Kreis Pinneberg. Im Kreis Pinneberg kommt es jetzt vermehrt zu Wildunfällen. Wie sie verhindert werden können – und warum sie gemeldet werden müssen.
Klein Nordende, Montagmorgen gegen 8.40 Uhr: Ein verletztes Wildtier liegt am Straßenrand. Ein aufmerksamer Autofahrer bemerkt das Tier und informiert einen örtlichen Jäger, der den verletzten Rehbock schließlich von den Qualen seiner Verletzungen erlöst. Erst am Abend meldet sich die Verursacherin bei der Polizei. Sie gibt den Unfallzeitpunkt mit 6.20 Uhr an. Fast zweieinhalb Stunden musste das Tier leiden.
Immer wieder werden Wildunfälle zu spät oder gar nicht gemeldet. „Die viel zu späte Meldung ist ein fatales Versäumnis“, sagt Hans Wörmcke, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Pinneberg. „Hätte der unbeteiligte Autofahrer nicht zufällig das verletzte Tier bemerkt, hätte es womöglich noch viel länger leiden müssen.“
Kreis Pinneberg: Gefahr für Mensch und Tier – Das ist bei Wildunfällen zu tun
Der oberste Jäger des Kreises ruft daher dazu auf, Wildunfälle sofort zu melden. „Wer ein Wildtier anfährt, ist verpflichtet, unverzüglich die Polizei zu alarmieren und am Unfallort zu bleiben, bis die Beamten vielleicht schon in Begleitung eines Jägers oder einer Jägerin eintreffen“, so Wörmcke.
Der Kreis Pinneberg sei für Wildtiere ein gefährliches Pflaster. Denn aufgrund der dichten Besiedelung würden die Lebensräume des Wildes von vielen Straßen durchschnitten. Deshalb seien die Tiere gezwungen, häufig die Fahrbahn zu queren – und zwar oft an unübersichtlichen Stellen, da sie sich in deckungsreichem Gelände am sichersten fühlten, so die Kreisjägerschaft.
Millionen Tiere sterben in Deutschland durch Wildunfälle
Die Zahl der durch Autos getöteten Tiere liegt extrem hoch. Deutschlandweit sind es jedes Jahr Millionen Wildtiere, vor allem Igel, Marder, Füchse, Dachse, Kröten, Vögel und andere Tiere. Verheerende Wildunfälle gibt es meist mit größerem Wild. Rund 200.000 Rehe und 20.000 Wildschweine fallen pro Jahr Autos zum Opfer.
Auch für Menschen kann ein Wildunfall enorm gefährlich sein – auch wenn die wenigsten tödlich enden. Laut Statista kamen 2022 rund 2600 Menschen bei etwa 2300 Wildunfällen zu Schaden. Die Schäden an den Fahrzeugen können zudem enorm ausfallen. Der Gesamtverband der Versicherer zählte 2021 durchschnittlich 800 Wildunfälle pro Tag, was Leistungen im Wert von 940 Millionen Euro bedeutete.
Kreis Pinneberg: So können Wildunfälle vermieden werden
Die Kreisjägerschaft mahnt deshalb alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu besonderer Vorsicht. Gerade in den frühen Morgen- und späten Abendstunden oder bei Nebel und insbesondere in bewaldeten Gebieten sei das Risiko für Wildunfälle besonders hoch.
Wo immer möglich, sollten Autofahrerinnen und Autofahrer mit Fernlicht fahren, um Wild rechtzeitig zu erkennen. In diesem Fall sollte das Tempo verringert werden. Selbst wenn schon ein Tier die Fahrbahn gequert hat, nicht Gas geben – oftmals folgen weitere.
Ganz wichtig: Nicht ausweichen. Das kann schlimme Folgen haben
Hupen kann helfen, die Tiere zu verscheuchen und Unfällen vorzubeugen – natürlich nur, wenn auch Tiere gesichtet werden. Trotzdem kann es zu Situationen kommen, in denen ein Zusammenstoß nicht mehr zu verhindern ist. In diesem Fall sollten vor allem wilde Ausweichmanöver vermieden werden.
Stattdessen sollten die Autofahrerinnen und Autofahrer das Lenkrad festhalten und Bremse und Kupplung durchdrücken. Ausweichmanöver können oft schlimme Folgen haben, es droht die Gefahr, in den Gegenverkehr zu geraten oder gegen einen Baum zu prallen – und das kann tödlich enden.
Kreis Pinneberg: Was bei WIldunfällen zu tun ist
Nach einem Wildunfall sollten die Betroffenen Ruhe bewahren, die Warnblinkanlage einschalten und die Unfallstelle absichern, am besten mit einer reflektierenden Warnweste. Außerdem sollte die Polizei alarmiert werden. Wer in einen Wildunfall verwickelt ist, sollte bis zum Eintreffen der Beamten am Unfallort bleiben.
Verletzte Wildtiere sollten nicht angefasst werden, warnt die Kreisjägerschaft. Eventuell tote Tiere sollten mit Handschuhen von der Fahrbahnmitte an den Rand gezogen werden, damit keine Folgeunfälle entstehen. Falls das verletzte Tier flüchtet, sollte die letzte Position markiert werden. So können Hunde später für die Nachsuche die Fährte aufnehmen.
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Insbesondere falls kein Mobilfunk-Empfang vorhanden ist, sollte der Unfallort markiert werden. Autofahrerinnen und Autofahrer können dann im nächsten Ort die Polizei alarmieren. Die einfachste Möglichkeit, Wildunfälle zu verhindern, sei aber das vorsichtige und vorausschauende Fahren, so die Kreisjägerschaft Pinneberg.