Haseldorf. Peter Bock ist Chef der „Rökerkiste“. Die Fischräucherkunst lernte er von Kindheit an. Was sein Rezept ist - und wann man ihn trifft.
Wer mit dem Fahrrad am Deich unterwegs ist oder zu Fuß an der Elbe entlang wandert und am Haseldorfer Hafen vorbeikommt, hat ihn sofort in der Nase: den würzigen Geruch nach frisch geräuchertem Fisch. Aber wer steckt eigentlich hinter dem Räucherofen, der allseits bekannten „Rökerkiste“? Wer ist der inoffizielle „Räucherpapst von Haseldorf“?
Peter Bock heißt der Mann, der kleine und große Fans des Räucherfisches in den warmen Monaten des Jahres zur genussreichen Pause an der Elbe lockt. Hauptberuflich verdient sich der heute 63 Jahre alte Metallmechanikermeister seinen Lohn als Techniker in Krankenhäusern. Aber seine Leidenschaft gehört den Fischen.
Elbe: Haseldorfer Hafen - mit dem alten Ölfass als Räuchertonne fing alles an
Schon als Junge hat ihn das Räuchern fasziniert, obwohl die Eltern nichts mit Fischen am Hut hatten. Gemeinsam mit seinen beiden älteren Brüdern zog der Haseldorfer gern zum Angeln an den großen Fluss. Mit einem alten Ölfass, das mit einem Sack zugedeckt wurde, ging es im Garten der Familie los. Sein Rezept reifte schon damals: „Salz, Buchenholz und ganz viel Liebe.“
Der Haseldorfer hat ein gutes Gespür dafür, wann die Fische auf den Punkt durchgegart sind und aus dem Ofen geholt werden müssen. Solange Ware und Nachfrage da sind, wird geräuchert. Immer wieder dürfen neugierige Kunden mal hinter dem großen Imbisswagen schnuppern, staunen und probieren. Löst sich die Rückengräte leicht aus dem Fisch, ist er servierfertig.
Fischräucherei im Kreis Pinneberg: Seit 15 Jahren baut Bock im Frühling den Imbiss auf
Seit 15 Jahren baut Peter Bock sein mobiles Restaurant mit frischem Fisch, Pommes, Getränken und Co. am Hafen auf. Sein Konzept überzeugte die Gemeindevertreter damals mehr als das der Konditoren, die sich ebenfalls um den Standort beworben hatten. Der heimische Bäcker Krohn profitiert heute trotzdem von der beliebten Fischbude. „Bei mir wird jedes Brötchen frisch zubereitet und stammt natürlich aus dem Dorf“, erzählt Peter Bock.
Auf seinen Heimatort ist er ohnehin stolz. „Hier hilft jeder dem anderen, wenn jemand Unterstützung benötigt“, erzählt er. Und schon schaut Enrico Bodach vom heimischen Landschaftsbau-Unternehmen in die Tür. Er bringt schnell mal einen seiner Mäher, damit das Gras auf dem Hafengelände vorm nächsten Ausflugswochenende gekürzt werden kann.
Imbissbude: Beim Schwiegervater vor der Aalkate Fischbrötchen verkauft
Die Imbissbude mit Räucherofen ist bislang Peter Bocks größtes Projekt. Mit dem Räucherfass daheim hatte es angefangen. Ältere Fischliebhaber werden sich aber auch noch an ihn erinnern, als er bei seinem Schwiegervater Wolfgang Blahm auf dem Gelände der Aalkate in Neuendeich aus dem alten Taubenschlag heraus Fischbrötchen verkaufte. Räuchern durfte er im Ofen der Aalkate.
Später kaufte er sich einen kleinen Fischwagen, aus dem heraus er vor dem Supermarkt Eurospar in Wedel seine Rauchware verkaufte. Darüber hinaus engagierte er sich jahrelang für den Angelverein Binnenelbe. Da wurde sogar vom Umzugswagen Frischgeräuchertes ausgegeben.
Fisch genießen: Am Räucherofen darf jeder Neugierige gern mal schnuppern
Ein paar Jährchen will Peter Bock seinem Publikum am Hafen noch treu bleiben. Geöffnet ist jeden Freitag ab nachmittags sowie am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 20 Uhr. „Bei Sonnenschein auch länger“, erzählt der Haseldorfer und grient. Die Menschen mögen ihn, man kennt sich weit über das Dorf hinaus und schnackt gern miteinander, bis die Sonne über der Elbe langsam untergeht.
Doch noch werden die Tage länger, die Temperaturen steigen. Immer mehr Fahrradfahrer lernen die Bude am Haseldorfer kennen und lieben. Auch Prominenz schaut hier mal vorbei. Der Komiker Otto Waalkes genoss eine kulinarische Pause. „Die Erwachsenen ließen ihn alle in Ruhe“, erinnert sich Peter Bock.
Als Otto den Kindern Ottifanten auf die Schwimmwesten zeichnete
Aber die Kinder rotteten sich tuscheln zusammen („das ist Otto“), holten Schwimmwesten aus ihren Booten und baten zaghaft um ein Autogramm. Otto Waalkes nahm es, wie gewohnt, mit Humor, zeichnete schnell und routiniert allen einen Ottifanten auf die orange Weste – eine schöne Erinnerung an einen fröhlichen Tag am Haseldorfer Hafen.
Auch Profis von Fuß- und Handballer sowie vom Eishockey schauen in der „Haseldörper Rööckerkist“ immer mal wieder rein. „Aber die kenne ich nicht so genau“, gesteht der Imbisschef.
„Hier schnackt jeder mit jedem, gern op Platt“
Und noch etwas gefällt dem Gründer der „Rööckerkist“ bei seinen Gästen besonders gut. Unter den Besuchern verschwimmen die Einkommensgrenzen. Peter Bock: „Hier schnackt der Professor ausgiebig mit den einfachen Leuten, gern op Platt. Ob Arzt oder Klempner spielt bei uns keine Rolle.“
- Traditionssegler Elmshorn: Verein löst sich auf - Neuer Eigentümer übernimmt Gloria
- Spargel Pinneberg: Endlich gibt es wieder Edelgemüse – mit besonderem Service
- Bauernhofcafés: Acht Tipps für einen süßen Ausflug im Hamburger Umland
Eine kleine Rolle spielte aber einmal das Finanzamt. Die Geschichte zum Schmunzeln: Peter Bock hatte laut einem Zeitungsbericht dem Bürgermeister berichtet, dass er im Winter den Platz für seinen Imbiss als erster freigeräumt hatte. Wo denn der Bon für diesen Verkaufstag sei, wollte der Prüfer drei Jahre später wissen. Dank alter Fotos konnte der Haseldorfer jedoch seine Unschuld nachweisen. Nur der Platz war vom Schnee freigeräumt. Vom Imbisswagen im kalten Winter hatte Peter Bock nach einem zarten Versuch mit Glühweinverkauf schon Jahre vorher Abstand genommen.
Und woher stammt der Fisch? Zum Angeln kommt er selbst leider schon lange nicht mehr, und reichen würde das Selbstgefangene erst recht nicht. Auch die Zeiten, als der alte Haseldorfer Elbfischer Hermann Holtorf ihm nach der erfolgreichen Angeltour schmunzelnd die Lachsforelle aus dem Boot zuwarf, sind vorbei. „Vom Großhändler Reichenbach“, berichtet Peter Bock und gesteht: „Ich esse am liebsten Saibling.“ Na dann, guten Appetit!