Ellerau/Quickborn. Verkehrssicherheit sei durch bis zu 800 Lkw am Tag nicht mehr gegeben. Am 17. Januar berät der Planungsausschuss über das Projekt.
Die Politiker in Ellerau und Quickborn scheinen geteilter Meinung zu sein. Die Anlieger beider Kommunen sind sich dagegen völlig einig. Sie lehnen es strikt ab, dass der US-Konzern Hillwood am AKN-Bahnhof Tanneneck an der Bahnstraße – wie geplant und vom Kreis Segeberg genehmigt - ein zehn Hektar großes Logistikzentrum errichten kann, das bis zu 1600 Lkw-An- und Abfahrten am Tag verursachen soll.
Das erfuhr das Abendblatt jetzt bei einem ausführlichen Gespräch mit Betroffenen in direkter Nachbarschaft zu dem geplanten Mega-Projekt.
US-Projekt in Ellerau würde bedeuten, dass alle zwei Minuten ein Lkw fährt
Ob sie Anwohner in Quickborn oder Ellerau sind – sie fürchten allesamt angesichts dieses enormen zusätzlichen Schwerlastverkehrs um die Sicherheit ihrer Kinder, wenn sie auf dem Weg zur Schule, zum Kindergarten oder zum Bahnhof die Bahnstraße überqueren müssen, die an dieser Kreuzung noch nicht einmal eine Fußgängerampel hat.
„Das heißt, dass hier alle zwei Minuten ein Lkw entlangfährt“, hat Anwohner Oliver Blaas die vom Kreis genehmigte Zahl von 800 Lkw am Tag anschaulich umgerechnet. 30 Fahrzeuge in der Stunde. Nachts würden es nur etwa „zehn Lkw pro Stunde sein“, hatte Markus Müller vom Hillwood-Konzern Anfang Dezember – wie berichtet - bei einer öffentlichen Veranstaltung in Ellerau zu der Verkehrsbelastung gesagt.
Anwohnerin: Das wird doch viel zu gefährlich für die Schulkinder
„Ich mache mir große Sorgen um den Lkw-Verkehr“, sagt Friederike Schnelle-Merkel, die seit 1990 in Ellerau lebt. „Da sind so viele Fahrschüler unterwegs, die keinen sicheren Übergang über die Straße haben.“
Es lebten so viele Kinder in unmittelbarer Nähe, die von hier aus zur Kita oder Grundschule nach Ellerau gingen oder über den AKN-Bahnhof zu den weiterführenden Schulen nach Quickborn führen. Das sei heute schon nicht ohne. „Mit dem Hillwood-Projekt ist das aber viel zu gefährlich“, sagt die Frau aus Ellerau.
Vater bringt seine kleinen Kinder jeden Tag sicher über die Bahnstraße
Darum lässt Alexander Grimm, der mit seiner Familie auf der Quickborner Seite der Bahnstraße lebt, seine kleinen Kinder niemals alleine über diese ungesicherte Kreuzung laufen. „Wir bringen unsere vier und sieben Jahre alten Kinder jeden Morgen über die Bahnstraße und holen sie mittags dort auch wieder ab“, sagt der besorgte Vater über deren Weg zur Kita und Grundschule in Ellerau.
„Mich stört einfach, dass hierbei nicht an unsere Kinder gedacht wird.“ Die Gehwege seien ohnehin zu schmal, ein sicherer Überweg fehle und nun soll der Schwerlastverkehr diese enormen Dimensionen bekommen, ohne dass sich daran etwas ändern soll, wundert er sich.
Alle Menschen haben ein Recht, sicher über die Straße gehen zu können
Auch Anliegerin Marlis Guder macht sich große Sorgen um die Verkehrssicherheit vor allem der Kinder. „Das Gefahrpotenzial ist heute schon da“, sagt die Frau aus Ellerau, die hier selbst schon durch einen Unfall verletzt worden sei, durch den sie nicht mehr richtig gehen könnte. „Hier muss was passieren“, fordert sie. Nicht nur die Kinder und Schüler seien künftig in großer Gefahr, warnt Anlieger Michael Zorawski, der mit seiner Familie auf der Quickborner Seite der Bahnstraße lebt.
„Alle Menschen haben das Recht, sicher über die Straße zu kommen.“ Für seine 80-jährige Mutter sehe er da künftig schwarz. „Schon heute ist hier der Verkehr fürchterlich“, sagt Marina Schimanski, die auch direkt an der Bahnstraße lebt. „Ich habe jeden Tag Angst, dass da was passiert. Es gibt hier ja nicht einmal einen Zebratreifen.“
Die Aussicht auf Lärm, Abgase und Stau nervt die Anwohner
Die ihrer Ansicht nach schwindende Verkehrssicherheit ist für die betroffenen Anwohner in Ellerau und Quickborn das Hauptproblem. Der Lärm, die zusätzlichen Abgase und der drohende Megastau auf den Zufahrtsstraßen zur Autobahn 7, den die bis zu 800 täglich hin- und wieder zurückfahrenden Lkw zu den fünf jeweils 10.000 Quadratmeter großen Lagerhallen verursachen würden, nervt sie natürlich auch.
„Wir wissen nicht, was genau auf uns zukommt“, sagt Anwohner Grimm. „Aber es wird mit Sicherheit mehr Lärm, mehr Feinstaubbelastung und mehr CO-2-Ausstoß vor unserer Haustür geben.“ Dabei sorge der Schwerlastverkehr schon heute in seinem Büro im Fasanenweg für heftige Vibrationen. „Das spürt man.“
Anwohner: Das wird ein richtiges Verkehrschaos geben
Was Nachbarin Marina Schimanski bestätigen kann. „Es ist heute schon laut. Und unsere Häuser werden durch die Erschütterungen des Schwerlastverkehrs beschädigt und die Straßen kaputt gefahren.“ Anlieger Zorawski prophezeit: „Das wird ein richtiges Verkehrschaos hier.“
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Der Planungs- und Umweltausschuss der Gemeindevertretung Ellerau befasst sich auf seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 17. Januar, erneut mit der geplanten Ansiedlung des Hillwood-Projektes. Die Sitzung ist extra vom Rathaus in das Bürgerhaus im Hoyerweg 2 verlegt worden, damit ausreichend Bürgerinnen und Bürger dort Platz haben. Sie beginnt um 19.30 Uhr.
US-Projekt: Mittwoch wird zum Thema nochmal getagt
Die Ellerauer SPD will auf dieser Sitzung den Antrag stellen, dass die Gemeinde ein eigenes Verkehrsgutachten für die Kreuzung Buchenweg/Bahnstraße in Auftrag geben möge. „Es mutet in den Diskussionen zeitweise an, als wenn ausgewürfelt werden soll, wieviel Verkehr überhaupt ‚verträglich‘ ist“, kritisiert SPD-Fraktionschef Ralf Schlichting.
„Damit wird aus Sicht der SPD die Kommunalpolitik in Ellerau nicht dem berechtigten Anspruch der Wählerinnen und Wähler gerecht, dass auf der Grundlage von Zahlen, Daten und Fakten entschieden wird und nicht nach ‚Bauchgefühl‘.“