Quickborn/Ellerau. Planung für eine Ampel an der Kreuzung Bahnstraße/ Buchenweg muss ruhen. Warum Fußgänger dort weiterhin in großer Gefahr sind.
Das geplante Mega-Projekt des US-Logistik-Konzerns Hillwood hat jetzt ein seit Jahren geplantes Verkehrssicherungsprojekt an der Kreuzung Bahnstraße/Buchenweg an der Stadtgrenze von Quickborn und Ellerau zu Fall gebracht. So sollte dort am Bahnhof Tanneneck für 2,6 Millionen Euro eine sogenannte Büstra-Anlage errichtet werden, die abgekürzt für Bahnübergang (BÜ) und Straße (STRA) steht.
Fußgänger, die dort zur Querung der viel befahrenen Bahnstraße weder einen Zebrastreifen noch eine Fußgängerampel nutzen können, sollten dort nach mehrjähriger Planung endlich eine gesicherte Lichtzeichenanlage mit gesichertem Fußgängerüberweg bekommen. Diese sollte zugleich mit Rot- und Grünphasen die Schranken des Bahnübergangs steuern. Doch daraus wird vorerst nichts, wie eine Vor-Ort-Begehung mit der Quickborner Verwaltung und der Ellerauer Politik mit dem Bahnunternehmen AKN ergeben hat, das diese Büstra-Anlage plante und dort errichten sollte.
Fußgängerampel muss komplett neu geplant werden
„Der Umbau ist leider nicht möglich“, ärgert sich Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann. „Das Ganze muss jetzt komplett neu überplant werden.“ Wenn tatsächlich das Vorhaben des US-Konzerns Hillwood mit fünf großen Lagerhallen realisiert werden sollte, das bis zu 800 Lkw-An- und Abfahrten zum dortigen Industriegebiet an der Werner-von-Siemensstraße vorsieht, müsste die Kreuzung ganz anders für den Rad- und Fußgängerverkehr gesichert werden, teilten die AKN-Planer den Vertretern aus Quickborn und Ellerau mit.
Diese Auffassung teilt auch das Verkehrsministerium, wie eine Anfrage der Quickborner Landtagsabgeordneten Annabell Krämer ergeben hat. „Die Planungen einer Büstra-Anlage durch die AKN dienten bisher ausschließlich der Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit des AKN-Haltepunktes“, heißt es in der Antwort aus dem Ministerium in Kiel. Aufgrund der geplanten Gewerbeansiedlung sei aber nun eine „Anpassung des Straßennetzes erforderlich“.
Ministerium: Ellerau müsste zunächst neues Gutachten in Auftrag geben
Die Gemeinde Ellerau müsste nun erst einmal für die Gemeindestraßen und erst recht für den Knotenpunkt L76/Bahnstraße – das ist der genannte Bahnübergang zum Bahnhof Tanneneck – „mittels einer verkehrstechnischen Untersuchung prüfen, ob eine Anpassung der Straßen und Knotenpunkte durch die Gewerbeansiedlung erforderlich wird“, zitiert das Ministerium die Einschätzung ihres Landesbetriebes für Straßenbau und Verkehr in dieser Sache.
Und das würde wiederum „Auswirkungen auf die bisherigen Planungen der AKN haben“, wie das Bahnunternehmen nun bei dem Treffen mit den Vertretern aus Quickborn und Ellerau bestätigt hat. Ein fertig ausgearbeitetes Umbaukonzept, das Anfang dieses Jahres für 2,6 Millionen Euro hätte realisiert werden sollen, muss also wieder zurück in die Schublade. Für Beckmann ist das ein enormer Rückschritt vor allem für die Anwohner und deren Familien, die auch im Gespräch mit dem Abendblatt die fehlende Sicherheit für ihre Kinder auf diesem Schulweg wegen des nicht vorhandenen Überweges zahlreich beklagt hatten (wir berichteten).
Minister Madsen war geschockt, wie gefährlich der Übergang für Fußgänger ist
Selbst Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen konnte sich davon bei seinem Besuch im Dezember ein Bild machen. Als er im Bus direkt an diesem Bahnübergang saß und sah, wie die Kinder und Schüler ohne Ampel einfach quer über die viel befahrene Bahnstraße liefen, wo es nicht mal einen Zebrastreifen gibt. „Da hält man ja den Atem an und hofft, dass sie da auch heil rüberkommen“, erkannte Madsen schockiert, wie gefährlich hier bereits heute der Schulweg für die Kinder aussieht, gerade wenn es dunkel oder viel Verkehr da ist.
Für Bürgermeister Beckmann ist dies ein weiteres Argument, warum das Hillwood-Projekt unbedingt verhindert werden müsse. Ohnehin müsste wegen der Errichtung einer solchen Büstra-Anlage – selbst wenn sie so gebaut werden könnte wie geplant – der Bahnübergang zum Bahnhof Tanneneck ein halbes Jahr lang geschlossen werden, wie Beckmann von den AKN-Planern erfuhr. Solange würde der Umbau dauern. Die fünf jeweils 10.000 Quadratmeter großen Lagerhallen, die Hillwood dort nun errichten und betreiben will, könnten in dieser Zeit also gar nicht angefahren werden. Es sei denn, sie würden durch die engen Wohnstraßen Elleraus geführt. „Das ist ein unauflöslicher Konflikt“, sagt Beckmann.
Bürgermeister Martens: Wir haben keine Lösung für diese Problematik
Auch sein Amtskollege Ralf Martens aus Ellerau weiß in dieser Frage nicht weiter. „Wir haben noch keine Lösung für diese Problematik“, sagt er. Dafür aber könne der Investor Hillwood nichts, ist seine Meinung. „Der Groll müsste sich gegen den Kreis Segeberg richten, der dieses Vorhaben genehmigt hat, ohne dafür ein Verkehrsgutachten einzuholen.“
Beckmann hofft nun auf Unterstützung vom Innenministerium in Kiel, das die Stadt Quickborn als Fachaufsichtsbehörde eingeschaltet hat. In dieser Woche habe ein Staatssekretär aus dem Ministerium seinen Besuch angekündigt, um sich vor Ort ein Bild von der Verkehrslage zu verschaffen.
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Die Hoffnung der beiden Kommunen Quickborn und Ellerau im Sinne der Anwohner ist es, dass das Ministerium die Baugenehmigung kassiert und den Kreis Segeberg anweist, zunächst ein Gutachten einzuholen, ob und wie viel Schwerlastverkehr die Bahnstraße und der Bahnübergang Tanneneck zusätzlich aufnehmen könnte. Um einen Baubeginn von Hillwood zu verhindern, soll dann eine Veränderungssperre für das neu zu überplanende Gewerbegebiet erlassen werden.
Bürgermeister Beckmann sieht Quickborn in der Klemme
Beckmann sieht die Stadt Quickborn verkehrlich in der Zwickmühle. Es fehle ein weiterer Autobahnanschluss zur A7 in Höhe von Norderstedt, der die Quickborner Auffahrt entlasten würde. Im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke Eidelstedt – Kaltenkirchen soll der Bahnübergang an der Berliner Straße in Ellerau höhengleich bleiben, sodass sich dort, wenn die S-Bahn ab Ende 2028 dort entlangfährt, der Autoverkehr Richtung Autobahn noch mehr stauen werde.
Und die zweite Zufahrtsstraße zur A7 über die Ulzburger Landstraße würde durch die zu schmale Brücke permanent behindert. Und nun komme noch das Hillwood-Projekt oben drauf. „Wir sitzen wegen dieser offensichtlichen Versäumnisse in der Verkehrsplanung in der Klemme.“