Wedel. Nach dem Tod der Friedensaktivistin Marianne Wilke wird ihr nun ein filmisches Denkmal gesetzt. Eine Zielgruppe sollte den Film sehen.
Kurz vor ihrem 94. Geburtstag ist die Holocaust-Überlebende Marianne Wilke im Vorjahr am 17. Juli in Wedel verstorben. Zeit ihres Lebens hatte sie sich für den Kampf gegen Rechtsradikalismus und Faschismus eingesetzt. Bis zuletzt erklärte sie auch Schülern im Kreis Pinneberg ihre Idee von einer besseren Welt, auch weil sie als „Halbjüdin“ schlimmste Erfahrungen unter der Nazi-Diktatur machen musste.
In ihren Vorträgen nutzte die 1929 in Hamburg geborene Wilke regelmäßig diese Liedzeile der Rockband Die Ärzte: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist. Es wär‘ nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ Nun ist der Dokumentarfilm „Einmal und nie wieder“ von Regisseur Johannes Hör mit und über Wilke erschienen.
Dokumentation: Wedeler Holocaust-Zeitzeugin Wilke berichtet in „Einmal und nie wieder“
Der Filmemacher kooperierte dabei mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Schleswig-Holstein. Eine für Besucher kostenlos Uraufführung des 70 Minuten langen Films gibt es in Wedel am kommenden Donnerstag, 25. April, um 19 Uhr im Stadtteilzentrum Mittendrin (Friedrich-Eggers-Straße 77-79).
Dazu laden ein: Der VVN-Bda Kreis Pinneberg, der Arbeitskreis der Stadt Wedel gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit und der DGB Ortsverband Wedel. Das Metro-Kino in Kiel (Holtenauer Straße 162) zeigt das Werk ebenfalls gratis am Mittwoch, 15. Mai, um 18.30 Uhr.
Dokumentarfilm über Marianne Wilke soll an Schulen gezeigt werden
„Dieser Film soll künftig vor allem Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt werden und wird von etlichen Institutionen unterstützt und beworben, etwa vom Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein“, sagt Sohn Dirk Wilke. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete seine Mutter Marianne Wilke als Kindergärtnerin, sie lebte in Wedel.
Ihr Ehemann, der Journalist Günther Wilke, verstarb 2019. Beide hatten sich gemeinsam über Jahrzehnte hinweg in der Friedensbewegung engagiert, ehe Marianne Wilke bis ins hohe Alter von fast 94 Jahre damit allein weiter machte.
Nazi-Diktatur: Wilke gibt Einblicke zur „Stunde Null“ in Deutschland
In der Dokumentation erinnert sich die Protagonistin, deren Vater jüdischer Abstammung war, an ihre Zeit als Kind und Jugendliche im Faschismus und während des Zweiten Weltkriegs. Sie gibt ebenfalls Einblicke aus ihrer Sicht zur sogenannten „Stunde Null“, also dem Zusammenbruch des NS-Regimes und der ihrer Meinung nach fehlgeschlagenen anschließenden Entnazifizierung in Deutschland.
- „Beschämend“: Dreiste Diebe stehlen Blumen von Wedeler KZ-Mahnmal
- Wedel: Warum die Nazis große Angst vor Pünktchen und Anton hatten
- Marianne Wilke (92): „Die Nazis haben uns zu Juden gemacht“
Auch ihr Engagement 1951 auf Helgoland ist Teil des Films. Dort hatte sie mit der Guttempler-Bewegung die Nordseeinsel mit friedlichen Absichten symbolisch besetzt. Zudem wird Marianne Wilkes unermüdlicher Einsatz bis ins hohe Alter hinein gegen Krieg und Rassismus beleuchtet.
Wedeler Zeitzeugin: Demokratiebewusstsein soll geschärft werden
Ziel des Projekts ist, durch den Blick auf die Geschichte auf die Notwendigkeit und den achtsamen Umgang mit der Demokratie hinzuweisen. Es müsse laut Unterstützer des Films das aktuelle Bewusstsein für Menschenwürde und gegenseitigen Respekt aus der Vergangenheit abgeleitet werden.
„Der Film soll eine Widerstandsperspektive gegen Rassismus und Antisemitismus vermitteln sowie ein notwendiges soziales Engagement propagieren“, heißt es in der Projektbeschreibung. Unterstützt wurde das filmische Vorhaben unter anderem auch vom DGB Kiel, der Gesellschaft für Erziehung und Wissenschaft Schleswig-Holstein und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.