Schenefeld. Schenefeld will nach Kostenschock in mehreren Bauphasen auf einen Generalübernehmer mit Preisgarantie setzen. Das ist die frische Idee.

Nach der Kostenexplosion und der Abkehr vom bisherigen Konzept will Schenefeld bei der Modernisierung des Schulzentrums Achter de Weiden auf Nummer sicher gehen. Die Stadt sucht einen Generalunternehmer, der große Teile des Projektes übernehmen und zum Festpreis abliefern soll.

„Wir suchen jemanden, der die Planungs- und Bauleistungen im Auftrag der Stadt erbringt und das Gebäude für einen Festpreis errichtet“, bestätigt Andreas Bothing, Fachbereichsleiter Bauen, Planen und Umwelt. Diese Entscheidung habe die Lenkungsgruppe getroffen, die aus Vertretern von Politik, Verwaltung und Schulen besteht.

Pläne eines Architektenwettbewerbs sind nun offiziell beerdigt worden

Zuvor habe sich das Gremium auch offiziell von den bisherigen Plänen zur Modernisierung des aus Gymnasium und Gemeinschaftsschule bestehenden Schulbaus aus den 70er-Jahren verabschiedet. „Die Stadt hat entschieden, den aus einem europaweiten Architektenwettbewerb hervorgegangenen Siegerentwurf nicht mehr umzusetzen“, so Bothing weiter.

Dazu sei die Stadt angesichts der Kostenexplosion gezwungen worden. Zuletzt seien die prognostizierten Baukosten, die in der Machbarkeitsstudie von 2019 auf 42 bis 45 Millionen Euro geschätzt worden waren, auf 117 Millionen Euro gestiegen. Allein die Schaffung eines Interimsstandortes, der aus einem Containerdorf auf der Bürgerwiese bestehen sollte, lag zuletzt bei Kosten von 17 Millionen Euro.

Verzicht auf geplanten Interimsstandort bringt große Kosteneinsparung

Im März 2021 hatte eine Jury als Sieger den Entwurf des Berliner Architektenbüros Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel ausgewählt, im Juli erhielt das Büro dann auch offiziell den Zuschlag zum Bau der Schule. Diese Zusage wurde nunmehr auch offiziell zurückgezogen. Gleichzeitig verabschiedet sich die Stadt von dem Plan, zwei Schulen unter einem Dach zu vereinen. Das war die Kernidee des Siegerentwurfs.

Das Architektenentwurf aus Berlin soll jedoch in Teilbereichen weiter in das Projekt eingebunden werden. Das geänderte Konzept sieht vor, auf einen Mix aus Sanierung, Teilabriss sowie Neubauten in Modulbauweise zu setzen. Die wichtigste Planänderung ist, die Maßnahme auf mehrere Jahre zu strecken und sie während des laufenden Schulbetriebs zu vollziehen.

Die Gemeinschaftsschule Achter de Weiden in Schenefeld. Ein Teil der Schule wird abgereißen, an dieser Stelle entsteht die neue Mensa.
Die Gemeinschaftsschule Achter de Weiden in Schenefeld. Ein Teil der Schule wird abgereißen, an dieser Stelle entsteht die neue Mensa. © Hamburger Abendblat | Nicolas Meier-Preschany

Auf diese Weise spart sich die Stadt die horrenden Kosten für den Interimsstandort, der auf der Bürgerwiese eingeplant war. „Ganz wichtig ist, das es beim bisher ausgearbeiteten Raumprogramm bleibt. Das Schulzentrum wird nicht kleingespart“, betont Bothing.

Der erste Bauabschnitt, der bis Sommer 2026 abgeschlossen werden soll, beinhaltet umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im Bereich des Gymnasiums. Dort steht eine Erneuerung des Daches an, außerdem werden aus energetischen Gründen die Fenster ausgetauscht sowie die Fassadendämmung verbessert.

Sanierung des Gymnasiums könnte bis zu 15,5 Millionen Euro verschlingen

Für die Baumaßnahmen rechnet die Stadt mit einer finanziellen Landesförderung in Höhe von drei Millionen Euro aus dem Landesförderprogramm „Impuls 2030“. Insgesamt werden Projektkosten bis zu 15,5 Millionen Euro veranschlagt. Baubeginn wird in den Sommerferien 2025 sein.

Die Stadt hofft auf eine weitere Finanzspritze des Landes für Kosten, die durch die Umstellung von G8 auf G9 am Gymnasium erforderlich werden. „Wir wollen für diesen Bauabschnitt die Zusammenarbeit mit den bisherigen Planern fortsetzen“, erläutert Bothing.

Neubau mit 4300 Quadratmeter Nutzfläche bis Frühjahr 2027

Für den zweiten Bauabschnitt, der bis Frühjahr 2027 abgeschlossen werden soll, gilt dies nicht. Im südlichen Bereich des Schulgeländes in der Nähe des Satellitengebäudes der Gemeinschaftsschule soll ein Neubau in Modulbauweise entstehen. Die Nutzfläche wird 4300 Quadratmeter betragen.

Die Stadt kalkuliert mit Baukosten in Höhe von 29,4 Millionen Euro – und will auf Nummer sicher gehen: „Wir suchen für diesen Projektteil einen Generalübernehmer“, bestätigt Bothing.

Stadt hat zwischenzeitlich bei Modulbauern angeklopft

Die Stadt hat laut dem Fachbereichsleiter zuvor Kontakt mit einem Modulbauer aufgenommen, um unliebsame Überraschungen bei Kostenschätzung und Bauzeitplan zu vermeiden. In den Neubau sollen die siebten bis zehnten Klassen der Gemeinschaftsschule sowie deren Flex-Klasse einziehen. Auch die Fachräume für Naturwissenschaften, Informatik und Geographie der Gemeinschaftsschule werden dort angesiedelt.

Außerdem entstehen Fachräume für Musik, Kunst, Hauswirtschaft, Textiles und Technisches Werken sowie Darstellendes Spiel, die von beiden Schulen gemeinsam genutzt werden sollen. Auch wird die Orientierungsstufe beider Schulen, also die fünften und sechsten Klassen von Gemeinschaftscchule und Gymnasium, dort eine neue Heimat finden.

Aus und vorbei: Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs, der zwei Schulen unter einem Dach vereinte und einen begrünten Innenhof vorsah, wurde jetzt offiziell zu Grabe getragen.
Aus und vorbei: Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs, der zwei Schulen unter einem Dach vereinte und einen begrünten Innenhof vorsah, wurde jetzt offiziell zu Grabe getragen. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Bothing geht davon aus, dass die Entscheidung für den „Generalübernehmer“ erst 2025 fallen wird. „Es sind sehr umfangreiche Vorarbeiten zu leisten.“ Zudem sei die Stadt an Vergaberecht gebunden. Laut Bothing werde sich Schenefeld bei der Suche nach einem Generalübernehmer Unterstützung holen. „Wir schreiben Büros an, die so etwas können.“ Mit deren Hilfe werde dann die europaweite Ausschreibung vorbereitet.

Während der erste und der zweite Bauabschnitt zu großen Teilen parallel abgewickelt werden, folgen die weiteren Bauabschnitte zeitlich versetzt. Konkrete Zeitpläne gibt es hierfür bisher nicht. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Fortsetzung der Sanierung der Bestandsgebäude einschließlich des sogenannten Satelliten, der nun ebenso erhalten wird wie auch der Bürger- und Kultursaal.

Neue Mensa wird eine Nutzfläche von 570 Quadratmeter erhalten

Laut Bothing müssen unter anderem Aufzüge eingebaut, der Verwaltungsbereich verändert, die Kellerdeckendämmung verbessert und Fluchtwegbreiten angepasst werden.

Zum Großprojekt gehört auch, den maroden Mitteltrakt des Bestandsgebäudes – er gehört zur Gemeinschaftsschule – vollständig abzureißen. Auf dem dann freiwerdenden Baufeld wird eine Mensa einschließlich neuer Hausmeisterräume mit einer Nutzfläche von geplanten 570 Quadratmeter errichtet.

Auch die Mensa könnte von einem Generalübernehmer gebaut werden

„Es ist denkbar, dass wir auch für diesen Bauabschnitt mit einem Generalübernehmer arbeiten“, sagt Bothing. Diese Entscheidung werde jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt gefällt. Ebenso wie die, ob auch dieser Teil in Modulbauweise erfolgt. Die Abfolge der einzelnen Baumaßnahmen wird so gewählt, dass während der gesamten Modernisierungsphase genügend Unterrichtsräume zur Verfügung stehen.

Dafür haben beide Schulen sogenannte Mindestbedarfe aufgezeigt, die nicht unterschritten werden dürfen. Die Räume müssen innerhalb der Bestandgebäude sowie nach dessen Fertigstellung im Neubau zur Verfügung stehen.

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„Wir werden deshalb erst die vorgesehenen Teile abreißen, wenn der Neubau bezugsfertig ist“, erläutert Bothing. Auf diese Weise solle ein temporärer Schulunterricht in Klassencontainern vermieden werden, was zu erheblichen Mehrkosten führen würde. Mit diesem Plan soll es gelingen, die Gesamtkosten auf einen Betrag von maximal 75 Millionen Euro zu deckeln.

„Es werden viele Projektschritte gleichzeitig gebaut und geplant“, beschreibt der Fachbereichsleiter die Herausforderungen. Herausfordernd dürfte es auch für die Schüler werden, weil der Schulbetrieb parallel zu den Bau- und Modernisierungsarbeiten weiterlaufen muss.

Schulzentrum Schenefeld verfügt aktuell über 12.500 Quadratmeter Nutzfläche

„Es wird hierbei nicht verkannt, dass es hierdurch zu Belastungen für den laufenden Schulbetrieb kommen wird. Durch strikte Vorgaben für den Bauablauf, die in enger Abstimmung mit den Schulleitungen festzulegen sein werden, sollen jedoch mögliche Beeinträchtigungen so gering wie möglich gehalten werden“, heißt es dazu von Seiten der Stadt.

Aktuell verfügt das in den 1970er-Jahren errichtete Schulzentrum, das einst aus drei Schulen bestand (Haupt- und Realschule sowie Gymnasium), über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern. Laut dem verabschiedeten Raumprogramm soll künftig eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung stehen.

Besonders lärmintensive Arbeiten müssen in den Ferien erfolgen

Wann dies soweit sein wird, ist noch unklar. Die Baumaßnahmen werden sich über mehrere Jahre hinziehen. Und für die besonders lärmintensiven Arbeiten können vermutlich nur die Ferien herangezogen werden. Besonders die sechswöchigen Sommerpausen werden im Fokus der Projektplaner stehen.