Elmshorn. Beim 6. Schul-Slam in Elmshorn feiern die Zuschauer zehn wortgewandte Nachwuchsdichter. Am Ende gab es ein Novum bei dem Wettbewerb.

Die jungen Menschen interessieren sich nicht mehr für Politik. Die Schüler lernen immer weniger. Kein Jugendlicher kann noch Gedichte aufsagen. Die Vorurteile gegen die „Jugend von heute“ wiegen schwer. Wer sich vom Gegenteil überzeugen wollte, der war beim Poetry SlamElmshorner Schüler genau richtig.

Zehn junge Wortkünstlerinnen und -künstler begeisterten mehr als 200 Gäste bei der sechsten Veranstaltung dieser Art. Das Forum der Erich Kästner Gemeinschaftsschule bot dafür eine hervorragende Bühne. Auch der Namensgeber der Schule hätte seine Freude an den jungen Texten gehabt und sie bestimmt in die nächste Ausgabe seiner Lyrischen Hausapotheke aufgenommen.

Elmshorn: Poetry Slammer geben tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelten

Die jungen Männer und Frauen politisierten, fabulierten, fantasierten, jubilierten. Alle gaben tiefe Einblicke in ihre Gefühle und Träume, erzählten von Familie und Glück ebenso wie über schwere Themen wie sexualisierte Gewalt. Für das Finale hatten neben den Gastgebern die Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule, die Elsa-Brändström-Schule, die Bismarckschule und die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule jeweils zwei Teilnehmende ins Rennen geschickt.

Der Wanderpokal bekommt nun eine weitere Gravur.
Der Wanderpokal bekommt nun eine weitere Gravur. © HA | Torben Hinz / Stadt Elmshorn

Björn Högsdal, ein im deutschsprachigen Raum bekannter Slammer mit norwegischen Wurzeln, übernahm wie im vorigen Jahr die Moderation des Schul-Slams. Er leitete im Vorfeld einen Workshop für die jungen Talenten. Im Vorfeld hatte er mit den zehn Finalistinnen und Finalisten von fünf teilnehmenden Schulen bei einem Workshop trainiert.

Beim Poetry Slam müssen selbst verfasste Texte vorgetragen werden

Der Profi-Slammer gab Tipps und Ratschläge für den Auftritt und die Texte, denn Selbstgeschriebenes ist beim Slam Grundbedingung. Högsdal ist in Schleswig-Holstein spätestens 2021 bekannt geworden, als er den neuen Slogan der Landesregierung „Der echte Norden“ erklärte. Bei seinen manchmal schockierenden Vorträgen „singt, schreit, flüstert, brüllt, haucht, zischt oder jault, akzentuiert und rhythmisiert“ er.

Der versierte Portry-Slammer Björn Högsdal moderierte fachkundig die Veranstaltung samt Workshop für die zehn Finalisten.
Der versierte Portry-Slammer Björn Högsdal moderierte fachkundig die Veranstaltung samt Workshop für die zehn Finalisten. © Stadt Elmshorn | Stadt Elmshorn

Die zehn Finalisten in Elmshorn ließen sich von Högsdals Schwung und Ausstrahlung ebenso mitreißen wie die Zuschauer. Und als das Publikum am Ende abstimmen musste, setzte es mit gleicher Punktzahl zwei junge Frauen an die Spitze: Anna Patricia Daec und Mitra Taheri sicherten sich den Doppelsieg vor Emilia Antonia Bruno. Der geteilte erste Platz war eine Premiere, die Stadt schreib sogar, es sei eine „Sensation“.

Kästner Schule wird Zentrum des „geschwisterlichen Teilens“

Zumal dieser geteilte Meistertitel in die Zeit passt. Denn mit diesem doppelten Triumph mausert sich Elmshorn und vor allem die Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE) zu einem Zentrum des „brüderlichen Teilens“. Erst wenige Tage zuvor waren nämlich bei der Deutschen Meisterschaft der männlichen U16 im Hallenhockey gleich zwei nationale Titelträger ermittelt worden, hier allerdings wegen eines Fehlers des Kampfgerichts.

Beim Poetry Slam der Schülerinnen und Schüler ging es dagegen mit rechten Dingen zu. Erster Stadtrat Dirk Moritz äußerte sich begeistert von der Veranstaltung und den Leistungen der jungen Menschen: „Das große Interesse aus der Bevölkerung zeigt einmal mehr, wie viel Können und Potenzial in den Schülerinnen und Schülern steckt. Ich freue mich, dass die Stadt als Veranstalterin diesen Talenten die entsprechende Bühne bieten kann.“

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„Der Wechsel ins Forum gibt uns die Möglichkeit, der stetig wachsenden Nachfrage nachzukommen und den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, ihr Talent auf einer großen Bühne zu zeigen. Daher danken wir allen Beteiligten, die bei der Veranstaltung mitwirken“, sagte der für die Organisation verantwortliche Mitarbeiter des Amtes für Kultur und Weiterbildung, Dustin Tobuschat.

Im Jahr 2017 hatte die Stadtverwaltung auf Initiative von Malte Ibs, der dem Ausschuss für Kultur und Weiterbildung sowie den Grünen angehört, den ersten Schul-Slam veranstaltet. Als Raum reichte damals die Stadtteilbücherei Hainholz. Seitdem wächst der Zuspruch. Und im kommenden Jahr heißt es wieder: Bühne frei für den Schul-Slam in Elmshorn. Nachahmung in anderen Städten erwünscht.