Pinneberg. Kreispolitik und Sana AG stimmen kitzligem Ankauf des Geländes am Ossenpadd in Pinneberg zu. Die Reaktionen – und wie es weitergeht.

Für den geplanten Neubau einer Zentralklinik in Pinneberg, die in zehn Jahren die beiden Krankenhäuser in Pinneberg und Elmshorn zusammenlegen soll, ist jetzt ein wichtiger weiterer Eckpfeiler eingeschlagen worden.

Der Hauptausschuss des Kreistages hat am späten Mittwochnachmittag in einer nichtöffentlichen Beratung dem Ankauf eines rund 14 Hektar großen Geländes am Ossenpadd in Pinneberg einmütig zugestimmt. Am Donnerstag soll der Kaufvertrag mit den bisherigen Eigentümern notariell beglaubigt werden.

Zentralklinik: Vor einem Jahr ist die Standortentscheidung für Pinneberg gefallen

Da bereits zuvor die Gremien des Mehrheitsgesellschafters Sana AG den Kauf dieses Areals gebilligt haben, steht den Plänen der Regio Kliniken für ihr 500 Millionen Euro Vorhaben eines zentralen Gesundheitscampus für den Kreis Pinneberg nichts mehr im Wege. „Wir haben damit einen Meilenstein auf dem Weg zum Zentralklinikum erreicht“, freute sich nach der Entscheidung der Kreispolitik die Klinikchefin Regina Hein.

Klinikchefin Regina Hein: Zehn Monate Grundstücksverhandlungen mögen lang erscheinen. Aber wir wollten die Bedürfnisse der Eigentümer verstehen, gegenseitiges Vertrauen schaffen und auch für uns eine gut fundierte, klare Entscheidungsgrundlage haben.
Klinikchefin Regina Hein: Zehn Monate Grundstücksverhandlungen mögen lang erscheinen. Aber wir wollten die Bedürfnisse der Eigentümer verstehen, gegenseitiges Vertrauen schaffen und auch für uns eine gut fundierte, klare Entscheidungsgrundlage haben. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Vor fast genau einem Jahr hatte derselbe Hauptausschuss die Standortentscheidung eines Expertengremiums der Regio Klinik gutgeheißen, die sich für eine bis zu 25 Hektar große Fläche am Ossenpadd nahe dem Westring in Pinneberg ausgesprochen hatte. Der Vorschlag aus Elmshorn, die neue Zentralklinik mit 767 stationären Planbetten und 104 tagesklinischen Plätzen lieber in der Nähe des heutigen Elmshorner Krankenhauses zu errichten, wurde nach Abwägung zahlreicher Kriterien abgelehnt.

Klinikleitung hat mit den zehn Eigentümern fast ein Jahr lang verhandelt

Demnach hatten sich mehrere Gutachten zur medizinischen Ausrichtung, der Erreichbarkeit für Mitarbeitende, Patienten und den Rettungsdienst sowie eine Mitarbeiterbefragung alle eindeutig für den Ossenpadd-Standort ausgesprochen. Am Ende erreichte diese bislang unbebaute Fläche im Norden der Kreisstadt 867 von 1000 möglichen Punkten. Dahinter landete ein weiteres Grundstück in Pinneberg, am Rehmenfeld, mit 721 Punkten vor dem Elmshorner Vorschlag mit 661 Punkten.

Die Grundstücksverhandlungen hätten jetzt zehn Monate lang gedauert, erklärte die Klinikleitung. Es habe mit zehn Eigentümern verhandelt werden müssen. Darunter seien Erbengemeinschaften, Miteigentümer und Gesellschaften öffentlichen Rechts gewesen. Auch die Stadt Pinneberg habe ein großes Areal aus ihrem Bestand dazu angeboten, das nun ebenfalls mitangekauft werde. „Wir sind froh, dass wir jetzt mit dem Klinikneubau ein großes Stück vorangekommen sind“, sagt auch Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste. „Ich bin sicher, es wird ein herausragendes Klinikum mit vorbildhaftem Gesundheitscampus werden, das nicht nur für die Stadt Pinneberg, sondern für den gesamten Kreis Pinneberg eine langfristige Sicherung der stationären medizinischen Versorgung der Bevölkerung bedeuten wird.“

Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste: Wir sind froh, dass wir jetzt mit dem Klinikneubau ein großes Stück vorangekommen sind. Es wird die stationäre medizinische Versorgung des gesamten Kreises Pinneberg langfristig sichern.
Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste: Wir sind froh, dass wir jetzt mit dem Klinikneubau ein großes Stück vorangekommen sind. Es wird die stationäre medizinische Versorgung des gesamten Kreises Pinneberg langfristig sichern. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Das von der Stadt Pinneberg benannte Gelände am Ossenpadd hatte insgesamt eine Fläche von 250.000 Quadratmetern. Davon wollten die Regio Kliniken ursprünglich nur etwa 90.000 Quadratmeter für die geplante Zentralklinik erwerben. „Vorrangiges Ziel war es, eine möglichst gut gelegene und zusammenhängende Fläche auf dem Areal zu schaffen“, erklärt Klinikchefin Hein dazu. Zunächst sei dann die Lage und die Größe des zu kaufenden Areals verifiziert und untersucht worden. „Dabei ergab sich, dass es sinnhaft ist, die zu erwerbende Fläche auf etwa 138.000 Quadratmeter zu erweitern, um das neue Klinikum in die naturnahe Umgebung einbetten zu können“, erklärt Klinikchefin Regina Hein.

Ein Gutachten hat den Kaufpreis für das gesamte Areal am Ossenpadd ermittelt

Zudem hätten die Preisvorstellungen der verschiedenen Eigentümer zu Beginn der Verhandlungen stark variiert. Ein unabhängiges Fachgutachten von externer Seite, das den Verkehrswert des Areals insgesamt festlegte, habe dann geholfen, einen einheitlichen Grundstückspreis zu ermitteln, erläutert Regina Hein. Dieser sei dann schlussendlich auch flächendeckend vereinbart worden, um ihn „für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar darzustellen“, sagt sie und betont: „Die Atmosphäre bei den Gesprächen mit den Eigentümern der Grundstücke war stets angenehm, konstruktiv und fair.“

Zehn Monate Verhandlungen mögen lang erscheinen, sagt sie. „Aber wir wollten die Bedürfnisse der Eigentümer verstehen, gegenseitiges Vertrauen schaffen und auch für uns eine gut fundierte, klare Entscheidungsgrundlage haben. Das schafft man nicht, wenn man durch den Prozess hetzt.“ Öffentlich nennen möchte sie den Kaufpreis nicht. „Über die Summe des Grundstückkaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.“ Aber es dürfte sich wohl um einen einstelligen Millionen-Euro-Betrag handeln, der hier für den Grundstückskauf investiert wird.

Kreisverwaltung und Kreispolitik freuen sich über Grundstücksankauf

Zusätzlich zum Areal am Ossenpadd hätten die Regio Kliniken noch ein weiteres Einzelgrundstück an der Elmshorner Straße erworben, das genau angrenzt. Ob dies einer besseren Verkehrsanbindung oder anderen Zwecken des geplanten Gesundheitscampus dienen soll, werde noch eingehend untersucht.

Kreispräsident Helmuth Ahrens: Mit dem Krankenhaus schaffen wir die Basis für eine sektorenübergreifende, moderne und zukunftsfähige medizinische Versorgung der Bevölkerung im Kreis Pinneberg
Kreispräsident Helmuth Ahrens: Mit dem Krankenhaus schaffen wir die Basis für eine sektorenübergreifende, moderne und zukunftsfähige medizinische Versorgung der Bevölkerung im Kreis Pinneberg © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die Reaktionen aus der Kreispolitik und -verwaltung sind einhellig positiv. Landrätin Elfi Heesch sagt: „Auf dem Weg zum Zentralklinikum im Kreis Pinneberg ist nun erneut ein wichtiger Schritt nach vorn gemacht. Mit dem Grundstückskauf wird das Projekt Regio 2030 noch konkreter und damit für die Menschen im Kreis besser vorstellbar.“

Kreispräsident Ahrens: Gute Entscheidung für die Gesundheitsversorgung

Kreispräsident Helmuth Ahrens sagt: „Die Politik hat mit dem deutlichen Votum zum Grundstückskauf ihren Beitrag zur Verwirklichung des Neubaus Zentralklinikum geleistet.“ Die einheitliche Zustimmung sei die Folge davon, dass die Klinikleitung die Kreispolitik stets eingebunden und umfassend informiert habe. Erstmals wurden die Neubaupläne für eine Zentralklinik, die beiden jetzigen Standorte aufgeben sollte, vor zweieinhalb Jahren öffentlich vorgestellt worden. „Mit dem Krankenhaus schaffen wir die Basis für eine sektorenübergreifende, moderne und zukunftsfähige medizinische Versorgung der Bevölkerung im Kreis Pinneberg“, ist Kreispräsident Ahrens überzeugt.

Ausschussvorsitzende Heike Beukelmann (CDU) sagt: „ Das ist ein großer Schritt
mit Blick auf das neue Zentralklinikum, den nicht nur die Patienten und Patientinnen in der Region begrüßen werden, sondern auch die Mitarbeitenden der Regio Kliniken..“ g

Vorstandschef Thomas Lemke (rechts) vom Mehrheitsgesellschafter Sana der Regio Kliniken: „Das grüne Licht für den Ankauf des Grundstücks ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Verwirklichung einer Vision. Wir wollen die Gesundheitsversorgung der Region zukunftsfest aufstellen – im Sinne der Patientinnen und Patienten, der Mitarbeitenden und der Attraktivität des Kreises.“ Mit im Bild (von links) die versammelten Entscheidungsträger von Sana und den Regio-Kliniken: Sana-Regionalleiterin Angela Bartels, Thomas Klahn (kaufmännischer Leiter) sowie die beiden Geschäftsführer Regina Hein und Gundolf Thurm (alle drei Regio Kliniken).
Vorstandschef Thomas Lemke (rechts) vom Mehrheitsgesellschafter Sana der Regio Kliniken: „Das grüne Licht für den Ankauf des Grundstücks ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Verwirklichung einer Vision. Wir wollen die Gesundheitsversorgung der Region zukunftsfest aufstellen – im Sinne der Patientinnen und Patienten, der Mitarbeitenden und der Attraktivität des Kreises.“ Mit im Bild (von links) die versammelten Entscheidungsträger von Sana und den Regio-Kliniken: Sana-Regionalleiterin Angela Bartels, Thomas Klahn (kaufmännischer Leiter) sowie die beiden Geschäftsführer Regina Hein und Gundolf Thurm (alle drei Regio Kliniken). © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Thomas Lemke, Vorstandvorsitzender der Sana Kliniken AG, die seit 15 Jahren zu 75 Prozent an den Regio Kliniken beteiligt ist, sagt: „Das grüne Licht für den Ankauf des Grundstücks ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Verwirklichung einer Vision: Wir wollen die Gesundheitsversorgung der Region zukunftsfest aufstellen – im Sinne der Patientinnen und Patienten, der Mitarbeitenden und der Attraktivität des Kreises.“ Das Unternehmen gehe damit in Vorleistung im Hinblick auf die noch offenen Fragen zur Finanzierung. „Das Vorgehen aller Beteiligten ist beispielgebend, wie innovativ und lösungsorientiert Gesundheitsversorgung kooperativ organisiert werden kann.“

Ministerpräsident Günther hat bei Besuch 300 Millionen Euro in Aussicht gestellt

Erst vor drei Wochen hatte Ministerpräsident Daniel Günther das Klinikneubau-Projekt „als beispielhaft für ganz Schleswig-Holstein“ gelobt, weil es der Klinikleitung gelungen sei, alle 2300 Mitarbeitende, die Bevölkerung und die Kreispolitik mitzunehmen und von diesem Weg zu überzeugen. Der Regierungschef kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass das Land den Neubau mit rund 300 Millionen Landeszuschüssen fördern wird.

Ministerpräsident Daniel Günther lobte bei seinem Besuch bei den Regio Kliniken (neben Klinikchefin Regina Hein) das geplante Klinikneubauvorhaben in Pinneberg als beispielgebend für das Land Schleswig-Holstein.
Ministerpräsident Daniel Günther lobte bei seinem Besuch bei den Regio Kliniken (neben Klinikchefin Regina Hein) das geplante Klinikneubauvorhaben in Pinneberg als beispielgebend für das Land Schleswig-Holstein. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Nach dem Grundstückserwerb soll nun die konkrete Planung des Gesundheitscampus erfolgen, kündigt Klinikchefin Hein an. Dazu gehöre die detaillierte Ausgestaltung der künftigen Nutzung und des Raumbedarfs. Zudem muss dann der Bauantrag bei der Stadt und dem Kreis Pinneberg eingereicht werden.

Nächste Woche soll der Bebauungsplan entsprechend geändert werden

Es geht weiter Schlag auf Schlag. Die Pinneberger Stadtverwaltung hatte bereits vorige Woche angekündigt, als nächsten Schritt die Planungsziele für diesen Bebauungsplan 99 anzupassen, um für den Neubau des Krankenhauses samt Gesundheitscampus entsprechendes Baurecht zu schaffen.

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Das soll bereits in der kommenden Woche durch einen Beschluss des zuständigen Ausschusses für Stadtentwicklung politisch auf den Weg gebracht werden, kündigte Bürgermeister Voerste an. „Das neue Planungsziel wird dann die Entwicklung von Flächen zur Ansiedlung einer Zentralklinik für den Kreis Pinneberg sowie eines Gesundheitscampus im Geltungsbereich des B-Planes 99 sein.“

Die Planungsziele der Entwicklung von Gewerbeflächen im weiteren Bereich Ossenpadd sowie der Sicherung der vorhandenen Wohnbebauung blieben aber weiterhin bestehen.