Helgoland. Bundesweit einmalig: Erstmals ist eine komplette Insel als Blindentastmodell erstellt worden. Was es mit dem Kunstwerk auf sich hat.
Mit den Fingerkuppen den Museen im Herzen Berlins aufs Dach steigen, den Dom zu Worms erklimmen und das Straßburger Münster begreifen – an vielen touristisch und historisch interessanten Orten können Sehende und Blinde diese Erfahrungen machen. Jetzt gibt es so ein plastisches Objekt in Bronze gegossen auch mitten in der Nordsee auf Helgoland. Vor Kurzem haben die Insulanerinnen und Insulaner ihr Blindentastmodell eingeweiht.
Es ist die bundesweit erste Insel, die sich komplett dreidimensional erfassen lässt. Im Maßstab 1:2000 lässt sich Helgoland inklusive der Düne buchstäblich erfühlen: vom Vorhafen und Südhafen über die Hummerbuden, Landungsbrücke, Rathaus und beide Kirchen bis zur Radarstation Helgoland und weiter zur Langen Anna auf der Hauptinsel sowie auf der Düne vom Bungalowdorf und Friedhof der Namenlosen über den Flugplatz und dem Aussichtspunkt „Jonnys Hill“ bis zur Aade. Es ist ein weiterer kleiner Stein auf Helgolands Weg zu Deutschlands Gesundheitsinsel Nummer eins.
Helgoland zum Anfassen: Ein Jahr lang arbeitet der Künstler Felix Brörken an dem Projekt
Ein Jahr lang hat der Künstler Felix Brörken an dem Projekt „Helgoland zum Sehen, Fühlen und Begreifen“ gearbeitet. Er ist europaweit tätig und lebt in Welver bei Soest (Nordrhein-Westfalen). Inklusion ist ihm ein großes Anliegen. Seine gut 200 Modelle zeichnen sich durch Barrierefreiheit aus.
Platziert ist das Werk in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde des Kreises Pinneberg an einem prominenten und zentralen Ort, und zwar nahe der Landungsbrücke auf dem Franz-Schensky-Platz. Das Kunstwerk ist 180 Kilogramm schwer, etwa 1,5 Meter breit und lang. Es bietet Sehbehinderten, Blinden und Sehenden gleichermaßen die Möglichkeit, die besondere Topografie sowie die Inselbebauung plastisch begreifbar zu machen.
Tastmodell: Tourismus Service Helgoland initiiert das Projekt
„Ich freue mich, dass Helgoland nun, wie viele andere europäische Städte auch, ein Tastmodell hat. Damit bekommen nicht nur blinde und sehbehinderte Menschen einen plastischen und guten Eindruck von der Insel, sondern neben allen Gästen auch die Helgoländer und Helgoländerinnen“, sagte Initiator und Projektleiter Sascha Stamm vom Helgoland Tourismus-Service.
Im Beisein des Bürgervorstehers Gunther Nagel, sowie vieler Gemeindevertreter und Förderer des Projektes enthüllte Bürgermeister Thorsten Pollmann das Modell. Er bedankte sich bei den zahlreichen Spendern fürs Kunstwerk, darunter sind die Helgoländer Sparkasse, SSW Deät Lun/Helgoland, der Rotary Club Helgoland, die FRS Helgoline, der Verein zum Erhalt Helgoländer Börteboote sowie die Karl Meyer Inselentsorgung GmbH. Pollmann sagte: „Dieses Modell soll aber nur ein weiterer Baustein sein, um Helgoland für alle Menschen mit Einschränkungen lebenswert zu machen. Für Einheimische und Gäste!“
Künstlerische Herausforderung: Eine Insel mit drei Ebenen
Für den Künstler Felix Brörken war das Bronzemodell eine besondere Herausforderung. „Normalerweise haben Städte oder Stadtteile nur wenige, meist flache Erhebungen. Helgoland dagegen besteht aus drei Ebenen, Unterland, Mittelland, Oberland und zwei Inseln. Das machte die Arbeiten zu etwas ganz Besonderem und einer echten Herausforderung“, so Brörken.
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Als Grundlage diente das digitale Kataster und ein Besuch auf der Hochseeinsel, um in Handarbeit das Wachsmodell für die Gießerei zu erstellen. „Die Besonderheit der Insel war auch beim Transport des fertigen Bronzemodells zu spüren. Normalerweise fahre ich mit einem Transporter zum Aufstellungsort, das war hier nicht möglich“, sagte Brörken schmunzelnd. Hierbei unterstützte tatkräftig die Firma Karl Meyer Inselentsorgung GmbH und übernahm den fachmännischen Seetransport ab Wischhafen bis auf den prominenten Standort auf Deutschlands einziger Hochsee-Insel.