Pinneberg. Kunden der Deutsche Bank-Tochter in Pinneberg empört. Unternehmen beschränkt den Dienst auf eigene Filialen. Wo es noch Bargeld gibt.

Für ihn sei es ein Unding, Peter Graaf ist sichtlich aufgebracht. Für den Pinneberger ist es seit Jahren Alltag, dass er sein Bargeld über den Post- und Postbank-Shop an der Saarlandstraße, eingebunden in den dortigen Edeka-Markt, erhält. Doch als er zuletzt Meyer‘s Frischecenter betritt und für Nachschub an Barem sorgen will, erlebt er eine für ihn böse Überraschung. „Der Postshop in der Saarlandstraße bei Edeka Meyer zahlt kein Bargeld mehr aus“, echauffiert sich der Bewohner des Quellentals.

Der empörte Bankkunde erfährt noch, „dass überraschend jegliches Bargeld von der Post eingezogen wurde.“ Auch der Automatik-Tresor werde nun ausgebaut. Ein freundlicher junger Mann im Postbank-Shop, sein T-Shirt zeichnet ihn als Fan des Star Wars-Universums aus, bestätigt dies auf Abendblatt-Nachfrage vor Ort, möchte aber nicht auf ein Foto. „Wir nehmen künftig noch Überweisungsträger oder andere Schriftstücke an, die wir gerne weiterleiten; aber für andere Bankgeschäfte müssen Postbankkunden nun eine Filiale aufsuchen.“

Postbank: Beendigung der Bargeldservices wurde nicht überall mitgeteilt

Für Abendblattleser Graaf ein Ärgernis. „Da wir Bürgerinnen und Bürger in Pinneberg weiterhin auf Bargeld angewiesen sind, zum Beispiel für Einkäufe auf Wochenmärkten, stellt das sicher insbesondere ältere Menschen ohne EC-Karte vor einige Probleme“, sagt der Mann aus dem Quellental. „Besonders die Tatsache, dass dieser Schritt ohne Vorwarnung von der Postbank vorgenommen wurde, ist meines Erachtens ungeheuerlich.“

Das zweite Postschild am Edekagebäude weist bereits nur auf Postdienstleistungen hin. 
Das zweite Postschild am Edekagebäude weist bereits nur auf Postdienstleistungen hin.  © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Ganz so möchte die Postbank diese Darstellung nicht im Raum stehen lassen. „Da die Deutsche Post der Vertragspartner des Einzelhändlers ist, informiert sie auch ihren Vertragspartner darüber, dass die Postbank die Finanzdienstleistungen auslisten wird“, teilt ein Sprecher der Postbank mit.

„Die Postbank vereinbart mit dem Vertragspartner das weitere Vorgehen einschließlich des Termins, wann die Infrastruktur für das Bankgeschäft abgebaut wird. Der Vertragspartner informiert dann seine Kunden.“ Informationen, die dann anscheinend nicht jeden Beteiligten erreicht haben.

Pinneberg: Postbank-Shop bei Edeka hat viele regelmäßige Bargeldservice-Kunden

Aber warum dieser Schritt? Denn „der Bargeldservice ist hier gefühlt immer recht gut angenommen worden, auch wenn ich mich da jetzt nicht auf eine Zahl festlegen mag“, sagt der Mitarbeiter des Postshops. Doch Gefühle können täuschen beziehungsweise genügen nicht für unternehmerische Entscheidungen. Was sagt die Postbank?

„Wir überprüfen regelmäßig das Netz dieser Partnerfilialen mit Bankdienstleistungen in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und Kosten“, erläutert der Unternehmenssprecher. „Dabei beobachten wir schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt – seit der Corona-Pandemie verstärkt. Diese Veränderungen führen dazu, dass Kundinnen und Kunden die Bankdienstleistungen in den Filialen weniger stark nachfragen.“

Oniline-Banking nimmt zu: Bankdienstleistungen werden immer weniger nachgefragt

Zwar seien es weiterhin Bargelddienstleistungen, die im Kundenkreis genutzt würden, aber „hier bieten wir mit unseren eigenen Filialen, eigenen Selbstbedienungsgeräten, den Partnern der Cash-Group inklusive Shell Tankstellen und unseren verschiedenen Drittpartnern unverändert eines der dichtesten Netze in Deutschland und wollen dieses auch zukünftig aufrechterhalten und weiter ausbauen“, sagt der Sprecher der Postbank.

Mit Blick auf das geänderte Kundenverhalten habe die Postbank entschieden, in den Partnerfilialen Bankdienstleistungen schrittweise bis Ende 2025 nicht mehr anzubieten. Das Angebot an Postdienstleistungen sei davon nicht betroffen.-

Eine Bankkarte ist zumindest bei Postbankkunden kein Kostenfaktor

„Aber was ist mit den älteren Menschen, die weniger mobil sind oder über keine Bankkarte, vielleicht auch aus Kostengründen, verfügen“, fragt Peter Graaf, „werden die Schwächsten von uns jetzt abgehängt?“ Auch dieses Argument möchte die Postbank entkräften: „Die Girokarte ist in allen Kontomodellen der Postbank im Preis enthalten und damit ohne zusätzliche Kosten für den Kunden. Sie ist auch grundsätzlich mit der Funktion für kontaktloses Bezahlen ausgestattet“, heißt es von der Postbank.

Mehr zum Thema

Wer nun aber Bankberatung benötigt oder von seinem Postbankkonto Geld abheben will, muss nun spätestens ab 2025 eine der nicht gerade üppig verteilten dreiPostbankfilialen im Kreis ansteuern. In Pinneberg wäre dies die jüngst an den Fahltskamp 2 umgezogene Niederlassung. Außerdem ist die Postbank selbst noch in Wedel (Bahnhofstraße 18a) und in Elmshorn (Feldstraße 4-8) vertreten.

Auch Einzelhandelsgeschäft bieten einen Bargeldservice an

„Außerdem bieten ja viele Einzelhandelsgeschäfte einen Cash Back-Bargeldservice für Auszahlungen von bis zu 200 Euro an“, beschwichtigt der Postbank-Sprecher. Peter Graaf ist davon nicht überzeugt: „Ich glaube nicht, dass damit den Ältesten von uns hier im Quellental geholfen ist.“