Hamburg. HTHC hatte bereits quasi verloren, Schiedsrichter trafen krasse Fehlentscheidung. Zehlendorf protestierte: „Fühlt sich wie Betrug an.“
„Das war‘s, Zehlendorf ist deutscher Meister“, sagt der Kommentator im Livestream des Deutschen Hockey-Bunds (DHB). Die Spielzeit ist bereits abgelaufen, die Spieler der Zehlendorfer Wespen schmeißen ihre Schläger weg, springen sich dann in der Sporthalle der Elmshorner KSGE Schule jubelnd in die Arme. Auch die Ersatzspieler laufen auf das Feld, mit 3:2 gewinnen die Berliner das umkämpfte Endspiel um die deutsche U-16-Hallenmeisterschaft gegen den Harvestehuder THC. Denkste.
Am Ende waren es am Sonntagabend nämlich die HTHC-Junioren, die jubelten. Mit 6:4 nach Penaltyschießen. „Es war eine völlige Achterbahn der Emotionen“, sagt HTHC-Trainer Maximilian Schendel, als ihn das Abendblatt am Montagvormittag nach einer ausgelassenen Vereinsheim-Party erreicht. „Das war eine Geschichte, die man sich noch in vielen Jahren erzählen wird.“ Nicht ganz so gut gelaunt war man auf Berliner Seite. „Es fühlt sich wie Betrug an“, sagt der Zehlendorfer Co-Trainer und Hockey-Direktor Felix Fischer.
Hockey: Schiedsrichter treffen folgeschwere Fehlentscheidung
Aber der Reihe nach. Was war passiert? Sieben Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit führt Zehlendorf, das zu diesem Zeitpunkt mit 3:2 vorne liegt, eine Strafecke aus. „Da lud sich die Situation schon auf. Alle wussten, dass da nichts mehr passiert“, sagt Fischer. „In solchen Momenten ist es völlig normal, dass manche Personen schon einen Schritt auf das Feld machen. Der HTHC-Trainer hat mir auch schon zum Sieg gratuliert.“
Während die Berliner jubeln, bespricht sich im Hintergrund das Schiedsrichtergespann, das an diesem Tag von Schiedsrichter-Chef Ole Ingwersen für die Bundesliga gescoutet werden sollte. Nach kurzer Beratung entscheiden Ruben Rödel (SC Charlottenburg) und Carl Oldenburg (HC Berlin) auf Wechselfehler und Strafecke für den HTHC. In der Halle herrscht blankes Entsetzen, es gibt laute Pfiffe.
„So einen Pfiff hat noch nie jemand gesehen. Im Penaltyschießen waren unsere Jungs emotional schon völlig aufgelöst“, sagt Fischer. „Ein Wechselfehler ist nur mit einer Ecke zu bestrafen, wenn man sich dadurch einen Vorteil verschafft. Diesen gab es nicht.“ Das bestätigte auch der HTHC, weshalb Fischer beim DHB offiziell Protest einlegte. Vor Ort ließen sich Turnierleitung und Schiedsrichter trotz wütender Proteste nicht umstimmen. Die Strafecke nutzte der HTHC zum Ausgleich, im anschließenden Penaltyschießen verwandelte Jonathan Baumbach den entscheidenden Ball.
DHB bedauert den Ablauf des Finales
Am späten Montagnachmittag teilte der DHB auf Abendblatt-Nachfrage mit, dass man sich aufgrund dieser klaren Fehlentscheidung entschlossen habe, den Meistertitel an beide Teams zu vergeben. Den Vorschlug dazu machte der HTHC. „Als DHB bedauern wir sehr, dass den Wespen die Chance des Feierns in der Halle sowie am Abend im eigenen Clubhaus genommen wurde“, heißt es vom DHB.
Trotz dieser späten Gerechtigkeit war so am Ende niemand richtig glücklich. „Den Moment wird man den Jungs nicht zurückgeben können“, sagt Fischer.
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Auch der HTHC meldete sich am Montagabend zu Wort. „Wir als HTHC empfinden dies als die sportlichste Lösung dieser schwierigen und fehlerbehafteten Konstellation und freuen uns nun gemeinsam mit den Berlinern über zahlreiche deutsche Meister. Es schmälert nicht den eigenen Erfolg unserer Mannschaft, sondern zollt den Berlinern Respekt und Fairness für deren tolle Leitung. Fair geht immer vor und genau dies spiegelt unsere Werte im HTHC wider“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung.