Halstenbek. Gemeinde Halstenbek hatte gefordert, die Anwohner konkret über die umstrittenen Pläne zu informieren. Das will die Bahn nun nachholen.

Die geplante ICE-Abstellanlage auf dem Gebiet von Halstenbek ist bei den Anwohnern heftig umstritten. Die Bahn startet jetzt eine Informationsoffensive – und wird das Millionenprojekt öffentlich vorstellen. Auch Anwohner und Betroffene werden am Dienstag, 6. Februar, das Wort haben.

Die Gemeinde Halstenbek hatte das Unternehmen aufgefordert, eine derartige Veranstaltung anzubieten, auch weil die bisherige Information der Betroffenen als mangelhaft angesehen wurde. Das Eisenbahnbundesamt als zuständige Genehmigungsbehörde hatte sich ebenfalls in diesem Punkt eingeschaltet und der Bahn empfohlen, die Pläne der betroffenen Bevölkerung zu präsentieren.

Info-Veranstaltung zur ICE-Abstellanlage findet in der Aula des Gymnasiums statt

Weil mit einem großen Interesse gerechnet wird, findet die Informationsveranstaltung in der Aula des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums statt, wo mehr als 500 Plätze zur Verfügung stehen. Beginn ist am Dienstag um 19 Uhr, das Ende ist für 21 Uhr vorgesehen. Der Einlass beginnt bereits um 18.30 Uhr.

Die Deutsche Bahn plant in Eidelstedt den Bau von zwölf Abstellanlagen von jeweils 400 Meter Länge für ICE-Züge. Acht davon im direkten Grenzbereich zu Halstenbek, vier komplett auf Halstenbeker Gemeindegebiet.

Bahn will in zwei Anlagen für den „ICE-Boxenstopp“ 100 Millionen Euro investieren

Auch Einrichtungen für die Zuginnenreinigung, Aufenthaltsgebäude für die Mitarbeiter, Zuführungsgleise und eine straßenseitige Erschließung sind vorgesehen. Baubeginn soll 2025, die Fertigstellung in 2026 sein. Auch ein neues Stellwerk ist in Eidelstedt geplant.

Eine weitere Anlage mit sieben Abstellgleisen für den „ICE-Boxenstopp“, wie es die Bahn nennt, soll in Hamburg-Langenfelde entstehen. Die Investitionen für beide Anlagen gibt die Bahn mit 100 Millionen Euro an. Die Kosten dafür trägt die Bahn, die auf diesem Wege ihre Abstell- und Behandlungskapazitäten für die ICE-Flotte in Hamburg stark erweitern will.

Die Planzeichnung der Deutschen Bahn zeigt die geplante Abstellanlage für ICE-Züge im Bereich Eidelstedt-Nord.
Die Planzeichnung der Deutschen Bahn zeigt die geplante Abstellanlage für ICE-Züge im Bereich Eidelstedt-Nord. © Deutsche Bahn | Deutsche Bahn

„Mit dem Ausbau trägt die DB den steigenden Fahrgastzahlen und dem Bedarf an mehr klimafreundlichem Verkehr auf der Schiene Rechnung“, so das Unternehmen. Neue leistungsfähige Infrastruktur sei notwendig, um die Züge der stark wachsenden Fernverkehrsflotte an den wichtigen Knotenpunkten in kurzer Zeit sauber und verkehrstüchtig bereitstellen zu können. Die ICE-Flotte der DB solle bis Ende des Jahrzehnts auf insgesamt rund 450 Züge wachsen.

Laut den Planungen der Bahn sollen die Arbeiten im Bereich Eidelstedt Ende 2024 mit Rodungsmaßnahmen beginnen und insgesamt 27 Monate in Anspruch nehmen..Nach Rodung der Fläche zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 solle der Neubau außerhalb der heutigen Bahnanlagen starten. Das Projekt gliedert sich in zwei Abschnitte – Eidelstedt-Ost sowie Eidelstedt-Nord. Der größere Teil der Anlage ist im östlichen Bereich geplant, angrenzend an Halstenbeker Gebiet.

Von der Anlage sind nahezu alle Straßen in Krupunder in Bahnnähe betroffen

Der kleinere Teil der Anlage, der komplett auf Halstenbeker Gebiet errichtet werden soll, reicht bis fast zur Unterführung Lübzer Straße. Betroffen sind nahezu alle Straßen im Ortsteil Krupunder, die sich in der Nähe der Bahntrasse befinden. Etwa der Sumpfweg, der Rotdornstieg, die Straßen Bickbargen, Am Bahndamm sowie Am Birkenwäldchen.

Genehmigen muss das Projekt das Eisenbahnbundesamt (EBA). Die Gemeinde hat kein Mitspracherecht, weil allein Bahngelände betroffen ist. Viele der betroffenen Anwohner haben sich einen Anwalt genommen, auch die Gemeinde hat sich anwaltlich beraten lassen. Betroffene Bürger konnten ihre Einwendungen gegen das Projekt bis zum 16. Januar beim EBA einreichen. Die Gemeinde hat dafür bis zum 21. Februar Zeit.

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Im Anschluss an die Info-Veranstaltung wird sich nochmals der zuständige Ausschuss mit der Stellungnahme der Gemeinde befassen. In einem ersten Entwurf wird deutlich mehr Lärmschutz für die Anwohner gefordert, etwa eine Einhausung der gesamten Anlage.

Eine weitere angesprochene Möglichkeit wäre, den Lärmschutz komplett hinter den Bahnanlagen zu positionieren. Dann wären auch die Fernbahngleise miteinbezogen, sodass ebenfalls eine Entlastung der Anwohner gegeben wäre. Beides hat die Bahn jedoch bereits abgelehnt – aus Kostengründen

ICE-Abstellanlage: Klagen Anwohner gegen das gigantische Projekt?

Lautstark an- und abfahrende Züge, dauerhaft laufende Klimaanlagen sowie geräuschintensive Reinigungsarbeiten könnten den Anwohnern – so ihre Sorge – den Schlaf kosten. Hinzu kommt die massive Beleuchtung der Anlage, die – so die Befürchtung – taghell in die Häuser und Wohnungen scheinen könnte. Weil die Anlage rund um die Uhr in Betrieb sein wird, könnte es auch tagsüber zu Lärmproblemen kommen.

Ob die Vertreter der Bahn diese Sorgen in der Info-Veranstaltung entkräften können, wird die spannende Frage des Abends sein. Wenn nicht, könnten Klagen seitens der Anwohner gegen das Projekt die logische Folge sein.