Kreis Pinneberg. Gehen die Verwaltungschefs mit der Zeit? Fahren sie Rad, E-Auto oder herkömmliche Verbrenner? Das sind die Ergebnisse der Umfrage.
Es sind nicht mehr viele eigene Dienstwagen, die sich die Bürgermeister, Verwaltungschefs oder Amtsleiter im Kreis Pinneberg gönnen. Vielfach wird Dienstrad gefahren, überwiegend sind die Behörden-Oberhäupter aber auch im Privat-Pkw unterwegs – das ist das Ergebnis einer Umfrage des Hamburger Abendblatts.
Die Frage war, wie sich die hauptamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in den Städten sowie die Landrätin im Kreis Pinneberg dienstlich fortbewegen. Einer, der zu seinem Dienstwagen steht, ist dabei Elmshorns Bürgermeister Volker Hatja: „Natürlich habe ich einen Dienstwagen“, sagt er. Der Verwaltungschef in der nach Norderstedt zweiten großen kreisangehörigen Stadt in Schleswig-Holstein sei als Oberbürgermeister oft auf den Wagen angewiesen.
Dienstwagen im Kreis Pinneberg: Diese Autos fahren die Chefs
„Ich bin dienstlich so viel unterwegs. Das wollte ich nicht mit meinem Privatwagen machen und dafür 30 Cent je Kilometer abrechnen“, begründet Hatje, warum er seine Dienstfahrten meist mit einem Audi A4 für Elmshorn erledigt und etwa 10.000 Kilometer im Jahr fährt, wie er sagt. „Ich muss auch häufig nach Kiel.“
In etwa ähnlicher Preisklasse bewegt sich Wedels Bürgermeister Gernot Kaser. Er fährt einen Volvo XC 60 B4 als Dienstwagen. „Damit ich nicht mit meinem Privatfahrzeug zu dienstlichen Terminen fahren muss“, sagt er ebenso wie Amtskollege Hatje.
Audi A4 fährt Hatje in Elmshorn, einen Volvo XC 60 fährt Kaser in Wedel
Dieses Suburban Vehikel (SUV) ist wie bei Hatje ein Benziner. Für den Elmshorner gab es seinerzeit kein adäquates Hybridfahrzeug, erklärt Hatje. Aus dem Wedeler Rathaus wird die Modellauswahl nicht weiter begründet. Beide Verwaltungschefs haben die Karossen der gehobenen Mittelklasse, die jeweils um die 50.000 Euro neu kosten dürften, geleast.
Über die Höhe der Leasingkosten machen sie keine Angaben. Das sei aus datenschutz- und vertragsrechtlichen Gründen nicht möglich. Hatje ist aber nicht allein mit seinem Dienstwagen. Die Elmshorner Verwaltung verfüge für den Bauhof und andere Abteilungen über insgesamt etwa 20 Dienstfahrzeuge – alle geleast.
Bürgermeisterin Döpke in Barmstedt nutzt BMW nur für längere Fahrten
Das gilt auch für die Wedeler Verwaltung. Alle vier Dienstfahrzeuge kosteten zusammen 14.800 Euro Leasinggebühren im Jahr, heißt es aus dem Rathaus, also durchschnittlich 300 Euro je Fahrzeug im Monat. Hinzu kämen 14.600 Euro an Betriebsausgaben für Steuern, Benzin, Wartung und Versicherung, so Stadtsprecher Sven Kamin.
In Barmstedt habe Bürgermeisterin Heike Döpke keinen eigenen Dienstwagen. „Sie nutzt die Pool-Fahrzeuge der Verwaltung“, teilt Stadtsprecher Marcel Holz mit. Dabei handele es sich um einen BMW X1 mit Hybridantrieb sowie einen batterieangetriebenen Peugeot 208.
Beide Fahrzeuge sind wie auch in Elmshorn und Wedel geleast. Die Gesamtkosten im Jahr betrügen 24.200 Euro. In der Stadt sei Heike Döpke aber „zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs“, erklärt Holz. Auswärtige Termine nehme sie teilweise mit Bus und Bahn wahr – „aber einige Orte im Land sind so schlecht zu erreichen.“
Pinnebergs Bürgermeister Voerste hält Dienstwagen für unpassend
Pinnebergs neuer Bürgermeister Thomas Voerste verzichtet wie bereits seine Amtsvorgängerin Urte Steinberg gänzlich auf einen Dienstwagen. Auch wenn er von der Größe der Stadt und der Verwaltung durchaus Anspruch darauf hätte, betont Voerste: „Ich finde es unpassend. In Pinneberg kann man sich auch gut anders fortbewegen.“
So nutze er für Termine in der Kreisstadt auch gerne das Fahrrad, sagt Voerste. Auch aus Gründen des Klimaschutzes und der Mobilitätswende und „mit Blick auf die Haushaltslage“ habe er von vornherein bewusst darauf verzichten wollen, erklärt der Pinneberger Verwaltungschef. Für weitere Strecken, wenn er beispielsweise zum Kreishaus nach Elmshorn oder nach Kiel müsse, nehme er seinen Fiat 500 mit Elektroantrieb, der eine Reichweite von rund 250 Kilometern habe.
Landrätin Elfi Heesch hat ein Dienstfahrrad, das sie in Bahn mitnehmen kann
Insgesamt verfügt die Verwaltung der Kreisstadt über vier Dienstfahrzeuge (zwei Renault Zoe, ein VW Passat Hybrid und ein Caddy) sowie fünf Fahrräder. Was Gesamtkosten von etwa 12.000 im Jahr für Unterhalt ohne Neuanschaffungen verursache.
Auch Landrätin Elfi Heesch verzichtet seit einiger Zeit auf einen eigenen Dienstwagen. „Sie hat ein Dienstfahrrad. Das ist ein E-Faltrad, das sich zusammengeklappt in der Bahn mitnehmen lässt“, erklärt Kreissprecherin Katja Wohlers. Dies habe rund 4000 Euro gekostet. „Sie macht dies aus Überzeugung – zum einen aus Gründen des Klimaschutzes, weil die Mobilitätswende ein maßgeblicher Baustein zur Reduktion von CO2 ist“, erläutert Kreissprecherin Wohlers.
Die CO2-Bilanz der „radelnden Landrätin“ ist positiv
Zudem könnte die Landrätin viele Strecken rasch mit ÖPNV und E-Bike zurücklegen und dabei auch noch effizient arbeiten, betont Wohlers. „Bei der hohen Termindichte ist wichtig, dass Fahrzeiten auch Arbeitszeiten sind.“ Wenn es möglich sei, nutze die Landrätin eine Kombination von ÖPNV und Fahrrad für die letzte Meile.
Dass es ab und an mal spöttische Bemerkungen „über die radelnde Landrätin“ gebe, „nimmt sie sportlich und mit Humor“, versichert Katja Wohlers. Schließlich könne sich ihre CO2-Bilanz sehen lassen: In 2023 sei die Kreisverwaltungschefin rund 6640 Kilometer auf Dienstreisen unterwegs gewesen. Davon habe sie 5670 Kilometer mit der Bahn zurückgelegt, erklärt Wohlers.
E-Fahrzeuge aus der Kreisverwaltung nutzt Landrätin nur im Notfall
„Hätte sie all diese Fahrten mit einem Verbrenner-Auto absolviert, wären 68 Prozent mehr CO2-Ausstoß verursacht worden. Und selbst wenn sie für ihre Fahrten ein E-Auto benutzt hätte, wären es auch immer noch 38 Prozent mehr CO2-Verbrauch gewesen.“
Für längere Strecken zum Beispiel zum Verwaltungsrat der Sparkasse Südholstein in Neumünster oder zu Orten, wo es keine guten ÖPNV-Verbindungen gebe, nehme Landrätin Heesch ein E-Fahrzeug aus dem E-Fuhrpark aus der Kreisverwaltung. Dabei bestünde dann auch die Möglichkeit, dass sie gefahren wird, damit sie im Auto arbeiten könne, so Wohlers.
Insgesamt gibt der Kreis Pinneberg eine Viertelmillion Euro für Fuhrpark aus
740 Mitarbeitende aus der Kreisverwaltung hätten Zugriff auf die 32 Elektro- und fünf Hybrid-Fahrzeuge im E-Fuhrpark des Kreises. Das verursacht jährliche Leasingraten von rund 180.000 Euro zuzüglich 26.000 Euro für Versicherung sowie rund 46.000 Euro für die Buchungssoftware, insgesamt also knapp 252.000 Euro im Jahr.
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Auch die Stadtverwaltungen von Schenefeld, Quickborn und Uetersen verzichten auf eigene Dienstwagen für ihre Bürgermeister. „Grund dafür ist die Kostenersparnis“, teilt der Büroleitende Beamte Melf Kayser aus dem Schenefelder Rathaus dazu mit. „Die Nutzung von Privatfahrzeugen mit Kilometerkosten-Erstattung ist deutlich günstiger als die Dienstfahrzeugvorhaltung mit allen Nebenkosten.“ Zumal innerhalb des relativ kleinen Schenefelder Stadtgebietes auch die Nutzung von Fahrrädern gut möglich und vorzuziehen sei. Dafür stünden Dienstfahrräder und E-Bikes zur Verfügung. „Die Anzahl wird aktuell erhöht.“
Bürgermeister von Quickborn, Schenefeld und Uetersen fahren Privat-Pkw
In Quickborn nutzten „alle Mitarbeiter des Rathauses ihre Privatfahrzeuge für dienstliche Fahrten, teilt Stadtsprecher Helge Tiemann mit. Sie würden dann diese Fahrten über ein Fahrtenbuch abrechnen, was auch für Bürgermeister Thomas Beckmann gelte.
Und in Uetersen gebe es nur zwei Pkw-Dienstfahrzeuge „im Pool für die gesamte Belegschaft“, teilt Bürgermeister Dirk Woschei mit. Dabei handele es sich um einen Kleinwagen und einen Kompaktvan. Dafür habe die Stadt Uetersen im vorigen Jahr insgesamt rund 7400 Euro für Versicherung, Steuern, Kraftstoffe, Reparaturen, Wartung und Leasingkosten aufgewendet. Die Stadt Tornesch hat sich an der Befragung nicht beteiligt.