Ellerbek. Luigi Iaccarino hat das Borsalino geführt, zaubert nun aber in der Cucina Italiana im Umland an einem Tennisplatz – der Laden brummt.
Der Laden ist noch ein echter Geheimtipp für Leute, die gerne gut essen gehen. Auch wenn viele Stammgäste von weit her kommen, um in Luigis italienischer Küche in Ellerbek einzukehren. Seit zwei Jahren betreibt dort der gebürtige Süditaliener Luigi Iaccarino seine „Cucina italiana“, getarnt als Vereinsheim, direkt am Tennisclub. Jahrzehntelang betrieb der Spitzenkoch das Borsalino, zunächst in Winterhude, später in der Schanze in Hamburg.
Eigentlich habe er sich vor drei Jahren nach fast 50 Jahren in der Gastronomie zur Ruhe setzen wollen, erzählt der fast 70-Jährige. Das Borsalino an der Lagerstraße auf der Sternschanze, das er dort zuletzt gut 20 Jahre lang führte, hatte er bereits verkauft. Doch nach drei Monaten Urlaub in Spanien und Portugal gefiel ihm das Rentendasein nicht mehr. „Ich musste wieder arbeiten“, sagt Luigi. „Wenn du aufhörst zu arbeiten, bist du alt. Und ich kann nur kochen. Ich kann nichts anderes.“
Spitzen-Italiener in der Gastro-Diaspora: Der Zufall führte den Koch nach Ellerbek
Da traf es sich, dass ein Freund von ihm berichtete, dass der Tennisclub Ellerbek einen neuen Betreiber für sein Vereinsheim suchte. Luigi überlegte kurz, ob das wohl das Richtige für ihn und seine Familie sei, die natürlich wieder mit von der Partie sein sollte. Und so verabredete er, es mal hier am Rande von Hamburg auszuprobieren. „Jetzt bin ich zwei Jahre hier und das Restaurant hat sich zu einem In-Lokal entwickelt.“
Das kann Vereinschef Stefan Hinners nur bestätigen. „Der Laden brummt wie Sau“, sagt der Erste Vorsitzende des Ellerbeker Tennisclubs. „Der Kerl kann richtig gut kochen. Und sein Sohn Claudio auch.“ Statt einer normalen Vereinsgaststätte, die ihren Sportlern Pommes, Currywurst und was zu trinken bietet, habe Ellerbek ein kleines Gourmet-Restaurant dazu bekommen. „Und unsere 400 Vereinsmitglieder wissen das zu schätzen“, sagt Vereinschef Hinners. „Wir sind richtig vom Glück geküsst worden.“
Italienische Küche: Die Tennisspieler mussten sich anfangs etwas umgewöhnen
Das musste sich anfangs etwas einspielen, erinnert sich Luigi. Er habe darauf bestanden, dass sich die Tennisspieler an die Gepflogenheiten eines Restaurantbetriebes hielten und nicht ihre Sporttaschen auf die Tische stellten und mit ihren verdreckten Turnschuhen von den acht Grandplätzen sein Lokal verschmutzen. Diese Hausregeln würden inzwischen akzeptiert, erklärt der Meisterkoch bestimmt.
Als junger Mann sei er 1973 direkt nach seiner Ausbildung zum Koch aus Sorrent, südlich von Neapel, nach Hamburg gekommen, erinnert sich Luigi. „Ich wollte nur vier, fünf Monate bleiben, um etwas Geld zu verdienen.“ Daraus sind jetzt mehr als 50 Jahre geworden. Der Unterschied zu dem, was er hier in Deutschland im Vergleich zu Italien als Koch bekam, sei einfach zu groß und verlockend gewesen, erinnert er sich. Mit 1100 Mark verdiente er hier das Vierfache als in seiner Heimatstadt, erklärt Luigi, warum er dann doch lieber bis heute in Hamburg geblieben ist.
Aus der Hamburger Schanze: Jahrzehntelang hat er das Borsalino geführt
Und er machte sich als Koch und Restaurantchef schnell einen Namen. Nach einiger Zeit als angestellter Koch gründete er in den 1980er Jahren das Borsalino zunächst in Winterhude und verlagerte es 2004 in die Sternschanze. Prominente Stammgäste aus dem Show- und Sportbusiness mochten seine Speisen. In einem Bilderrahmen zeigt Luigi ein paar von ihnen auch in Ellerbek an der Wand.
Vom Schauspiel-Bösewicht Horst Frank über den Komiker Jürgen von Manger (Tegtmeiers Reisen) bis zu den Sängerinnen Gitte und Daliah Lavi aßen gerne seine leckeren Speisen. Er habe sie nett begrüßt, dann aber für sie allein gelassen, erzählt Luigi sein Erfolgsrezept. „Die wollten meist ihre Ruhe haben.“ Auf der Schanze kamen auch illustre Fußballer wie Lothar Matthäus oder Thomas von Heesen zu ihm zum Essen. Jetzt in Ellerbek sei es da etwas anders, sagt Luigi. „Hier ist es natürlich ruhiger und nicht so stressig.“
Kochen ist eine Kunst, sagt der Meisterkoch Luigi Iaccarino
Er lege Wert auf „gutes Essen zu fairen Preisen“, sagt er. „Und nicht schlechtes Essen für teures Geld.“ Er gehe jeden Tag, seit 50 Jahren täglich frische Lebensmittel und Zutaten einkaufen, in Hamburg auf dem Großmarkt und Fischmarkt, betont Luigi. In keinem seiner Gerichte fänden sich irgendwelche Geschmacksverstärker oder andere Wirkstoffe, auf die er seine Gäste extra hinweisen müsste. Kein Gemüse, nichts käme aus der Dose oder einem Glas auf seine Pfannen und Töpfe.
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„Kochen ist eine Kunst, ein Koch wie ein Maler“, sagt Luigi Iaccarino. „Ich liebe meinen Job.“ Und er versteht sein Handwerk aus dem Effeff.
Im Privatfernsehen hatte er sogar eine eigene Koch-Show
Vor einiger Zeit habe er sogar Kochkurse gegeben, die ein paar Jahre sogar im Fernsehen auf Kabel 1 liefen. Ganz einfache Gerichte habe er da vorgestellt, die jeder Zuschauer habe nachkochen können. Als der Regisseur dann das Konzept änderte, sei er wieder ausgestiegen. „Nicht mit mir“, habe er gesagt. Er wollte die Leute nicht anschwindeln, wie dies manche „Bauern-“ oder „Schauspielköche“ täten.
Auch Luigi lernt nicht aus, wie er erzählt. „Die Zutaten müssen stimmen.“ Jedes Gericht werde genau abgeschmeckt. Das sei ihm einmal bei einem Kalbsrückenbraten misslungen. Die Baumtomaten passten irgendwie nicht. „Ich hatte es vorher nicht probiert.“ Doch dann habe er in seiner Küche solange weiter probiert, bis er auf die Idee kam, die so wichtige Soße für das Fleisch mit einem Hartkäse, Provolone del Monaco, zu garnieren. Und es schmeckte wieder, erzählt Luigi und der Reporter ertappt sich dabei, wie ihm das Wasser im Mund zusammenläuft.
„Luigi cucina italiana“ im Dubenhorst 7 in Ellerbek, ist in der Saison dienstags bis sonnabends von 17 bis 21 Uhr geöffnet. Nach Ostern bis Mitte April, Ende August bis September sowie im Winter macht er Ferien.