Pinneberg. Seit Freitagmorgen sind 1000 Fahrer im Ausstand. Wie Kunden reagieren – und warum Taxifahrer plötzlich ein gutes Geschäft machen.
Die meisten Pendler im Kreis Pinneberg hatten sich am Freitagmorgen auf den Busstreik eingestellt. Der Busbahnhof in Pinneberg war jedenfalls nahezu verwaist. Die Busse nach Kummerfeld, Ellerhoop, Rellingen, Schenefeld oder Uetersen fielen alle aus. Nur vereinzelt stand jemand etwas verloren wirkend am Busbahnhof, so wie Sasa Pola. Der 27-Jährige war von dem Streik der Busfahrer überrascht.
Am Freitag und Sonnabend stehen landesweit alle Linienbusse still. Die Gewerkschaft Ver.di hat in Schleswig-Holstein zum Streik aufgerufen, dem sich auch im Kreis Pinneberg etwa 1000 Busfahrer von Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) und Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) anschließen. Auf den KViP-Linien im Kreis und in Elmshorn soll der Ausstand sogar bis zum Sonntagmorgen dauern.
Keine Busse in Pinneberg: Fahrerstreik trifft Pendler hart
„Ich komme aus Elmshorn und muss nach Quickborn. Ich arbeite dort im Friseursalon“, sagt Sasa Pola. Nur wie? Ein Blick aufs Handy zeigt: Mit der S-Bahn könnte er von Pinneberg nach Eidelstedt fahren und dann mit der AKN nach Quickborn. Allerdings ist derzeit zwischen Eidelstedt und Burgwedel ein Busersatzverkehr eingerichtet, weil an der Strecke gebaut wird.
Die Ersatzbusse sollen auch fahren, heißt es auf der Webseite der AKN. Kompliziert und langwierig ist die Fahrt trotzdem. „Okay, ich rufe einen Kollegen an, ob er mich hier in Pinneberg abholen kann“, sagt Sasa Pola.
Busstreik: Busse nach Uetersen fielen aus
Auf die Solidarität seines Kollegen ist auch David angewiesen. „Ich war darauf eingestellt, dass die Busse nicht fahren, wollte aber mal schauen, ob es einen Busnotfallplan gibt. Dann müsste mein Kollege mich nicht in Pinneberg abholen“, sagt der 26-Jährige.
Er hat die Bahn von Hamburg-Altona nach Pinneberg genommen. „Bis hierher war es kein Problem. Normalerweise würde ich dann den Bus 6663 nach Uetersen nehmen“, so der Berufspendler. Dort arbeitet er für ein Pharmaunternehmen. David hat Verständnis für den Streik der Busfahrer. „Das ist zwar ärgerlich für den Verbraucher, aber muss manchmal sein.“
Taxifahrer in Pinneberg profitieren vom Busstreik
Für die Taxifahrer am Bahnhof Pinneberg hatte der Streik durchaus Vorteile. „Ich hatte heute Morgen schon acht Fahrten, davon fünf wegen des Streiks“, sagt Taxifahrer Flamur Sylejmani von der Pinneberger Taxen-Union. Er stand mit seinem Auto allein am Taxistand.
Seine Kollegen sind auch alle gerade unterwegs mit Fahrgästen, haben deutlich mehr zu tun, als an normalen Tagen. „Die Fahrten gingen in die Umlanddörfer wie Appen und Tangstedt, aber auch zum Bahnhof Pinneberg“, sagt Flamur Sylejmani, der seit zehn Jahren Taxifahrer ist.
KViP erhält Schulbeförderung in abgespeckter Version aufrecht
Die KViP, die mit rund 160 Mitarbeitern und 60 Omnibussen an den Standorten in Uetersen und Elmshorn vertreten sind, hatte die Schulen im Vorfeld per Mail darüber informiert, dass man bemüht sei, die Schülerbeförderung in abgespeckter Version aufrechtzuerhalten. Diese Busse waren ausschließlich für die Schülerfahrten unterwegs, so ein Sprecher bei der KViP am Freitagmorgen.
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An der Rosenstadtschule in Uetersen, wo vereinzelt auch Gastschüler aus Haseldorf, Heist, Appen und Moorrege beschult werden, hatten sich trotzdem einzelne Schüler im Sekretariat für den Tag abgemeldet, da sie aufgrund des Streiks nicht zur Schule kamen. Fehltage wurden aufgrund der besonderen Situation aber nicht vermerkt.