.