Wedel. Einst saß die Wedelerin Valerie Wilms für die Grünen im Bundestag. Nun schmäht sie die Partei, wann immer es geht - etwa bei YouTube.
Nachdem die Wedeler Ratspolitikerin Dr. Valerie Wilms kürzlich mit einem Online-Talkshow-Auftritt im durchaus zweifelhaften Milieu von „Tichys Einblick“ für Stirnrunzeln gesorgt hatte, ist nun ein weiteres aufsehenerregendes Interview mit ihr im Internet veröffentlicht worden. Auch dieses Mal schießt sie wenig diplomatisch gegen ihre ehemalige Partei, die Grünen. Unter anderem fällt in diesem Zusammenhang das Wort „Sekte“.
Die ehemalige Bundespolitikerin, die sich in Wedel inzwischen der Wählergemeinschaft WSI (Wedeler Soziale Initiative) angeschlossen hat und seit der Kommunalwahl 2023 wieder im Stadtparlament sitzt, hat ein Interview mit dem Portal Wallstreet Online geführt. Thematisch geht es unter anderem um ein AfD-Verbot oder auch um Robert Habeck sowie die „Woke-Ideologie“.
Valerie Wilms in YouTube-Video: „Ex-Grüne spricht Klartext“
Nach eigenen Angaben ist die Plattform, „das Finanz- und Wirtschaftsportal rund um die Themen Aktien, Börse und Aktienkurse.“ Präsentiert werden „Meinungen, Fakten, Hintergründe von Deutschlands größter Finanz-Community.“
Marc Friedrich hat das Interview unter dem Titel „Ex-Grüne spricht Klartext“ geführt, es wurde am Sonntag veröffentlicht. Der Journalist hat mehr als 400.000 Abonnenten bei Youtube, das durchaus provokant getitelte Video (Grünen Insiderin Valerie Wilms: Grüne sind eine Sekte) wurde seitdem schon mehr als 135.000-mal gesehen.
Wilms rät ihrer alten Partei, „wieder in die Mitte der Gesellschaft“ zu kommen
In dem Gespräch rät Wilms ihrer ehemaligen Partei, für die sie zwischen 2009 und 2017 im Bundestag saß, „sich wieder in die Mitte der Gesellschaft zu begeben“. In einem Zusammenschnitt am Anfang des Clips sind ihre Kernaussagen des über einstündigen Interviews enthalten.
Nach ihrer aktiven Zeit im Bundestag seien die Grünen „so richtig in die woke Richtung abgedriftet“, heißt es dort weiter. Generell bezeichnet dieser Begriff „aufgewacht“ oder auch „wachsam“. Mittlerweile wird der Ausdruck jedoch auch negativ verwendet, wenn zu sehr auf vermeintlich banale Missstände hingewiesen wird. „Die Ampel wird es nicht mehr raffen, Punkt“, ist der letzte Satz zu Beginn.
Wilms: Die Grünen hätten sich zu einer „autoritären, woken Partei“ entwickelt
Interviewer Friedrich ist laut Einblendung Honorarberater, Bestsellerautor und Vordenker. Er habe Wilms einst in Berlin in einer Sendung kennengelernt und sei beeindruckt gewesen, weil jene mit einer „absoluten Klarheit“ gesprochen habe. Zu den Beweggründen über ihren Partei-Austritt bei den Grünen im Juni 2023 erklärte sie beispielsweise, dass sich die Grünen von einer „basisdemokratischen Partei weg zu einer autoritären, woken Partei“ entwickelt hätten. Dies habe sie dazu bewogen, auszutreten.
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Als Beispiele führt sie die vor einer Mehrheit der Bevölkerung „nicht mehr vertretbare Migrationspolitik“ an. Oder auch die Energiepolitik, die sie „lange selbst verfolgt habe“. Die Verkehrspolitik bezeichnet Wilms als „träumerisch“. Beides zusammen habe schon „leicht Sekten-Charakter“ bekommen.
Ex-Bundestagsabgeordnete aus Wedel: Grünen sind eine „Bevormundungspartei“ geworden
Auf Nachfrage, wie denn Wilms Rückzug partei-intern aufgenommen worden sei, muss sie lachen. Der Ortsverband Wedel sei froh gewesen. „Die war ja nie Grüne“, sagt Wilms zum Interviewer. Generell seien die Grünen zu einer „Bevormundungspartei“ geworden. Während ihrer aktiven Zeit dort sei sie „akzeptiert, gefürchtet“ gewesen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, laut Wilms „ein hervorragender Rhetoriker“, habe sein Ministerium so nach eigener Vorstellung umgebaut, dass alles an interner Kritik verloren gegangen sei. „Und dann wird‘s sehr schwierig“, meint sie.
Zum Erstarken der AfD heißt es: Die Grünen seien indirekt größter Wahlhelfer
Indirekt seien die Grünen der größte Wahlhelfer der AfD bestätigt die Wedeler Politikerin. Es seien nach ihrer Auffassung garantiert nicht alles „stramme Rechte“, die diese Partei wählen würden, sondern: „Sie sehen, ich muss irgendwo mein Zeichen setzen, damit endlich diese Berliner Traumtänzerei aufhört.“
Zuvor hatte sie im März 2023 ein Interview mit dem Journalisten Roland Tichy über Klimapoltik geführt. Tichy hatte im Laufe seines Wirkens später vermehrt für populistische Medien gearbeitet. Das gesamte Interview von Wilms mit Wallstreet Online ist bei Youtube zu finden.