Kreis Pinneberg. Die Zahl der Deutschen mit einem Jagdschein steigt – und sie werden immer jünger. Das begeistert zwei Nachwuchsjägerinnen am Handwerk.

Jagen liegt im Trend. Mehr als 430.000 Menschen haben in Deutschland einen Jagdschein, darunter auch immer mehr Frauen und junge Leute. Allein im Kreis Pinneberg schafften voriges Jahr 28 junge Frauen und Männer das „grüne Abitur“. Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt verraten zwei junge Anwärterinnen, was sie an der Jagd fasziniert.

Insgesamt gibt es zurzeit etwa 1400 Mitglieder in der Kreisjägerschaft Pinneberg, zu ihnen wollen demnächst auch Lilith Fischer und Victoria Conrad gehören. Die beiden Mädchen absolvieren momentan die Ausbildung für ihren Jugendjagdschein.

28 junge Frauen und Männer schafften 2023 die Abschlussprüfung für den Jagdschein im Kreis Pinneberg. 
28 junge Frauen und Männer schafften 2023 die Abschlussprüfung für den Jagdschein im Kreis Pinneberg.  © KJS Pinneberg | KJS Pinneberg

Zweimal in der Woche treffen sich die Anwärter in Heede und lernen alles über Jäger, Hund und Wild. Für die Schülerinnen aus Appen und Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) ist die Jagd kein unbekanntes Terrain – familiär bedingt.

Die Jagd: Mehr als ein „Hobby für Reiche“

Die Entscheidung, den Jagdschein schon im Alter von 15 Jahren zu machen, haben Lilith und Victoria mit ihren Eltern getroffen. „Ich bin schon vorher immer mit meinem Opa und meiner Mutter ins Jagdrevier gefahren. Ich fand es spannend zu sehen, wie sich das Wild bewegt und allgemein in der Natur zu sein“, erzählt Victoria. Ihr Vater hat sich von den Frauen seiner Familie mit dem Jagdfieber anstecken lassen und macht den Schein nun sogar gemeinsam mit seiner Tochter.

Lilith, deren Vater nicht nur Jäger, sondern auch Förster ist, begeistert am Jagdschein besonders der Unterricht über verschiedene Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten. „All das lernt man in der Schule zum Beispiel nicht. Es ist ein gutes Gefühl, etwas über die eigene Umgebung zu wissen“, erklärt die Schülerin begeistert. Dass manche Kursteilnehmer den Schein möglicherweise nur aus Prestigegründen machen, können die angehenden Jungjägerinnen nicht bestätigen.

Der Jagdschein ist beliebt, doch der Weg dahin steinig

Wer glaubt, die Ausbildung zum Jungjäger sei einfach und schnell erledigt, der täuscht sich. Die Kurse, die meist von den Kreisjägerschaften oder privaten Jagdschulen angeboten werden, dauern in der Regel zwischen sechs und neun Monaten.

Zwar gibt es auch die sogenannten „Schnellkurse“, wer den Prozess zum Jagdscheininhaber beschleunigen will, muss allerdings viel Geld in die Hand nehmen. Circa 2200 Euro kosten 150 Stunden Theorie- und Praxisunterricht. Beim Crashkurs können das auch schnell um die 3000 Euro werden.

Ein Baum als „Dankeschön“ – die Jungjägerinnen und Jungjäger buddelten voriges Jahr die Eiche natürlich auch selbst ein. 
Ein Baum als „Dankeschön“ – die Jungjägerinnen und Jungjäger buddelten voriges Jahr die Eiche natürlich auch selbst ein.  © KJS Pinneberg | KJS Pinneberg

Das „grüne Abitur“ hat seinen Namen nicht von ungefähr. Neben Fächern wie Wildbiologie, Jagdpraxis, Waffenkunde, Hundewesen, Fleischhygiene, Jagd-, Tier- und Naturschutzrecht muss auch eine Schießprüfung abgelegt werden. In Schleswig-Holstein wird dafür mit Schrot auf Tontauben und mit einer Kugel auf eine Bockscheibe geschossen. Die Anwärter müssen die Prüfungen in allen Fächern bestehen, dürfen aber auch wiederholen.

Angehende Jungjägerinnen diskutieren gern mit Freunden über Vorurteile

Viele Jagdgegner argumentieren, dass die Natur sich selbst reguliert und eine Ausübung der Jagd nicht nötig sei, erzählt Victoria. „Durch den Eingriff der Landwirtschaft und menschengemachten Umweltfaktoren in die Natur wäre es schwierig, die Wildbestände sich selbst zu überlassen. Denn Wild kann auch Schäden an jungen Knospen oder auf Äckern verursachen.“ Außerdem esse sie ja auch Fleisch. Durch die Jagd weiß sie, wo es herkommt.

Die Vorurteile mancher Freunde wollen Lilith und Victoria gern aus der Welt schaffen. Sie erklären dann, was alles zum Jagen dazu gehört, und dass der Jagdschein eben keine Freikarte zum Töten ist, sondern auch viel Verantwortung für Tiere und Natur bedeutet. Eine Teilnehmerin in ihrem Kurs sei zum Beispiel über die Kitzrettung auf die Jägerschaft aufmerksam geworden. Andere möchten gern einen Jagdhund ausbilden.

Mehr zum Thema

Jugendjagdschein: Die Prüfung kann mit 16 abgelegt werden

Mit 15 Jahren kann der Kursus besucht, die Prüfung allerdings erst im Alter von 16 abgelegt werden. Der Lernstoff ist für die beiden Zehntklässlerinnen aber kein Hindernis, sondern ein zusätzlicher Grund, den Jagdschein nicht über den kürzesten Weg zu machen. „Man muss eben sehr viel wissen. Dafür sind ein paar Tage oder Wochen zu kurz“, sagen die Mädchen.

Im Mai ist es dann so weit. Die Kursteilnehmer müssen eine schriftliche, mündlich-praktische sowie eine Schießprüfung erfolgreich absolvieren. Auf die Pirsch gehen dürfen die beiden Mädels mit einem Jugendjagdschein allerdings nur mit einer erfahrenen Begleitperson. Der Jagdschein kann mit Vollenden des 18. Lebensjahres und zu Beginn jedes Jagdjahres (1. April - 31. März) für die Dauer von einem oder drei Jahren beim Amt gelöst werden.