Kreis Pinneberg. Invasive Arten breiten sich aus. Die Kreisjägerschaft macht dafür auch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein verantwortlich.
Rekordzahlen bei der Kreisjägerschaft Pinneberg: Die Mitgliederzahlen stiegen auch 2023 weiter an auf 1453 – mehr als je zuvor. Die Zahlen nannte Vorsitzender Hans Wörmcke auf der Jahreshauptversammlung im Gartenbauzentrum Thiensen, zu der mehr als 120 Jägerinnen und Jägern sowie deren Gästen aus Politik, Verwaltung und Bauernverband kamen.
Diese Kraft werde auch gebraucht, denn vor den Mitgliedern liegen große Herausforderungen, wie Hans Wörmcke und auch Wolfgang Heins, Kreisjägermeister und Präsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein berichteten. So sind beispielsweise die invasiven Tierarten im Kreis Pinneberg weiter auf dem Vormarsch.
Nutrias zerstören Deiche, Marderhunde Gelege
Nutrias gefährden Deiche und die Landwirtschaft. 485 von ihnen wurden im vorigen Jagdjahr erlegt, im Vorjahr waren es 373. Zudem wurden insgesamt 654 Marderhunde erlegt, zehn mehr als im Jahr zuvor. Marderhunde setzen vor allem den heimischen Bodenbrütern zu, das sie die Gelege plündern.
Die Jägerschaft macht auch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein für das Problem mit den sogenannten Neozoen verantwortlich. „Mittlerweile besitzt die Landesstiftung 40.000 Hektar in Schleswig-Holstein und übt auf ihren Flächen das Jagdrecht aus. Da sie dabei sehr defensiv vorgeht, sind ihre Flächen oft Raubwildvermehrungszonen und gewissermaßen ein gedecktes Buffet für invasive Arten“, so Hans Wörmcke.
Wolf in Schleswig-Holstein ins Jagdrecht aufgenommen
Auch den Umgang mit der wachsenden Zahl an Wölfen kritisieren die Jäger. „Zwar ist es positiv, dass der Wolf ins schleswig-holsteinische Jagdrecht aufgenommen wurde, aber es gibt aus dem Bundesumweltministerium bisher keine Zeile zu einer Umsetzung eines Wolfsmanagement. Das Ausland lächelt schon ein wenig über uns. Wir wollen mit dem Wolf leben – aber es kommt auf die Quantität an“, sagte Wolfgang Heins.
Eindringlich wandten sich die Jägerinnen und Jäger gegen eine von der Bundesregierung geplante weitere Verschärfung des Waffenrechtes. „Immer wenn es eine Amok-Tat mit Schusswaffen gibt, sollen Vorschriften verschärft werden, die uns legale Waffenbesitzer trifft. Wenn wir unsere Waffen erst beim Kreis abholen müssen, bevor wir nachts zu einem Wildunfall hinausfahren, um möglicherweise ein Tier zu erlösen, ist das schlicht weltfremd“, sagte der Kreisjägermeister.
Kreisjägerschaft Pinneberg: Wissen um die Natur fehlt
„Immer mehr Menschen wissen immer weniger über die Natur. Dies führt dann auch oft zu irrationalen Angriffen auf die Jägerschaft. Wenn Institutionen wie Peta schon fordern, Tierfiguren auf Kinderkinderkarussells zu verbieten, zeigt das ein bedenkliches Verhältnis“, sagte der Präsident des Landesverbandes. Naturbildung sei deshalb ein wichtiger Faktor.
Und dann stand noch ein Abschied an: Dr. Helmut Fricke gibt nach 16 Jahren die Leitung des Teams „Jägerzimmer“ im Haseldorfer Elbmarschenhaus in jüngere Hände ab. Als dickes Dankeschön erhielt er vom Vorsitzenden einen Gutschein für Kamera-Technik. Dr. Fricke ist begeisterter Naturfilmer und produzierte auch schon diverse Streifen für die Bildschirme im Jägerzimmer.
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Kreisnaturschutzbeauftragter kommt aus der Jägerschaft
Der Kreisnaturschutzbeauftragte für den Kreis Pinneberg kommt auch aus der Kreisjägerschaft Pinneberg. In der ersten Sitzung des Kreisnaturschutzbeirats haben die Mitglieder Jan Hachmann zum Vorsitzenden gewählt. Damit einher gehen der Titel und die Aufgaben des Kreisnaturschutzbeauftragten. Sein Vertreter ist Andreas Zorn vom Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen.
Alle anerkannten Naturschutzvereine sowie weitere für die Natur und Landschaft bedeutende Gruppierungen und Institutionen im Kreis Pinneberg konnten eine fachkundige und erfahrene Person für eine mögliche Berufung in den Naturschutzbeirat vorschlagen. Der Kreisnaturschutzbeirat ist auf fünf Jahre berufen und tritt mehrmals im Jahr zusammen.
Kreisnaturschutzbeirat soll über Natur aufklären
Der Kreisnaturschutzbeirat soll die Arbeit der Unteren Naturschutzbehörde stärken und in der Öffentlichkeit die Bedeutung von Umwelt- und Naturschutz sowie Klimaschutz deutlich herausstellen und erklären. In den vergangenen zehn Jahren haben Hans-Albrecht Hewicker und Rainer Naujox das Ehrenamt des Kreisnaturschutzbeauftragten im Kreis Pinneberg ausgeübt. Einen Kreisnaturschutzbeirat gab es in dieser Zeit nicht.