Kreis Pinneberg. Wo man am ehesten Opfer wird: Zahl der Delikte hat sich erhöht. Welche Taten am häufigsten auftauchen – und wo sie meist verübt werden.
Die Anonymität im Internet – sie wird für Straftäter immer reizvoller. Laut der Kriminalstatistik 2023 für den Kreis Pinneberg spielten sich 1740 Fälle im Bereich des World Wide Web ab. Das entspricht einem Anstieg von 267 Fällen gegenüber dem Vorjahr.
Knapp 60 Prozent der Taten, die sich im Netz ereignen, haben mit Betrug zu tun. Doch auch Nötigungen, Bedrohungen und Nachstellungen gewinnen an Bedeutung. 2023 gab es 94 Fälle dieser Art, im Jahr davor waren es 70. Immer beliebter wird es auch, Personen im Netz zu diskreditieren. 102 Fälle von Online-Beleidigungen haben Aufnahme in der Statistik gefunden, mehr als doppelt so viele wie 2022 (48 Fälle).
Zahl der Straftaten im Kreis Pinneberg steigt zum zweiten Mal in Folge an
Auch die sexuell motivierte Kriminalität im Internet ist wieder stark auf dem Vormarsch. 253 Straftäter tummelten sich in diesem Bereich. Fast alle Taten hatten mit Besitz, Verschaffen oder Verbreiten von Kinderpornographie zu tun.
Die Zahl der 2023 im Kreis Pinneberg erfassten Straftaten stieg zum zweiten Mal in Folge erheblich an und überschreitet zum ersten Mal seit 2015 wieder die 20.000er-Marke. In konkreten Zahlen bedeutet das: 20.087 Straftaten landeten 2023 in der Statistik, das entspricht einer Zunahme von 369 Fällen oder 1,9 Prozent gegenüber 2022 (19.718 Straftaten). Die Jahre 2020 (17.338 Straftaten) und 2021 (18.038 Straftaten) waren weniger intensiv, auch im Vor-Corona-Jahr 2019 gab es nur 18.552 Straftaten.
Etwas mehr als jeder zweite Fall wird von den Ermittlern gelöst
Immerhin: Die Aufklärungsquote verbesserte sich um 0,8 Prozentpunkte auf 50,8 Prozent. Damit wird etwas mehr als jeder zweite Fall von den Ermittlern gelöst. 10.213 Fälle gelten 2023 als aufgeklärt, im Jahr davor waren es 9865 Fälle. Macht einen Anstieg von 348 Fällen oder 3,5 Prozent. Zum Vergleich: Landesweit liegt die Aufklärungsquote bei 55,9 Prozent.
Weiterhin sind Diebstähle der dominierende Faktor im Kreis. In diesem Bereich ist ein Rückgang sichtbar. 6957 Fälle sind diesem Deliktfeld zuzuordnen – 2022 waren es noch 7346 Taten. Etwa jede dritte Straftat kommt damit aus diesem Bereich – genauer gesagt 34,6 Prozent.
Zahl der Ladendiebstähle ist so hoch wie nie zuvor
Ladendiebstahl hatte auch im Vorjahr Hochkonjunktur – die Zahl der Taten stieg von 1229 in 2022 auf 1406. Das sind die höchsten Zahlen der vergangenen zehn Jahre. Die Aufklärungsquote sank um 3,2 auf 84 Prozent. Taschendiebstähle bleiben auf hohem Niveau, auch wenn die Zahlen leicht sinken. 498 Fälle wurden 2023 aktenkundig, gegenüber 2022 ein Rückgang von sieben Fällen.
Rückläufig ist die Zahl der Fahrraddiebstähle. 1179 Räder wechselten 2023 auf illegale Weise den Besitzer. Im Vorjahr lag die Zahl der Fahrraddiebstähle noch bei 1545. In diesem Bereich liegt die Aufklärungsquote stets im einstelligen Bereich. 2023 betrug sie 7,3 Prozent – nach 6,1 Prozent in 2022. 98 Autos wurden 2023 als gestohlen gemeldet (+31). Nicht einmal jeder dritte Fall wird gelöst, die Aufklärungsquote liegt bei 26,5 Prozent.
374 Fälle von Tankbetrug haben sich 2023 im Kreis Pinneberg ereignet
Auf Platz zwei der Kriminalität liegen die sogenannten Vermögens- und Fälschungsdelikte mit 3229 Fällen. Immerhin: Ihre Zahl ist rückläufig (-91). Die Aufklärungsquote in diesem Bereich sinkt von 51,0 auf 49,9 Prozent. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität macht 16,1 Prozent aus. Betrugstaten dominieren diesen Bereich. In 1171 Fällen ging es um Waren- sowie Warenkreditbetrug.
374 Täter tankten an der Zapfsäule voll und entfernten sich, ohne für den Sprit zu bezahlen. Unter den Begriff Erschleichen von Leistungen entfallen 313 Fälle. Laut Polizei sind auch die Enkeltrickbetrüger sowie die Betrugstaten durch falsche Polizeibeamte auf dem Vormarsch. Genaue Zahlen zu diesen Bereichen liefert die Statistik allerdings nicht.
Zahl der Rohheitsdelikte hat sich im Kreis Pinneberg erhöht
Die Top drei der Kriminalität komplettieren die Rohheitsdelikte, die sich 2023 nochmals auf 3215 Taten (2022: 3006 Taten) erhöht haben. Sie machen damit einen Anteil von 16 Prozent an der Gesamtkriminalität aus. 86,7 Prozent dieser Fälle klärt die Polizei auf. In 1410 Fällen liegt eine einfache Körperverletzung vor. 456 Taten stuft die Polizei als gefährliche Körperverletzung ein, es folgen Raub (130), Bedrohung (627), Nötigung (256) sowie Stalking (54 Fälle).
Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt im zweiten Jahr in Folge wieder leicht an. 348 Mal schlugen Einbrecher im Vorjahr zu (2022: 344 Taten). Im Landesvergleich steht der Kreis Pinneberg in diesem Sektor auf einem der oberen Plätze.
Einbrüche in Wohnungen: Starker Zuwachs ist in Pinneberg zu verzeichnen
In allen Städten und Gemeinden mit Einwohnerzahlen jenseits der 10.000 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche unverändert hoch. Ein starker Zuwachs ist in Pinneberg zu verzeichnen (+28 Taten). Die Aufklärungsquote ist erneut um einen Prozentpunkt gesunken und liegt bei 14,4 Prozent . Zum Vergleich: 2021 lag sie noch bei 17,8 Prozent.
Auch Gewerberäume werden bei Einbrechern zunehmend beliebter. 273 Fälle werden 2023 dieser Kategorie zugeordnet, 2022 kam es hier zu 238 Taten. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich sank stark – von 14,3 Prozent auf nur noch 9,2 Prozent.
Zahl der Autoaufbrüche ist im Vorjahr deutlich gesunken
Die Zahl der Autoaufbrüche ist im Jahr 2023 deutlich gesunken, befindet sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. 766 Fälle nahmen die Beamten auf, 2022 waren es 179 Taten mehr (-19 Prozent). Autoaufbrecher werden nur selten erwischt. Die Aufklärungsquote stieg immerhin im Vergleich zu 2022 leicht an – von 4,6 Prozent auf 5,7 Prozent.
17 Straftaten gegen das Leben (2022: neun) flossen 2023 in die Kriminalstatistik ein. In Elmshorn hatte etwa ein 27-jähriger Mann am 21. Juli 2023 einen 36 Jahre alten Angler am Südufer niedergestochen und lebensgefährlich verletzt.
Zwei Steinwürfe von Brücken auf Fahrzeuge gelten als versuchter Mord
In Pinneberg ereignete sich am 7. Oktober ebenfalls eine Messerattacke vor einer Raucherkneipe, bei der das Opfer (44) auch in Lebensgefahr schwebte. Der Täter ist 35 Jahre alt. Beide Vorfälle arbeitet derzeit das Landgericht Itzehoe auf. 91 Fälle, bei denen ein Messer im Spiel war, listet die Statistik auf. Das sind zehn weniger als 2022.
Die Statistik führt unter anderem vier Fälle von fahrlässiger Tötung auf, fünf Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags sowie sechs Verfahren wegen versuchten Mordes. Zu letzteren gehören zwei Steinwürfe von Brücken auf Kraftfahrzeuge, die von der Staatsananwaltschaft als versuchter Mord eingestuft worden sind.
Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung erhöhen sich deutlich
19 Vergewaltigungen (2022: 26) wurden 2023 von der Polizei bearbeitet, davon konnten 78,9 Prozent aufgeklärt werden. Was die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung betrifft, flossen 475 Fälle in die Statistik ein – ein Anstieg von 199 Fällen oder 72,1 Prozent gegenüber 2022. Das liegt daran, dass der Bereich Ausnutzen sexueller Neigungen – eine typische Internet-Straftat – sich mit 259 Fällen (2022: 131) nahezu verdoppelt hat.
142 Taten des sexuellen Missbrauchs wurden 2023 aktenkundig, davon waren in 86 Fällen Kinder betroffen. Auch in diesem Bereich ist ein starker Anstieg sichtbar. Zum Vergleich: Für das Vorjahr stehen 66 derartige Taten in der Statistik, 38 davon betrafen Kinder.
Verstöße wegen Kinderpornografie nehmen deutlich zu
83-Mal ermittelten die Beamten wegen Besitz und Verschaffens von Kinderpornographie (+50), hier sank die Aufklärungsquote von 87,9 auf 73,5 Prozent. Auch beim Delikt Verbreitung von Kinderpornographie ist ein Anstieg sichtbar. 2023 wurden hier 82 Fälle aktenkundig, ein Jahr zuvor waren es noch 45. 89 Prozent der Fälle konnen aufgeklärt werden (2022: 82,2 Prozent).
Beim Thema häuslicher Gewalt flossen 571 Fälle in die Statistik ein. Ein Jahr zuvor waren es noch 630 Gewalttaten innerhalb von Partnerschaften (-9,4 Prozent).
Kripo-Statistik 2023: Einen Rückgang gab es bei den Rauschgiftdelikten
Von 89 Brandstiftungen (2022: 98) konnten die Beamten 50,6 Prozent aufklären. 60 Mal wurde das Feuer vorsätzlich gelegt, 29 Mal ist fahrlässiges Handeln verantwortlich. 83 weitere Feuer sind technischen Ursprungs oder nicht mehr aufzuklären.
Einen Rückgang gibt es bei Rauschgiftdelikten (-10,6 Prozent). 1069 Fälle (2022: 1196) bearbeiteten die Rauschgiftermittler. Die Aufklärungsquote liegt bei 90,9 Prozent und ist leicht um 2,4 Prozentpunkte gesunken. Mit 585 Taten liegen Cannabisverstöße weit vorne. Ein Drogentoter war zu beklagen, im Vorjahr starben vier Menschen nach dem Konsum illegaler Rauschmittel.
Zahl der Sachbeschädigungen stark stark an
Stark angestiegen ist die Zahl der Sachbeschädigungen. 2552 derartige Vorfälle beschäftigten im vorigen Jahr die Ermittler. Zum Vergleich: Ein Jahr davor waren es lediglich 2032.
Die in 2023 aufgeklärten 10.213 Taten werden 7646 Tatverdächtigen zugeordnet. 76,1 Prozent der Täter sind Männer, 23,9 Prozent Frauen. 77,3 Prozent sind älter als 21, Heranwachsende (18 bis 21 Jahre) machen 8,1, Jugendliche (14 bis 18) 9,6 und Kinder 5,0 Prozent der Täter aus.
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- 2019 war das Jahr der Morde im Kreis Pinneberg
380 Straftaten (+43) wurden durch Kinder, 737 durch Jugendliche (+103) und 618 durch Heranwachsende (+19) begangen. Der Anteil der Nichtdeutschen an der Gesamtzahl der Straftaten liegt bei 33,3 Prozent und ist um 1,3 Prozent angestiegen. Deutsche mit Migrationshintergrund werden statistisch nicht separat erfasst.
Kreis Pinneberg: Das sind die gefährlichsten Städte
Der Kreis Pinneberg weist im Vergleich der Kreise mit 6236 die höchste Häufigkeitszahl auf, liegt damit allerdings noch deutlich hinter den kreisfreien Städten. Die Häufigkeitszahl beschreibt die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner und macht damit die Kriminalitätsbelastung zwischen einzelnen Regionen vergleichbar Zum Vergleich: Die Häufigkeitszahl auf Landesebene liegt bei 6646.
Betrachtet man die größeren Städte und Gemeinden im Kreis bezogen auf diese Häufigkeitszahl, dann ist es in Elmshorn am wahrscheinlichsten, Opfer einer Straftat zu werden (Häufigkeitszahl: 10.210). Es folgen mit großem Abstand Pinneberg (8347), Wedel (7267), Uetersen (6574) und Tornesch (5965).
Elmshorn ist am unsichersten, in Rellingen gibt es die geringste Kriminalität
Die höchste Sicherheit bietet statistisch gesehen Rellingen (4115), davor liegen Schenefeld (4689) und Halstenbek (4912). Quickborn (5017) liegt in diesem Ranking auf Platz sechs, Barmstedt (4976 ) folgt auf Platz sieben.