Tornesch. Lennart Salomon gibt ein Livekonzert im Uetersener Burg-Kino. Sein Publikum kann von zu Hause aus dabei sein.
Im Regal stapeln sich CDs, neben einer ganzen Reihe von Gitarren steht ein Keyboard, an den Wänden hängen Bilder von verschiedenen Künstlern. Auf einem der Poster ist er selbst zu sehen: Lennart Salomon. Abgebildet mit seiner Elektropop-Band SONO, durch die er als Sänger und Gitarrist bekannt wurde. Seit er denken kann, macht der Tornescher Musik. Er hat bereits mit Künstlern wie Max Mutzke und Lotto King Karl zusammengearbeitet.
Wie die meisten Künstler, bekommt der Musiker die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich zu spüren: Das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen der Band im vergangenen Jahr musste nun schon zum zweiten Mal verschoben werden, und auch Salomons geplante Konzerte als Solokünstler konnten nicht über die Bühne gehen.
Trotzdem oder gerade deshalb hat er sich nun überlegt, wie er der Kultur in seiner Region eine Stimme geben kann: Am Sonnabend, 27. Februar, gibt er im Burg-Kino Uetersen ein einstündiges Konzert mit dem Gitarristen Mirko Michalzik, das online live übertragen wird. Ein Kamerateam wird den Auftritt begleiten, der NDR will später einen Beitrag über das Projekt senden.
Komisch, wenn der Song zu Ende ist und der Applaus fehlt
Musiker Lennart Salomon hofft, mit dem Konzert zeigen zu können, dass Kunst und Künstler auch in Pandemiezeiten existieren. Die Stille in der regionalen Kulturbranche will er jetzt brechen. „Die Kultur im Kreis darf nicht sterben“, sagt der 42-Jährige. Er ist überzeugt von der Idee mit dem Konzert, das Gesamtkonzept stimme einfach: „Mit Mirko Michalzik habe ich einen hervorragenden Musiker an meiner Seite – ich glaube, das wird ein richtig toller Abend.“ Das Burg-Kino mit den klassisch roten Sitzen im Retro-Look gefalle ihm als Veranstaltungsort außerdem besonders gut.
Dass die Live-Übertragung das Erlebnis eines Konzerts vor „richtigem“ Publikum nicht ersetzen kann, weiß Lennart Salomon jedoch auch. „Es ist seltsam, einen Song zu beenden, und es kommt kein Applaus“, sagt der gebürtige Frankfurter.
Bereits während des ersten Lockdowns im März 2020 habe er kleine Konzerte im Internet gegeben. Diese Musikeinlagen seien jedoch immer nur auf Spendenbasis gewesen. Als viele andere Künstler begannen, ebenfalls Online-Konzerte zu geben, sei es nicht mehr so besonders gewesen. „Wenn man sein Produkt immer umsonst anbietet, entwertet man es damit“, sagt er. Deshalb habe er sich dazu entschieden, für diesen Live-Stream Eintritt zu nehmen. Die Qualität solle dafür aber auch stimmen: „Ich möchte, dass es wirklich hochwertiges Entertainment wird“, sagt der Tornescher.
Mit vier Kameras soll das Mooreger Unternehmen CineCoast den Auftritt filmen. „Damit die Aufnahmen richtig gut werden“, sagt Salomon. Auch um die technische Ausstattung und das Catering für alle Anwesenden kümmert er sich.
Der finanzielle Aspekt stehe bei der Veranstaltung aber nicht im Vordergrund, vielmehr gehe es darum, ein Projekt zu schaffen, in dem alle voneinander profitieren. Zwischen den Mitwirkenden fließe auch kein Geld, sondern würden ausschließlich Sachleistungen ausgetauscht. „In dieser Zeit können wir einander so am besten helfen“, sagt der Künstler. Er habe sich zudem bewusst dazu entschieden, lokale Händler in das Projekt einzubeziehen. „Think global, act local“ – auf Deutsch: „Denke weltweit, handle lokal“ – lautet das Motto. Neben Filmteam und Kino seien daher auch das Uetersener Restaurant Von Stamm und das lokale Gitarrengeschäft StageGuitar in die Planung involviert.
Und woher kam die Idee, Musiker zu werden? Darauf hat Lennart Salomon eine ganz klare Antwort: „Die Musik hat mich ausgesucht, nicht andersherum. Ich musste einfach Musiker werden“, sagt der 42-Jährige.
Seit er sechs Jahre alt ist, spielt Salomon ein Instrument. Mit dem Klavier ging es los, mit 13 bekam er dann sein erstes Schlagzeug. „Ab da war ich nicht mehr zu bremsen, ich habe einfach ausprobiert und gespielt“, sagt der Künstler. Musik sei schon immer ein großer Teil seines Lebens gewesen. „Aber zum Popstar kann man keine Ausbildung machen“, sagt er „das passiert einfach so.“
Den Durchbruch hatte er einem Zufall zu verdanken: Ein DJ und ein Produzent suchten einen Sänger für ihren fertigen Song, sie sprachen Salomon an, er sang vor – und der Grundstein für die Band SONO war gelegt. Heute hat der Elektropop-Song „Keep Control“ 2,7 Millionen Aufrufe auf der Video-Plattform YouTube und ist ein richtiger Club-Hit geworden.
Kinobetreiber verspricht nach Lockdown volles Programm
Die selbst geschriebene Musik seiner aktuellen CD hingegen beschreibt Salomon als ganz anders. „Ich würde meine Songs als erwachsenen Pop beschreiben. Als zeitlos. Sie sind ruhiger und sehr persönlich“, sagt er. „Keep Control“ sei ein Mode-Hit gewesen, der irgendwie aktuell geblieben ist. Von seiner selbst geschriebenen Musik wünsche er sich, dass sie immer gefällt, egal wo und wann. Salomon: „Vielleicht geht der Stil ein bisschen in Richtung Tom Petty oder Sting.“ Im Frühjahr dieses Jahres kommt seine nächste CD heraus, die während der Pandemie entstanden ist. Am 27. Februar wird er im Burg-Kino seine aktuellen Songs spielen.
Kinobetreiber Bernd Keichel freut sich, dass das Konzert bei ihm stattfindet. „Vielleicht können wir anderen Künstlern, die gerade keine Einnahmen haben, mit der Aktion Mut machen, auch mal so einen Livestream zu probieren“, sagt er.
Bereits im Sommer hatte Lennart Salomon Keichel angesprochen, ob ein Auftritt im Burg-Kino möglich sei. Da hätten sie gerade mal für ein paar Monate öffnen können, so Keichel. Jetzt sind die Kinos schon seit mehr als 100 Tagen geschlossen. Bernd Keichel bleibt trotzdem optimistisch: „Nach dem Lockdown können wir, denke ich, wieder öffnen“, sagt er. Dann gebe es auch wieder das volle Programm: Filmnächte, Lady’s Night, Pyjama-Abend. „Ohne Zuschauer, gibt es kein Kinoflair. Das fehlt mir schon sehr“, sagt Keichel. Durch die Hygienemaßnahmen könne in den Sälen aber nur etwas mehr als ein Drittel der Plätze belegt werden.
Wenigstens für eine Sanierung hat er die vorstellungsfreie Zeit bis jetzt nutzen können: „Das Land Schleswig-Holstein und die Filmförderungsanstalt Berlin haben uns eine Dachsanierung und einen Ausbau der Klimaanlagen im Kino finanziert“, sagt der Kinochef. Und hofft auf eine bessere Zukunft.
Konzert: Sa 27.2., 20 Uhr, Tickets 11 (nur angucken) bzw. 18 Euro (auch downloaden) unter www.burgkino.de; CDs und Infos unterwww.lennartsalomon.de