Westerhorn. Pächterinnen geben Café Dauenhof am Bahnhof Westerhorn im Juni auf. Nachfolger für den gut besuchten Laden werden dringend gesucht.
Es ist ein beliebtes Ausflugslokal im Kreis Pinneberg, gemütlich eingerichtet und verkehrsgünstig direkt am Bahnhof gelegen: das Café Dauenhof in Westerhorn, ganz im Nordwesten des Kreises. Jetzt droht die charmante Lokalität, die vor allem Radfahrer und Bahnpendler zum Ausruhen, Plaudern und Stärken nutzen, nach nur vier Jahren Betrieb wieder zu schließen. Das einladende Bahnhofsviertel würde seine wichtigste Attraktion verlieren.
Die beiden bisherigen Betreiberinnen Sina Schulz und Maria Bayer hören Ende Juni auf. Definitiv. „Wir können nicht mehr“, sagen sie. Die viele Arbeit sei ihnen über den Kopf gewachsen. Immer mehr Mitarbeitende seien abgesprungen. Um den Betrieb von mittwochs bis sonntags von 8 bis 17 Uhr überhaupt aufrechterhalten zu können, mussten sie praktisch alles selber machen, sich selbst ausbeuten. Das ging richtig an die Substanz, klagen sie. Keine Zeit mehr für Familie und Kinder. Die Dauerbelastung drohte sie sogar krank zu machen. Darum steht auch auf einer Tafel, dass sie aus „gesundheitlichen Gründen“ das Café aufgeben würden.
Beliebtes Café im Kreis Pinneberg schließt: Zu viel Arbeit, Stress und Bürokratie
Beide wollen nur raus aus diesem Dauerstress. „Ich werde jetzt eine Umschulung machen“, kündigt Maria Bayer an. Vielleicht etwas in der Verwaltung, sagt sie. Jedenfalls nicht mehr in der Gastronomie arbeiten, betont sie. Das sei für sie vorbei. Dabei hat die Frau aus Bokel 20 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet und Restaurantfachfrau in der Bokeler Mühle gelernt und danach zehn Jahre lang im Elmshorner Glashaus die Gäste bewirtet.
Sina Schulz geht es ähnlich. Sie sei auch ausgepowert, müsse etwas anderes machen, sagt die Frau aus Brande-Hörnerkirchen. Die 60 bis 70 Arbeitsstunden in der Woche seien einfach zu viel für sie. An den beiden Ruhetagen sei ja auch nicht an Ausruhen zu denken. Da müsse der Bürokram erledigt, die Räume aufgeräumt, Tische und Stühle gereinigt und die Getränke und Lebensmittel für die Woche eingekauft werden. Damit wird Ende Juni für beide ein für alle Mal Schluss sein. Sie hoffen, schon bald einen oder eine neue Pächterin für das Café zu finden. „Noch gibt es keinen Nachfolger“, sagt Sina Schulz.
Viel Liebe, Freizeit und Geld haben sie in ihre Existenzgründung gesteckt
Das Cafe´ Dauenhof war für beide Frauen der Einstieg in die Selbstständigkeit, in die sie nicht nur viel Arbeit und ihre Freizeit investiert haben. Etwa 60.000 Euro hätten sie in die Einrichtung des Lokals gesteckt, das auf 140 Quadratmetern jeweils 40 Gästen drinnen und draußen Platz bietet. Einen Großteil dieser Ausgaben möchten sie gerne zurückerhalten vom nächsten Pächter.
Voller Elan seien sie im August 2020 in ihr Café eingestiegen. In einer kurzen Pause des Corona-Lockdowns, der damals alle Gaststätten im Land lahmlegte. Mit Trennscheiben an den Tischen ging es los, erinnern sie sich. Damals hätten sie noch genügend Personal gehabt, selbst gebackenen Kuchen und Torten ihren Gästen angeboten, die begeistert davon waren.
Zwölf Mitarbeitende beschäftigten sie in den besten Zeiten. Doch dann seien etliche eingearbeitete Kollegen wieder abgesprungen. Gerade habe ihre letzte Auszubildende gekündigt. Ihr Personal sei auf nur noch vier Aushilfen geschrumpft. Nun müssten sie selbst Zwölf-Stunden-Schichten am Tag schieben.
Lebensmittelaufsicht verbot ihnen, Kuchen außer Haus zu verkaufen
Auch die Bürokratie habe ihnen immer wieder zugesetzt, klagen die Pächterinnen. So habe die Lebensmittelaufsicht ihnen verboten, ihre selbstgebackenen Kuchen und Torten außer Haus zu verkaufen. Für sie eine völlig unverständliche Maßregelung. Von einem Konditor oder Bäcker hätten sie die Torten erwerben und weiterverkaufen können, nur ihre eigenen nicht, wundern sich die Frauen über behördliche Auflagen, die den hiesigen Gastronomen das Überleben schwer machten. „Da werden einem unnötig Steine in den Weg gelegt.“
Dabei ist das Café gut besucht. Es liegt direkt am Bahnhof Dauenhof von 1847, der mit der Regionalbahn 71 stündliche Verbindungen nach Itzehoe oder Hamburg-Altona bietet. In 35 Minuten ist man von hier aus am Bahnhof Altona. Viele Gäste schätzten auch ihr leckeres „Luxus-Frühstück mit Kaffee satt“, sagt Maria Bayer. Etwa 50 Tagesgäste, vor allem aus der Umgebung bis Barmstedt und Elmshorn hätten sie in der Woche bedient. An den Wochenenden seien es bis zu 200 Gäste, vornehmlich Ausflügler, die mit dem Fahrrad oder Auto die Gegend erkunden.
Der Eigentümer hat die Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert liebevoll restauriert
Auch Eigentümer Kay Sierk hofft sehr, dass das Café Dauenhof nicht im Juni schließen muss. Rund eine Million Euro hat der Unternehmer aus Westerhorn in den Umbau des 177 Jahre alten Bahnhofs und der Traditionsgaststätte investiert. Schon vor mehr als 100 Jahren sei das Gebäude aus dem 19.Jahrhundrt eine Gaststätte gewesen. Herbert Fölster, der 2016 im Alter von 105 Jahren gestorben ist und bis dahin noch in dem Haus wohnte, hatte sie bis nach der Jahrtausendwende betrieben.
Dann hat Sierk alles saniert und liebevoll restauriert. In der früheren Bahnhofsstation, die ihm auch gehört, sind ein Tattoo-Studio und eine Malschule. Nebenan hat er sein grünes Warenhaus mit dem Landhandel eingerichtet. Neben dem Café befindet sich noch eine Eisdiele, darüber sind sechs Wohnungen für Monteure und Singles. „Alle vermietet“, sagt Sierk, Das soll möglichst bald auch weiterhin für das Café Dauenhof gelten, hofft er.
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Neben der erwarteten Abstandszahlung an die beiden Aussteigerungen käme auf die Nachfolger eine monatliche Pacht in Höhe von etwa sieben Euro je Quadratmeter zu plus Nebenkosten, sagt Sierk. Interessierte mögen sich direkt an ihn wenden, E-Mail: kaysierk@ottofrauen.de