Schenefeld. Sechs Jahre Planung waren „für die Tonne“. Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs ist passé. So sieht das neue Konzept nun aus.

Schenefeld vollzieht eine harte Wende bei der Modernisierung des Schulzentrums. Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs und die Schaffung eines Interimsstandorts für die Bauzeit sind passé. Stattdessen setzt die Stadt auf einen Mix aus Sanierung, Teilabriss sowie Neubauten in Modulbauweise – und streckt die Maßnahme, die nun während des laufenden Schulbetriebs vollzogen wird, über mehrere Jahre.

Einstimmig hat die Lenkungsgruppe, die aus Vertretern von Politik, Verwaltung und beiden Schulen besteht, das Vorgehen empfohlen. Es muss noch von den politischen Gremien abgesegnet werden. Die Umplanung war notwendig, nachdem eine Kostenexplosion eine Abkehr vom bisherigen Konzept erforderlich gemacht hatte. Damit sind sechs Jahre Planung für die Tonne.

Schenefeld: Baukosten für das Schulzentrum hatten sich explosionsartig erhöht

Zuvor waren die Investitionen in das Projekt, die in der Machbarkeitsstudie von 2019 auf 42 bis 45 Millionen Euro geschätzt worden waren, auf 120 Millionen Euro gestiegen. Allein die Schaffung eines Interimsstandortes, der aus einem Containerdorf auf der Bürgerwiese bestehen sollte, lag zuletzt bei Kosten von 17 Millionen Euro.

Dimensionen, die sich die Stadt nicht leisten konnte und wollte. Die neuen Pläne sollen dazu führen, dass ein bereits beschlossener Kostendeckel von 75 Millionen Euro eingehalten wird. „Wir werden ein Schulgebäude schaffen, das eine gute Aufenthaltsqualität sowohl für Lernende als auch Lehrende bietet“, ist Bürgermeisterin Christiane Küchenhof optimistisch. Wichtig sei, dass sich alle Nutzer der Schule wohlfühlen.

Die Gemeinschaftsschule Achter de Weiden in Schenefeld. Sie verfügt über einen Großteil der abgängigen Räume und soll besonders vom Neubau profitieren.
Die Gemeinschaftsschule Achter de Weiden in Schenefeld. Sie verfügt über einen Großteil der abgängigen Räume und soll besonders vom Neubau profitieren. © Pinneberg | Nicolas Meier-Preschany

Daher werde es trotz der vollständigen Umplanung keine Abstriche am Raumprogramm geben. „Das Raumprogramm, das wir in mühevoller Kleinarbeit erarbeitet haben, bleibt“, so Küchenhof weiter. Ziel sei es auch, den Schulbetrieb während der Bauzeit so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Küchenhof: „Klar ist, dass wir in die Ferienzeiten gehen müssen.“

Erster Bauabschnitt betrifft die Sanierung des Gymnasiums

Der erste Bauabschnitt betrifft das Gymnasium, wo unter anderem eine Sanierung des Dachbereichs ansteht. Weitere Maßnahmen sind eine Fassadendämmung, um moderne energetische Standards zu erreichen, sowie der Austausch aller Fenster. Dafür veranschlagt die Stadt Kosten in Höhe von 15,5 Millionen Euro.

„Wir hoffen auf drei Millionen Euro an Landesfördermitteln“, so Küchenhof weiter. Die Stadt wolle auch weitere Fördermittel beantragen, die das Land aufgrund der Umstellung von G8 auf G9 bereithält. Die Verwaltung sei derzeit dabei, die Ausschreibungen für den ersten Bauabschnitt auf den Weg zu bringen. Küchenhof rechnet mit einem Baubeginn in den Sommerferien 2025.

Neubau im zweiten Bauabschnitt erfolgt in Modulbauweise

In einem zweiten Bauabschnitt ist ein Abriss von abgängigen Gebäudeteilen vorgesehen, die in der Folge durch einen Neubau ersetzt werden. Dieser wird laut den Plänen in Modulbauweise erstellt, was die Bauzeit erheblich verkürzt.

Nach dem Schütten der Betonsohle werden die im Werk vorgefertigten Modulbauteile per Tieflader zur Baustelle gefahren und vor Ort zusammengesetzt. Es folgen der Innenausbau und eine gemauerte Fassade, und schon ist das Gebäude fertig. Nach dieser Methode war bereits in Halstenbek die Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek errichtet worden. Die Bauzeit betrug damals lediglich zwölf Monate.

Einer der betroffenen Klassenräume des Schulzentrums Schenefeld, dessen Decke mit einer Stützkonstruktion versehen wurde.
Einer der betroffenen Klassenräume des Schulzentrums Schenefeld, dessen Decke mit einer Stützkonstruktion versehen wurde. © Pinneberg | Iris Macke

Der Neubauteil in Schenefeld wird 4300 Quadratmeter Nutzfläche umfassen und soll geschätzt 29,4 Millionen Euro kosten. Er soll von beiden Schulen genutzt werden, wird aber größtenteils Heimat der Gemeinschaftsschüler werden. Dieser Schulteil verfügt über einen Großteil der abgängigen Räume.

Zuletzt hatten sich Eltern massiv über die schlechten Unterrichtsbedingungen beschwert. Die Rede war etwa von Räumen, deren Decken notdürftig durch Stützen gesichert werden müssen. Und von Geruchsbelästigungen, deren Ursache die Eltern in einem Schimmelpilzbefall verorteten. Raumluftmessungen der Stadt widerlegten diese These. Mittlerweile hat die Stadt noch einmal bereit erklärt, Geld in die maroden Räume zu stecken.

Satellitengebäude sowie Bürger- und Kultursaal werden doch nicht abgerissen

Ein weiterer Bauabschnitt betrifft die Sanierung des sogenannten Satelliten. Er war in den ursprünglichen Planungen ebenso wie der Bürger- und Kultursaal zum Abriss vorgesehen. Beide Gebäudeteile sollen nun erhalten und auf Vordermann gebracht werden.

Als letzter Bauabschnitt steht der Neubau einer Mensa für alle Schüler des Schulzentrums an. Auch dieser Bauteil könnte zeitsparend aus Modulen errichtet werden. Mit 570 Quadratmeter Nutzfläche wird er deutlich kleiner als der andere Neubauteil.

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Einen genauen Zeitplan gibt es laut Küchenhof noch nicht. Ebenso wenig eine Prognose, über welchen Zeitraum sich das Gesamtprojekt erstrecken wird. Küchenhof: „Klar ist, dass wir mit drei Jahren nicht auskommen werden.“ Die Stadt werde sich bei Planung und Realisierung Unterstützung von außen holen, wolle „Dampf machen“.

So hatten sich die Architekten Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel das Schenefelder Schulzentrum der Zukunft vorgestellt. Die Pläne des Wettbewerbssiegers verschwinden nun aus Kostengründen in der Schublade.
So hatten sich die Architekten Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel das Schenefelder Schulzentrum der Zukunft vorgestellt. Die Pläne des Wettbewerbssiegers verschwinden nun aus Kostengründen in der Schublade. © Pinneberg | Arne Kolarczyk

Die Schulelternbeiräte beider Schulen sind bereits in die neuen Planungen eingeweiht worden. Am Montagabend stellt die Bürgermeisterin das geänderte Konzept dem Schulelternbeirat des Gymnasiums noch einmal persönlich vor. Sie rechnet mit einer Zustimmung der Elternvertreter.

Schenefeld: Stadt gibt Plan, zwei Schulen unter einem Dach zu vereinen, auf

Mit dem neuen Konzept verabschiedet sich die Stadt von dem Plan, zwei Schulen unter einem Dach zu vereinen. Das war die Kernidee des Siegerentwurfs eines Architektenwettbewerbes, der 2021 abgeschlossen wurde. Im März des Jahres hatte eine Jury als Sieger den Entwurf des Berliner Architektenbüros Kleyer, Koblitz, Letzel, Freivogel ausgewählt, im Juli erhielt das Büro dann auch offiziell den Zuschlag zum Bau der Schule.

Für die Schüler beider Einrichtungen sollten sich kurze Wege ergeben, die Unterrichtsbedingungen wären dank großer Klassen- und Fachraume sowie ausreichender Differenzierungsorte sehr stark verbessert worden. Mensa und Caféteria hätten das neue Herzstück des Komplexes bilden sollen, ein großer Innenhof rundete den Entwurf ab.

Abschied: Siegerentwurf des Wettbewerbs verschwindet in der Schublade.

Der wird nun aus Kostengründen in der Schublade verschwinden, obwohl er von beiden Schulen geradezu euphorisch aufgenommen worden war. Ursprünglich war geplant, das Projekt 2025 abzuschließen. Das war die Vorgabe, als die Stadt 2018 das Büro Drees & Sommer aus Kiel als Projektsteuerer verpflichtete.

Die sollen als Projektsteuerer beteiligt bleiben. Nur ist jetzt 2025 nicht das Ende, sondern der Beginn der Bauarbeiten. Aktuell verfügt das in den 1970er-Jahren errichtete Schulzentrum, das einst aus drei Schulen bestand (Haupt- und Realschule sowie Gymnasium), über eine Bruttogeschossfläche von 12.500 Quadratmetern. Laut dem verabschiedeten Raumprogramm soll künftig eine Nutzfläche von 15.600 Quadratmetern zur Verfügung stehen.