Heist. Der nur in Nordamerika heimische Greifvogel irrte im Kreis Pinneberg umher. Zuvor hatte es offenbar ein kleines Drama gegeben.
Auf einmal war der Weißkopfseeadler „Molly“ weg und sorgte für große Verwunderung im Kreis Pinneberg. Nachdem es den Greifvogel - eigentlich nur in Nordamerika heimisch - weit hinaus an den Elbstrand getragen hatte, sind nun die Umstände seines Ausflugs geklärt.
Das majestätische Wappentier der USA war offenbar aus seiner Wahlheimat, dem Wildpark Schwarze Berge im Landkreis Harburg, gut 30 Kilometer nordwärts geflogen, um es sich bei seiner Flucht auch im Tävsmoor in Heist gemütlich zu machen. Spaziergänger erwischten die ausgebüxte „Molly“ am vergangenen Sonntag, 25. Februar, in einer Baumkrone.
Weißkopfseeadler flüchtet nach Pinneberg: „Molly“ wurde im Training von Seeadler gejagt
Falkner des Wildparks aus Niedersachsen sammelten den Adler wieder ein. Die Frage war nur: Wie konnte das passieren? Ist „Molly“ ein Freigänger – oder tatsächlich abgehauen? Wildparksprecherin Kira Bugenhagen erklärt: „Es ist das erste Mal, dass sie so lange weg war und wir sie zurückgeholt haben. Normalerweise wird sie auch nicht verjagt, sondern macht nur einen kleinen Ausflug.“
Die Chronologie der „Flucht“ liest sich fast ein wenig dramatisch: Am vergangenen Sonnabend habe „Molly“ ihren Ausflug laut Bugenhagen im Training für die Flugshows im Wildpark Schwarze Berge nicht ganz freiwillig gestartet. „Vermutlich wurde sie von einem wilden europäischen Seeadler gejagt, sodass sie die Flucht ergriffen hat.“
Weißkopfseeadler: Einmal in Freiheit fand das Tier die neue Umgebung ganz reizvoll
Und dann blieb sie einfach mal weg. Auch über Nacht. Sie hat es sich anscheinend in der Moorlandschaft des Kreises Pinneberg in der Heister Region gemütlich gemacht. „Eine unserer Falknerinnen ist am Montagmorgen los, um sie abzuholen. Molly hat unsere Falknerin sofort erkannt und ist beim Ruf auf ihrem Falknerhandschuh gelandet“, sagt Bugenhagen über die erfolgreiche Rückführung in den Wildpark.
„Sie macht ab und an mal einen Ausflug, so drei bis viermal im Jahr, wenn das Wetter und die Thermik stimmen. Nach ein paar Stunden kommt sie dann normalerweise wieder nach Hause“, so die Sprecherin. Dass der Greifvogel jedoch länger als 24 Stunden weg sei, käme maximal einmal im Jahr vor, „wenn überhaupt.“
Weißkopfseeadler „Molly“: Drei bis vier Ausflüge, „wenn Wetter und Thermik stimmen“
Generell seien alle Vögel der hauseigenen Falknerei besendert. Bugenhagen:„Wir wissen also, wo sie sich aufhalten, wenn sie unterwegs sind. Erst nach etwa 24 Stunden würden wir losfahren, um Vögel wieder einzusammeln“. In der Regel schafften es die Tiere allein nach Hause.
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„Molly“ und die anderen Vögel, wie zum Beispiel Bussard oder Habicht, die die Wildpark-Besucher in den Flugshows begeistern, sind für gewöhnlich in Volieren auf dem Gelände untergebracht. Aber: „Alle unsere Greifvögel fliegen frei im täglichen Training und den Flugschauen. Sie können also jeden Tag entscheiden, was sie machen möchten.“
Greifvögel können „jeden Tag entscheiden, was sie machen möchten“
„Molly“ war nun offenbar ganz gern im Gebiet an der Elbe unterwegs. Warum eigentlich? „Wie der Name schon sagt, mögen Weißkopfseeadler Gewässernähe.“ Auch diesen Adler habe es bislang stets bei seinen Ausflügen zum Wasser hingezogen.