Pinneberg. An der Datumer Chaussee soll die neue Hauptwache entstehen. Pinneberger sind in großer Sorge. Sie erwägen nun sogar eine Klage.
Betroffene Anwohner aus der Datumer Chaussee und angrenzenden Straßen in Pinneberg wollen den Bau der neuen Hauptfeuerwache an der Datumer Chaussee verhindern. Am Montagabend, 25. März, kam Bürgermeister Thomas Voerste zu einem Vor-Ort-Termin, um sich die Fragen und Bedenken der etwa 40 Pinneberger anzuhören.
„Wir fordern eine nochmalige sachliche Prüfung des Standortes für die Feuerwache. Wir möchten verstehen, warum die Wahl auf den zweitbesten Standort gefallen ist, obwohl das Grundstück erst noch erworben werden muss und bisher kein Baurecht besteht“, sagt Carsten Mikhart, Initiator der Bürgerinitiative. „Wir fordern ein schlüssiges Verkehrskonzept, das neben der Feuerwehr, dem ÖPNV, dem Lkw-Verkehr, auch Fußgänger, die Veloroute und den ruhenden Verkehr mit einschließt.“
Pinneberg: Protest gegen Neubau der Feuerwehrwache – Anwohner erwägen Klage
Er hat auch schon ein erstes Gespräch mit einem Anwalt geführt. Der empfiehlt, die Gründung eines Vereins, sollten sich die Anwohner dazu entschließen, gegen den Bau der Feuerwehrwache zu klagen. „Allein der erste Schritt, die Klage vorzubereiten, würde 10.000 Euro kosten“, sagt Mikhart. Ginge das Ganze vor Gericht müsste mit mindestens 30.000 Euro Kosten gerechnet werden.
Für die Datumer Chaussee soll es ein absolutes Halteverbot geben. „Wo sollen wir dann parken?“, fragt jemand in die Runde. Die meisten befürchten erhebliche Einschränkungen im Alltag wie Lärm. „Was ist mit unserer Nachtruhe?“ Andere befürchten einen Wertverlust ihrer Grundstücke, wenn in unmittelbarer Umgebung Gewerbeflächen entstehen.
Bürgermeister Voerste kann Bedenken der Anwohner verstehen
„Das ist ein großes Projekt und ich kann ihre Bedenken gut verstehen“, versucht Bürgermeister Voerste zu beruhigen. „Ich möchte ihre Anliegen mit ihnen gemeinsam angehen und vereinbaren, wie wir damit umgehen wollen.“ Er machte aber auch klar, dass die politische Entscheidung für den Standort an der Datumer Chaussee getroffen sei. „Ich vertrete die Verwaltung und meine Aufgabe ist es, die politische Entscheidung umzusetzen.“
„Wenn alles schon beschlossen ist, welche Möglichkeiten haben wir Anlieger dann noch?“, fragt ein Mann. Voerste verweist auf den Bebauungsplan, der voraussichtlich im Herbst für vier Wochen öffentlich ausgelegt wird. Ein formales Verfahren, bei dem alle Bürger die Möglichkeit haben, zum Bebauungsplanentwurf Stellung zu nehmen. „Ich möchte aber vorher schon ihre Punkte aufnehmen und schlage einen Termin mit den Fachleuten im Rathaus vor“, so Voerste.
Anwohner der Datumer Chaussee befürchten mehr Verkehr
Einige Anwohner fürchten um die Sicherheit auf der Straße. Die Datumer Chaussee ist eine Veloroute und ein viel genutzter Schulweg. Mehrfach sei es schon zu Beinaheunfällen gekommen. Jemand gibt zu bedenken, dass es in der 90-Grad-Kurve sowieso schon vermehrt Unfälle gäbe und die Verkehrssituation mit der Feuerwehr noch unübersichtlicher werden würde. „Für die Feuerwehr müssten wahrscheinlich zwei Ausfahrten zu beiden Seiten der Kurve gebaut werden, die durch eine Ampel gesichert werden müssen“, sagt Carsten Mikhart.
Das Parkverbot führe zu einer erhöhten Geschwindigkeit des Durchgangsverkehrs entlang der Schulwege, so die Befürchtung. Insbesondere im Bereich der Theodor-Heuss-Schule und der Pestalozzistraße könnten insbesondere Schüler stärker gefährdet werden, so die Bürgerinitiative.
Die Anwohner der Datumer Chaussee sind nicht erst seit der Entscheidung, dass die Feuerwehr an ihre Straße verlegt werden soll, gebeutelt. Seit fast zwei Jahren ist die Datumer Chaussee abschnittsweise gesperrt, weil die Straße erneuert wird. Seitdem hält dort seit Juni 2023 auch kein Bus mehr.
Datumer Chaussee in Pinneberg seit Jahren eine Baustelle
Insbesondere Menschen, die nicht mobil sind, haben keine Möglichkeit mehr ohne fremde Hilfe zur S-Bahn oder zum Einkaufen zu kommen. Nach Waldenau müssen sie kilometerlange Umwege in Kauf nehmen. „Ich muss mit dem Taxi zum Aldi fahren, um meine Einkäufe zu erledigen“, sagt eine ältere Anwohnerin. Die Fahrt koste sie jedes Mal 25 Euro, so viel wie ihr Wochenendeinkauf.
Nicht nur sie fühlt sich abgehängt. Durch den Bau der Feuerwache werde sich die Situation auf absehbare Zeit nicht verbessern, so die Befürchtung der Anwohner. „An das Durchfahrt-verboten-Schild hält sich niemand“, sagt ein Mann. Die Baustelle zieht sich noch bis ins nächste Jahr 2025. Und dann gibt es noch die Sorge, dass neben dem Neubau der Feuerwehrhauptwache auch Gewerbe angesiedelt werden soll.
Neben Feuerwache soll noch Gewerbe angesiedelt werden
„Die Stadt wird nur das Grundstück für die neue Wache kaufen“, sagt Bürgermeister Voerste. Doch offenbar möchte der Grundstückseigentümer weitere Fläche daneben für Gewerbeansiedlung erkaufen. Seine Nachbarn sind alarmiert, befürchten noch mehr Lärm, Emissionen, Versiegelung von Flächen und die Zerstörung ihrer ländlichen Idylle.
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In der Kurve an der Datumer Chaussee soll auf dem derzeitigen Baumschulgelände die neue Feuerwache gebaut werden. Der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan wurden geändert, so dass auf der bisher land- und forstwirtschaftlich genutzten Fläche, neben der geplanten Feuerwehrwache, nun auch noch Gewerbenutzung und Wohnbebauung möglich ist.
Datumer Chaussee in Pinneberg zu eng
Die Straße mit einer Breite von 5,50 Meter sei für schwere Lastwagen und große landwirtschaftliche Maschinen viel zu schmal, so die Anwohner. Busse und Lkw würden öfter auf den Bürgersteig ausweichen. Mit den zusätzlichen Feuerwehreinsätzen würde sich die Situation deutlich verschärfen, so ihre Sorge.
Ob die Straße denn verbreitert werden müsse und wie das aussehen würde, ob es zulasten der bestehenden privaten Grundstücke geschehe. „Werden wir enteignet?“, fragt eine Frau. Auch wenn Bürgermeister Voerste nicht versprechen kann, dass alle Sorgen und Anfragen die Antworten finden, die sich die Anwohner in der Frage um den Bau der neuen Feuerwache erhoffen, aber eines kann er versprechen: Niemand werde enteignet.