Uetersen/Halstenbek/Elmshorn. Mehrere Kundgebungen im Kreis Pinneberg setzen Zeichen für Demokratie und Vielfalt. In Elmshorn wird gegen die Regierung protestiert.
Es war richtig was los am Wochenende im Kreis Pinneberg. Einige Hundert Menschen gingen trotz des unbeständigen Wetters mit einer Botschaft auf die Straße. In Uetersen wurde für den Frieden geworben und in Halstenbek für Demokratie und Freiheit demonstriert. Und in Elmshorn kritisierten die Teilnehmer eines Autokorsos auf Transparenten die steigenden Energiepreise.
Im Cäcilie-Bleeker-Park in Uetersen, benannt nach einer Wohltäterin und Ehrenbürgerin der Stadt aus dem 19. Jahrhundert, wächst jetzt eine Friedenseiche. In einer feierlichen Zeremonie mit etwa 60 Teilnehmern pflanzte der Einwandererbund den Baum. Es sei nach Pinneberg im Jahr 2021 und Büsum im vorigen Jahr die dritte Friedenseiche, erklärte Uetersens Bürgervorsteher Baris Karabacak. Im April werde noch eine vierte Friedenseiche in Barmstedt in die Erde gebuddelt.
Die Eiche symbolisiere Stärke, Vielfalt, Zukunft und Wiederaufbau
„Die Eiche steht für Stärke, Vielfalt und Wiederaufbau“, sagte Karabacak. „Wir wollen hier ein Zeichen setzen für Frieden, Zukunft, Mut und Gemeinsamkeit.“ So hätten ganz in der Nähe der Friedenseiche vor einigen Wochen Frevler einen Zwillingsbaum stark beschädigt. Somit stelle diese Aktion auch ein Symbol dafür dar, dass Uetersen zusammensteht und solche Taten nicht hinzunehmen bereit ist.
Uetersens Bürgermeister Dirk Woschei erinnerte in seiner Ansprache daran, wie wichtig heute ein Friedensappell sei. Weltweit gebe es rund 80 kriegerische Auseinandersetzungen. „Und auch der innere Frieden bei uns ist in akuter Gefahr“, sagte der Verwaltungschef und meinte den größer werdenden Zuspruch, den rechtsradikale Parteien aus der Bevölkerung erfahren. „Deshalb wollen wir hier ein Zeichen setzen für Demokratie und ein tolerantes Miteinander, für eine weltoffene Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Rassismus“, sagte Woschei und betonte: „Uetersen bleibt eine bunte Stadt, in der alle Menschen willkommen sind.“
Kreisvizepräsidentin Schreiber hofft, dass bald wieder Frieden herrscht
Elke Schreiber, stellvertretende Kreispräsidentin, sagte, dass solche Projekte wie diese Friedenseiche heute immer wichtiger werden als „Zeichen gegen Krieg und Rassismus“. Dabei erinnerte sie auch an den Terroranschlag in einer Konzerthalle bei Moskau, bei dem vor wenigen Tagen mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen sind. Dieser sei in aller Form zu verurteilen, sagte sie. „Wir Bürgerinnen und Bürger wollen in Frieden leben. Ich hoffe, dass bald wieder überall Frieden herrscht.“
Die Oberstufe des Ludwig-Meyn-Gymnasiums, das in direkter Nachbarschaft zum Cäcilie-Bleeker-Park liegt, habe die Patenschaft für die Friedenseiche übernommen, freute sich Harun Öznarin vom Einwandererbund. Anschließend sangen die Uetersener Chorknaben noch ein paar bewegende Lieder, während Regen- und Hagelschauer die Zeremonie ein wenig störten.
In Halstenbek folgten 400 Menschen dem Aufruf zur Kundgebung
Vor dem Rathaus in Halstenbek kamen 400 Menschen aus ganz ähnlichen Motiven zusammen. Ein breites Bündnis demokratischer Parteien, mit dabei waren CDU, SPD, Grüne, FDP und Volt-Partei, sowie die Kirchengemeinde, die Integrationsbeauftragte und der Jugendbeirat hätten zu dieser Kundgebung aufgerufen, die sich „für Demokratie und gegen Extremismus“ einsetze, sagte Bürgervorsteherin Katrin Ahrens. „Wir wollen zeigen, dass wir in Halstenbek keinen Hass und Rassismus dulden und trotz unterschiedlicher Hautfarbe, religiöser und sexueller Orientierung zusammenstehen.“
Halstenbeks Bürgermeister Jan Krohn war begeistert und „stolz, dass so viele Menschen hier versammelt sind“. Wer heute die Demokratie verschlafe, dürfe sich nicht wundern, wenn er in einer Diktatur wieder aufwache, zitierte er eine Warnung, die oft auf solchen Kundgebungen gesagt wird. „Wir stehen auf in Halstenbek gegen Rassismus und zeigen, dass uns Demokratie und eine tolerante Gesellschaft und ein respektvoller Umgang miteinander wichtig sind“, sagte Krohn und appellierte an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger: „Lasst uns für unsere Freiheit und demokratische Rechte kämpfen. Denn die sind in Gefahr.“
In Elmshorn demonstrierten 150 Menschen mit Autokorso gegen hohe Energiepreise
In Elmshorn kamen etwa 150 Menschen aus ganz unterschiedlichen Beweggründen zusammen. Einige forderten, die Kürzungen beim Agrardiesel für die Landwirte zurückzunehmen, andere äußerten ihren grundsätzlichen Unmut gegen die Politik der Bundesregierung und forderten, „die Ampel“-Koalition solle abtreten. Die Rentner- und Kinderarmut nehme zu, hieß es auf Transparenten. Die „Existenzen aller Bürger, Bauern und Handwerker“ seien in Gefahr. Wieder andere setzten sich auf Spruchbändern für den Frieden ein und forderten, „Diplomatie statt Panzer“ und aus dem Nato-Bündnis auszutreten.
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Dirk Albrecht, einer der Organisatoren, sagte: „Unser Hauptthema sind die großen Preissteigerungen vor allem bei den Energiekosten.“ So sei es ein Fehler gewesen, die Atomkraftwerke abzuschalten, sagte er. Die hier auf einem Firmengrundstück in der Otto-Hahn-Straße versammelten Landwirte, Rentner, Arbeitnehmer und Unternehmer wendeten sich auch gegen die zunehmenden bürokratischen Hemmnisse, sagte der Leasingmakler. „Die Politik muss wieder für die Menschen gemacht werden.“