Schenefeld. Nach den Anschlägen auf zwei Geldautomaten im Stadtzentrum Schenefeld gibt es erste Erkenntnisse. Wie es in der Sparkasse weitergeht.
Die Täter, die in der Nacht zum Montag zwei Geldautomaten im Stadtzentrum Schenefeld gesprengt und einen hohen Schaden angerichtet haben, sind erfolglos geblieben. Wie das Landeskriminalamt Kiel am Dienstag auf Abendblatt-Anfrage sagte, gelangten die Täter in beiden Fällen nicht an das in den Automaten befindliche Geld.
„Beide Taten haben sich gegen 3.15 Uhr innerhalb weniger Minuten ereignet“, berichtet Carola Jeschke, Sprecherin des Landeskriminalamtes in Kiel. In diesem Fall hätten die Sicherheitsvorkehrungen funktioniert. Ihre Dienststelle übernimmt die Bearbeitung aller Geldautomatensprengungen in Schleswig-Holstein.
Geldautomaten in Schenefeld gesprengt: Haspa-Filiale öffnet, SB-Bereich bleibt geschlossen
Laut Jeschke wurde der Automat der Haspa völlig zerstört, auch seien Teile der Filiale erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Laut Angaben eines Banksprechers konnte die Filiale jedoch am heutigen Dienstag wieder normal öffnen. Der SB-Bereich mit den durch die Explosion zerstörten Geräten bleibe jedoch bis auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Möglicherweise, so Jeschke weiter, seien mehrere professionell agierende Täter parallel am Werk gewesen. Denn nahezu gleichzeitig mit der ersten Tat wurde in der Filiale der Sparkasse Südholstein ein weiterer Geldautomat angegriffen.
Laut Jeschke scheiterten sie jedoch, kamen nicht an Geld. Das bestätigt auch Imke Gernand, die Sprecherin der Sparkasse Südholstein., „An das Geld sind die Täter zum Glück nicht gelangt.“
Erheblicher Wasserschaden in der Filiale der Sparkasse Südholstein
Laut der Unternehmenssprecherin haben die Täter auch in der Sparkassenfiliale einen Sprengversuch unternommen. So soll der Automat aufgehebelt, Gas eingeleitet und eine Sprengung erfolgt sein. Eine richtige Zündung erfolgte jedoch nicht. Warum dies so war, ist Gegnstand der Ermittlungen. „Es wurde vermutlich durch den Rauch Brandalarm ausgelöst, auch die Sprinkleranlage ist angesprungen“, so Gernandt weiter.
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Beide Bankfilialen liegen in unterschiedlichen Trakten des Stadtzentrums, was für mehrere parallel agierende Täter spricht. Während die Haspa wieder öffnen konnte, ist die Lage bei der Sparkasse Südholstein eine andere. „Die Geräte sind kaputt und es gibt in der gesamten Filiale einen erheblichen Wasserschaden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, wieder für die Kunden zu öffnen.“
Seit Dienstag ist jedoch klar: „Der Schaden ist so groß, dass die Filiale voraussichtlich noch die ganze Woche geschlossen bleiben muss“, so Gernandt weiter. Die Mitarbeiter seien jedoch weiter für ihre Kunden erreichbar, sie würden aus den Räumen der Filiale in Halstenbek arbeiten. Wer dringend an sein Schließfach in Schenefeld müsse, könne das nach Absprache mit den Mitarbeitern auch tun.
Nach Auskunft der LKA-Sprecherin gibt es auch am Tag nach der Sprengattacke noch keine Hinweise auf die Täter. „Wir werten weiterhin die umfangreichen Kameraaufzeichnungen der Bankfilialen aus.“ Ob sich Zeugen gemeldet haben, die verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich des Stadtzentrums Schenefeld beoachtet haben, wollte die Lka-Zeugin nicht sagen.
SB-Zone der Sparkasse Südholstein wurde von den Tätern aufgebrochen
Laut dem Haspa-Sprecher ist der Automatenbereich im Stadtzentrum rund um die Uhr zugänglich. Anders sieht das bei der Sparkasse Südholstein aus. „Wir haben eine Nachtschließung von 23 bis 6 Uhr“, berichtet Sprecherin Imke Gernand.
Nach ihren Angaben haben die Täter die Tür zum SB-Bereich aufgebrochen. So sei zunächst aus der Filiale ein Einbruchalarm ausgelöst worden, ehe nach dem Sprengversuch der Feueralarm losging und die Sprinkleranlage ansprang.
Geldautomatensprengungen in Einkaufszentren kommen häufiger vor
Erst vor zwei Wochen hatte eine fehlgeschlagene Geldautomatensprengung in einem Einkaufszentrum im benachbarten Hamburg-Lurup für einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gesorgt. Auch in Schleswig-Holstein ist es nach Angaben der Lka-Sprecherin in letzter Zeit zu mehreren Automatensprengungen in Einkaufszentren gekommen.
Tatorte waren demnach der Citti-Park in Kiel sowie der der Citti-Park in Flensburg. Auch im Ostkreuz-Center in Oststeinbek schlugen die Täter zu. Einkaufszentren sind offenbar deshalb bei den Tätern beliebt, weil sich dort teilweise mehrere Geldautomaten befinden und diese häufig 24 Stunden lang zugänglich sind.
Geldautomaten gesprengt: Häufig sind professionelle Banden am Werk
Häufig handelt es sich bei den Geldautomatensprengern um professionelle Banden, die aus dem Ausland – sehr häufig aus den Niederlanden – für die Taten anreisen. Die Tat selber dauert nur wenige Minuten. Zumeist gelingt es den Tätern, vor Eintreffen der Polizei mit ihren extra angemieteten, hochmotorisierten Fahrzeugen zu flüchten.
Manchmal misslingt jedoch auch die Flucht. Am 28. Mai 2020 hatten mehrere Täter den Geldautomat der Commerzbank Elmshorn gesprengt und waren auf der Flucht in Rellingen gestellt worden. Das Landgericht Itzehoe verurteilte am 13. Mai 2021 einen der Täter zu vier Jahren Haft, sein Komplize musste drei Jahre und acht Monate hinter Gitter. Beide sollen in der Commerzbank 131.930 Euro erbeutet haben.