Wedel. Der einzige Spargelhof im Kreis ist verspätet in die Saison gestartet. Was die weißen Stangen bei Familie Schmietendorf kosten.
Die Spargelsaison in Schleswig-Holstein wurde offiziell schon Anfang voriger Woche eröffnet, aber da waren die Schmietendorfs noch nicht so weit. „Obwohl es nur zwei Autostunden entfernt ist, liegt das Herzogtum Lauenburg weiter im Landesinneren und hat ein anderes Klima. Die sind uns eigentlich immer eine Woche voraus“, erzählt Britta Schmietendorf.
Dabei sind die Spargelbauern im Allgemeinen drei Wochen eher dran als früher üblich. „Mein Vater hatte früher Glück, wenn er zum 1. Mai Spargel hatte“, berichtet Harm Schmietendorf.
Spargel Pinneberg: Der Dauerregen war für Schmietendorfs ein Problem
Inzwischen wird das königliche Gemüse unter Folien gezogen, das beschleunigt das Wachstum. Schmietendorf: „Die Folienwirtschaft ist wichtig, um rechtzeitig vernünftige Erträge zu haben.“
Dabei hatte der Wedeler in diesem Jahr Probleme, denn aufgrund des Dauerregens seit dem vorigen Herbst stand auf seinen Feldern an manchen Stellen das Wasser. Nun hofft Schmietendorf auf besseres Wetter und darauf, dass die Saison insgesamt gut wird.
16 Hektar bewirtschaftet der einzige Spargelbauer im Kreis Pinneberg, die meisten Felder befinden sich entlang der Pinneberger Straße in Wedel. 16 Spargelstecher aus Polen ernten das Frühlingsgemüse. Sie erhalten Mindestlohn, der hier dreieinhalbmal so hoch ist wie in Polen. Dort gibt es laut Schmietendorf 3,50 Euro pro Stunde.
Spargelernte in Wedel: Jede einzelne Stange geht durch drei Hände
Bei Schmietendorf wachsen die weißen Stangen unter Folien, die wie Gewächshäuser wirken. Jede Folie wird angehoben, dann gucken die Erntehelfer, ob schon ein paar Spargel aus der Erde blitzen. Mit den Fingern werden die Stangen ausgegraben und dann mit einem Messer abgestochen.
Anschließend werden die Beete wieder mit der Folie abgedeckt. „Jede einzelne Spargelstange geht durch drei Hände“, erklärt der Chef. Ist das Gemüse geerntet, ist der Arbeitsprozess aber noch nicht beendet. Die Spargelstangen sind voller Erde und haben unterschiedliche Größen. Eine Maschine wäscht den Spargel, eine andere sortiert ihn nach Größen.
Johanni hin oder her: Wenn die Stangen zu dünn werden, ist Schluss mit der Ernte
Pro Hektar können in der Saison etwa sechs Tonnen Spargel geerntet werden. Ein Drittel davon ist Ausschuss, bleiben also noch etwa vier Tonnen pro Hektar Anbaufläche.
Geerntet wird bis ungefähr zum 20. Juni. Das offizielle Ende der Spargelzeit ist der Johannistag am 24. Juni. „Wenn aber die Stangen zu dünn werden, muss man aufhören mit der Ernte. Da richte ich mich nicht nach Johanni“, erklärt Schmietendorf.
Spargel sei eine zehnjährige Kultur, „und ich möchte ja auch im nächsten Jahr noch was davon haben. Da darf ich die Pflanzen nicht zu sehr auslaugen.“ Und so kann es dann eben sein, dass Schmietendorfs Hoflanden an der Voßhörntwiete 69 in Wedel schon eine Woche vor Ende der Saison die Pforten schließt.
Hofladen hat jeden Tag von 9 bis 18 Uhr geöffnet
Doch bis dahin ist der Laden an jedem Tag durchgehend von 9 bis 18 Uhr geöffnet, auch an allen Wochenenden und Feiertagen wie 1. Mai, Himmelfahrt und Pfingsten. Um die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort beschäftigt, manche in Teilzeit, an den Wochenenden helfen Schülerinnen und Schüler aus. Das Kilo Spargel kostet je nach Qualität 9,90 bis 16,90 Euro.
Passend zum Spargel gibt es im Hofladen auch neue Kartoffeln, Eier, Sauce Hollandaise und gelegentlich Schinken. Der ist aber sehr zum Leidwesen von Harm Schmietendorf gerade ausverkauft. Weil er keine Industrieware anbieten möchte, bezieht er den Schinken von einer alten Schinkenräucherei in Hamburg. Und dort ist die Ware gerade knapp und teuer.
Um den Kunden die Arbeit zu erleichtern, gibt es in Schmietendorfs Hofladen einen großen Schälautomaten, der die Spargelstangen wesentlich dünner abschält als die herkömmlichen Automaten. Wer sich diesen Luxus gönnen möchte, zahlt einen Euro extra pro Kilo. Ab drei Kilo wird gratis geschält.
Chemischer Pflanzenschutz kommt bei Schmietendorfs nicht aufs Feld
1996 hat Harm Schmietendorf den Betrieb von seinem Vater übernommen. Der wiederum hatte 1980 begonnen, Spargel anzupflanzen. Schmietendorfs Spargel ist Natur pur. Chemischer Pflanzenschutz kommt ihm nicht aufs Feld. Unkraut wird mit einem Traktor gejätet.
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Und woran erkennt man, ob der Spargel frisch ist? Wenn man die Stangen aneinander reibt, müssen sie quietschen, die Schnittflächen sollen feucht und der Spargel darf nicht braun sein.
Telefonisch ist Familie Schmietendorf unter 04103/83771 erreichbar.