Kreis Pinneberg. Hasskommentare, Nötigung, Kinderpornos: Laut neuer Kriminalstatistik nehmen die Fälle zu. Die ganze Bilanz für den Kreis Pinneberg.

Die Anonymität im Internet – sie wird für die Straftäter immer reizvoller. Laut der am Dienstag vorgestellten Kriminalstatistik 2021 für den Kreis Pinneberg spielten sich 1395 Fälle im Bereich des World Wide Web ab. Das entspricht einem Anstieg von 431 Fällen gegenüber dem Vorjahr (+44,7 Prozent). Besonders erschreckend: Ein Großteil des Anstiegs geht auf Kinderpornografie zurück, die über das Internet beschafft wurde.

Die Zahl der 2021 im Kreis Pinneberg erfassten Straftaten ist im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 18.038 gestiegen (2020: 17.338). Zum Vergleich: 2019, als Corona noch ein Fremdwort war, lag die Gesamtzahl der Straftaten bei 18.552. Die Aufklärungsquote liegt mit 51,4 Prozent nahezu auf dem Niveau des Vorjahres, als sie 51,5 Prozent betrug. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der aufgeklärten Taten um 337 Fälle (2020: 8.926 Fälle) auf 9263 Fälle. Dies entspricht einem Anstieg von 3,8 Prozent. Landesweit ist eine Zunahme der aufgeklärten Taten um fünf Prozent zu verzeichnen.

Weiterhin sind Diebstähle der dominierende Faktor im Kreis. 6052 Fälle sind diesem Bereich zuzuordnen (-42 Taten) und damit nahezu jede dritte Straftat. Die Aufklärungsquote liegt dabei mit 23,4 Prozent leicht über dem Vorjahreswert von 22,9 Prozent.

298 Mal schlugen Einbrecher im Vorjahr zu. Dieser Wert ist weiter rückläufig, verglichen mit anderen Kreisen im Land ist er jedoch sehr hoch. Im Vergleich mit 2015, als 976 Einbrüche im Kreis aktenkundig waren, hat sich die Zahl der Einbrüche stark verringert. In allen größeren Städten des Kreises ist die Zahl rückläufig – mit Ausnahme von Schenefeld, wo der Wert von 2020 um 13 Taten übertroffen wurde. Die Aufklärungsquote liegt bei 17,8 Prozent – der höchste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich.

Ladendiebe waren 2021 besonders oft am Werk

Ladendiebstahl hatte 2021 Hochkonjunktur – die Zahl der Taten stieg von 795 auf 953. Hier wird nahezu das Niveau aus der Vor-Corona-Zeit von 2019 erreicht, als 961 Fälle aktenkundig wurden. Auch Taschendiebe waren sehr aktiv. 2020 war mit 515 Fällen ein Rekordjahr – 2021 steht mit 493 Taten kaum nach. Nur 4,1 Prozent dieser Fälle werden aufgeklärt – nach 5,8 Prozent im Vorjahr.

Immer häufiger müssen Beamte im Internet ermitteln. Von den 1395 Fällen entfallen 862 auf Betrugstaten (+94), 229 auf das Beschaffen von Kinderpornografie (+155), 60 auf sogenannte Hasskommentare (+10) sowie 55 auf Nötigung, Bedrohung und Nachstellung (+36).

Doch auch mit den klassischen Straftaten haben die Beamten genügend zu tun. Sechs Straftaten gegen das Leben (2020: zehn) flossen 2021 in die Kriminalstatistik ein – aufgeschlüsselt in zwei Morde und vier Totschlagsdelikte, zum Teil blieb es beim Versuch. Im Februar waren drei Jugendliche in Hemdingen mit einem Miet-BMW vor der Polizei geflüchtet und hatten eine Person in Lebensgefahr gebracht. Im September rammte ein 64-Jähriger in suizidaler Absicht in Raa-Besenbek eine Hauswand, zuvor war er absichtlich in den Gegenverkehr gefahren und hatte um ein Haar eine Frontalkollision verursacht.

In Quickborn hatten zwei Kinder Steine von einer A 7-Brücke geworfen – und in Elmshorn starb im August ein 36-Jähriger nach einer Auseinandersetzung mit einem 19-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft geht von Notwehr aus, hat das Verfahren eingestellt. Die Angehörigen haben Beschwerde eingelegt, die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft steht noch aus. In diese Statistik fallen zwei Schwangerschaftsabbrüche.

23 Vergewaltigungen (2020: 37) wurden 2021 von der Polizei bearbeitet, davon konnten 87 Prozent aufgeklärt werden. Was die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung betrifft, flossen 386 Fälle in die Statistik ein – 143 mehr als 2019. Der Anstieg geht auf die Kinderpornografiefälle im Internet zurück. Es kam in 75 (-4) Fällen zu einem sexuellen Missbrauch, dies betraf in 36 (-12) Fällen Kinder. Leicht angestiegen (plus 1,1 Prozent) sind die Fälle von häuslicher Gewalt – offenbar coronabedingt. 554 Taten wurden aktenkundig.

Steigende Aggressivität ist in den Zahlen ablesbar

Bei den Rohheitsdelikten waren 2777 Fälle zu bearbeiten – 78 mehr als 2020. Bei den Raubtaten gibt es mit 93 Fällen einen Rückgang (minus 8). Die Zahl der einfachen Körperverletzungen liegt bei 1266 Fällen (-67), die schweren Körperverletzungen sind mit 430 Fällen (-1) nahezu identisch mit dem Wert des Vorjahres. Die steigende Aggressivität in der Bevölkerung offenbart sich bei den Bedrohungen. 511 Fälle listet die Statistik für 2021 auf, 2020 waren es lediglich 340. Auch bei den Nötigungen gab es einen Anstieg – von 267 auf 305.

Von 72 Brandstiftungen (2020: 76) konnten die Beamten die Hälfte aufklären. 43 Mal wurde das Feuer vorsätzlich gelegt, 29 Mal ist fahrlässiges Handeln verantwortlich. 52 weitere Feuer sind technischen Ursprungs oder nicht mehr aufzuklären.

2656 Fälle (2020: 2639) zählen zu den Vermögens- und Fälschungsdelikten. Der größte Teil (1925 Fälle) wird strafrechtlich als Betrug eingeordnet, dazu zählt auch der Enkeltrickbetrug. Hier gibt es keine genauen Zahlen. Einen Anstieg gibt es bei Rauschgiftdelikten (+20,5 Prozent). 1252 Fälle (2020: 1039) bearbeiteten die Rauschgiftermittler, häufig handelt es sich um komplexe Verfahren. Die Aufklärungsquote liegt bei 89,2 Prozent (-2,2 Prozent).

Die in 2021 aufgeklärten 9263 Taten werden 6834 Tatverdächtigen zugeordnet. 77,7 Prozent der Täter sind Männer, 22,3 Prozent Frauen. 78,3 Prozent sind älter als 21, Heranwachsende (18 bis 21 Jahre) machen 7,7, Jugendliche (14 bis 18) 9,6 und Kinder 4,4 Prozent der Täter aus. Der Anteil der Nichtdeutschen liegt bei 29,4 Prozent. Deutsche mit Migrationshintergrund werden statistisch nicht separat erfasst.