Pinneberg. Entwurf des Künstlers Haberland soll das umstrittene NS-Bauwerk einordnen. Doch bis die mahnende Kunst steht, dauert es wohl noch.

Die 60.000-Euro-Marke ist geknackt. Und damit rückt das Ziel, ein neues Mahnmal am Pinneberger Bahnhof zu errichten, ein ganzes Stück näher. Es soll die umstrittene Stele aus NS-Zeiten, die seit 2016 unter Denkmalschutz steht, ergänzen und historisch einordnen. So wurde es schon am 20. Juli 2017 in der Ratsversammlung in Pinneberg mit großer Mehrheit beschlossen.

Vor sieben Jahren hatte sich die Mahnmal-Initiative Pinneberg gegründet. Man war sich einig: Es braucht eine bauliche Ergänzung zum NS-Bauwerk am Pinneberger Bahnhof, um die Propaganda und Kriegsverherrlichung der Nationalsozialisten kritisch einzuordnen und die Öffentlichkeit aufzuklären.

Bahnhofsumfeld: Mahnmal in Pinneberg soll Nazi-Stele einordnen

Die Ratsversammlung hatte schon im Juli 2017 eine Ergänzung des NS-Bauwerks beschlossen. Jedoch benötigten die Anhörung von Sachverständigen, ein Schülerwettbewerb und die Künstlerbeteiligung so viel Zeit, dass erst am 24. Februar 2022 einstimmig der Entwurf des Künstlers J. F. Haberland beschlossen wurde.

Die historische Aufnahme zeigt die Stele zur Zeit des Nationalsozialismus.
Die historische Aufnahme zeigt die Stele zur Zeit des Nationalsozialismus. © Pinneberg Museum | Pinneberg Museum

Voraussetzung für die Umsetzung war, dass das Mahnmal überwiegend durch Spenden finanziert wird. Die Stadt versprach aber, sich „angemessen“ an den Kosten zu beteiligen. Im November 2022 startete die Mahnmal-Initiative Pinneberg mit der Spendenkampagne. Und auch die politischen Fraktionen riefen zwischenzeitlich zu Spenden auf.

Mahnmal in Pinneberg: 60.000 Euro wurden gespendet

Meyers Frischecenter in Pinneberg beteiligte sich mit einer einmaligen Großspende sowie der Möglichkeit einer Pfandspende an zwei Standorten, um weiteres Geld zu sammeln und das Mahnmal-Projekt in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Lina Sophie Riedemann von Edeka Meyer in Pinneberg überreicht Jochen Hilbert von der Mahnmal-Initiative einen Spendenscheck.
Lina Sophie Riedemann von Edeka Meyer in Pinneberg überreicht Jochen Hilbert von der Mahnmal-Initiative einen Spendenscheck. © Jochen Hilbert | Jochen Hilbert

Viele kleine und mehrere große Spenden haben nun zum Erfolg geführt. Zusammen mit der Pfandspende sind 60.000 Euro zusammengekommen. Mehrere Hundertmal wurde von Pinnebergern die Pfandtaste am Automaten betätigt und damit aktive Unterstützung für das Mahnmal-Projekt signalisiert.

Stadt Pinneberg und Künstler haben sich geeinigt

Den Vertrag mit dem Künstler schließt die Stadt. „Wir sind uns einig und haben den Vertrag abgestimmt“, sagt Pinnebergs neuer Bürgermeister Thomas Voerste (parteilos). Der Vertrag liege jetzt zur Unterschrift dem Künstler vor. Allerdings muss zuvor auch noch der Pinneberger Haushalt genehmigt werden. Eine entsprechende Klausel wurde in den Vertrag aufgenommen, so Voerste. Sobald dann die erste Rate an Haberland gezahlt werden kann, will dieser mit der Umsetzung loslegen.

Frieden, Freiheit, Toleranz will Künstler F. Jörg Haberland in den Steinkreis eingravieren.
Frieden, Freiheit, Toleranz will Künstler F. Jörg Haberland in den Steinkreis eingravieren. © F. Jörg Haberland | F. Jörg Haberland

Aufgebaut werden kann das Denkmal aber erst, wenn die Deutsche Bahn die Arbeiten auf dem Vorplatz des Pinneberger Bahnhofs abgeschlossen hat. Die Arbeiten auf dem Bahnhofvorplatz verzögern sich allerdings. Die DB will das Empfangsgebäude und den Bau des Pavillons Mitte 2025 abschließen.

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Auf Haberlands Steinkreis sollen „Frieden“, „Freiheit“ und „Toleranz“ stehen

Die Kosten beziffert der Künstler insgesamt mit circa 70.000 Euro. Die Mahnmal-Initiative hat für die Aufwandsentschädigungen der beteiligten Künstlerentwürfe sowie für Spendenbroschüren und Spendenflyer knapp 7000 Euro ausgegeben.

Haberland hatte mit seinem Entwurf „Platz des Friedens“ überzeugt. Es ist ein Steinkreis, in dessen Inneren Haberland „Frieden“, „Freiheit“ und „Toleranz“ eingravieren möchte. An der Außenseite sollen die Worte in mehrere Sprachen übersetzt werden. Eine Textstele soll das Mahnmal ergänzen. Ihre Form, Größe und Material stehen noch nicht fest.