Appen/Kreis Pinneberg. Daniel Günther in bierseliger Stimmung bei Salvator-Traditionsveranstaltung in Appen. Weshalb Markus Söder nun neidisch auf ihn sei.
Die Feuertaufe habe er ja gut, sogar „unblutig“ überstanden, freute sich Ministerpräsident Daniel Günther erleichtert. Gerade hatte er mit dem Kommandeur, Oberst Dietmar Hinze, etwas mühsam mit dem fünften Hammerschlag das erste Bierfass für den Salvatorabend angestochen, der am Freitagabend zum 57. Mal seit 1965 in der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen zünftig nach bayerischer Tradition begangen wird und zu dem seit 1999 auch weibliche Gäste eingeladen werden.
Und nun sollte er eine bierlaunige Rede vor den 260 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Gesellschaft und Bundeswehr halten. Und das ist dem schleswig-holsteinischen Regierungschef durchaus gelungen.
Salvatorabend in Appen: Günther ist amtierender Träger des Ordens wider den tierischen Ernst
Immerhin ist Günther amtierender Preisträger des Ordens wider den tierischen Ernst, den der Aachener Karnevalsverein seit 1950 an Personen des öffentlichen Lebens verleiht. Günther sei ein „engagierter und pragmatischer Landesvater, der die Menschen mit Authentizität, Zugewandtheit und Humor überzeugt“, hieß es in der Laudatio im Januar.
Er habe ja auch Erfahrung mit solchen Bierfesten, sagte Günther. Jedes Jahr eröffne er wie hier in Appen das Oktoberfest in seiner Heimatstadt Eckernförde. Aber nein, am Weltfrauentag werde er bestimmt nicht wieder singen, betonte Günther. Auf der Kieler Woche im Sommer 2023 hatte er den umstrittenen Party-Song „Layla“ mitgesungen.
Ein paar Sticheleien gegen seine Parteifreunde in Berlin und München
Sein bayerischer Amtskollege sei ganz neidisch gewesen, als er ihm jüngst bei einem Treffen erzählte, er sei zum Salvatorabend bei der Bundeswehr eingeladen, stichelte Günther gegen Markus Söder. Aber das möge bitte „unter uns“ bleiben, bat er das schmunzelnde Publikum.
Und noch etwas verriet der gebürtige Kieler über einen zweiten Parteifreund, mit dem Söder und er sich wohl irgendwann um die Kanzlerkandidatur streiten werden. Den Friedrich Merz habe er jüngst gefragt, wie viel Windstrom wohl an der Nordseeküste hierzulande erzeugt werde. Na, wohl so um die 40, 50 Prozent des Strombedarfs, habe der unwissende Parteivorsitzende geantwortet. Woraufhin Günther ihm triumphierend verraten habe: „Es sind 202 Prozent. Wir produzieren doppelt so viel Strom als wir verbrauchen.“
Günther erzählte von einer lustigen Verwechslung am Flughafen in den USA
Mit diesem Größenvergleich kam Günther auf die Vereinigten Staaten zu sprechen, die er im vorigen Jahr an der Ost-und Westküste mit einer Wirtschaftsdelegation besuchte. Er erzählte von einer lustigen Verwechslung. Am Flughafen in Boston seien seine Sicherheitsleute und er in verschiedene Kategorien eingeteilt worden und wären so beinahe voneinander getrennt worden.
Als die dann darauf beharrten, sie seien von der deutschen Polizei und müssten auf den „Ministerpräsidenten“ jederzeit aufpassen, hätten die Amerikaner ganz erstaunt geguckt. Dass ein „Mister Prisoner“, also ein Herr Gefangener mit an Bord kommen sollte, sei gar nicht angekündigt worden. Und er sei ja noch nicht einmal „in Handschellen“, wunderte sich das Flughafenpersonal, berichtete Günther und erntete großes Gelächter im Saal.
Die Deutschen könnten mehr Optimismus von den Amis lernen
Von den Amerikanern könnten wir Deutsche uns etwas für unsere Mentalität abschauen, riet Günther. „Die Amis konzentrieren sich immer auf ihre Stärke.“ Hierzulande werde dagegen viel zu oft das Haar in der Suppe gesucht. „Muss denn diese Batteriefabrik bei Heide wirklich sein“, fragten die besorgten Dauer-Skeptiker, statt sich über die größte Industrieansiedlung in Nordeuropa zu freuen.
Und die bevorstehende Fußball-EM in heimischen Stadien würde Monate vor dem ersten Anstoß schon abgeschrieben, obwohl der letzte WM-Titel erst zehn Jahre her ist. Da lobe er sich die Macher vom Freizeitpark am Weissenhäuser Strand. Die hätten das originale Tor aus dem Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro ersteigert und jetzt an der Ostsee aufgebaut.
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Dort könnte jeder für fünf Euro Eintritt das schönste WM-Siegtor aller Zeiten nachspielen, das Mario Götze damals in der 113. Spielminute den Deutschen bescherte. Auch der Ball liege genau in der Ecke, von wo ihn André Schürrle seinerzeit direkt zu Götze gespitzelt hat. Und auch die komplizierte Körperdrehung mit Torschuss aus der Luft könnte jeder dort ausprobieren, erklärte Günther. „Denn der Ball ist an einer Schnur befestigt.“
Bundeswehr in Appen: Oberst musste Abbitte leisten, weil er die falschen Bierkrüge bestellt habe
Mit dem weniger launischen als ernst gemeinten Appell zu mehr Optimismus, Gelassenheit und einer offenen Streitkultur, die auch wieder andere Meinungen zulassen könnte, beendete der Ministerpräsident seine bierselige Rede auf dem Salvatorabend. Kommandeur Hinze zeigte sich nicht enttäuscht von seinem humorvollen Stargast.
Allerdings musste der Oberst bei seinem ersten Salvatorabend in Appen selbst Abbitte leisten. Selbstverständlich würden alle Gäste wie in all den 60 Jahren gewohnt mit Schweinshaxe, Kraut und Salvatorbier beköstigt. Aber den sonst üblichen Tonkrug mit Aufschrift und der Jahreszahl darauf, den die Gäste sonst immer als Andenken mit nach Hause nehmen konnten, gebe es diesmal nicht, bat Oberst Hinze um Entschuldigung. Er habe die falschen Bierkrüge bestellt.
Aber das tat der guten Stimmung der bierseligen Gesellschaft im alten Unteroffizierheim bis Mitternacht keinen Abbruch, die das Marinemusikcorps aus Kiel musikalisch begleitete. Dafür sorgten auch die 40 emsigen Kellner der Bundeswehr, die die Getränke im Minutentakt an die Tische brachten.