Halstenbek. Halstenbek will Bürger vor dem gigantischen Projekt schützen. Auch Einwohner haben sich Rechtsbeistand gesucht. Das ist der Stand.

Im Fall der geplanten ICE-Abstellanlage schaltet die Gemeinde Halstenbek jetzt einen Rechtsanwalt ein. „Wir möchten maximalen Schutz für unsere Bürger erreichen“, so Bürgermeister Jan Krohn im Anschluss an eine Sitzung des Bauausschusses. Etwa 35 Bürger nahmen am Donnerstagabend an der Sitzung teil. Viele von ihnen haben sich ebenfalls einen Rechtsbeistand genommen.

Die Deutsche Bahn plant in Eidelstedt den Bau von zwölf Abstellanlagen von jeweils 400 Metern für ICE-Züge. Acht davon im direkten Grenzbereich zu Halstenbek, vier auf Halstenbeker Gemeindegebiet. Auch Einrichtungen für die Zuginnenreinigung, Aufenthaltsgebäude für die Mitarbeiter, Zuführungsgleise und eine straßenseitige Erschließung sind vorgesehen. Baubeginn soll 2025, die Fertigstellung in 2026 sein.

ICE-Abstellanlage: Gemeinde will ihre Bürger bestmöglich schützen

„Wir müssen unsere Bürger bestmöglich schützen, zudem sind auch Einrichtungen der Gemeinde betroffen“, sagt Krohn. Es lägen zwei Schulen sowie zwei Kitas der Gemeinde im weiteren Umfeld der geplanten Anlage. Was dem Verwaltungschef und den Bürgern Sorge bereitet, sind die möglichen Lärm- und Lichtemissionen, die von der Anlage ausgehen.

An- und abfahrende Züge, dauerhaft laufende Klimaanlagen sowie geräuschintensive Reinigungsarbeiten könnten den Halstenbekern den Schlaf kosten. Hinzu kommt die massive Beleuchtung der Anlage, die – so die Befürchtung – taghell in die Häuser und Wohnungen scheinen könnte. Weil die Anlage rund um die Uhr in Betrieb sein wird, könnte es auch tagsüber zu Lärmproblemen kommen.

Mitspracherecht: Bürger mussten Einwendungen bis 16. Januar einreichen

Im Gegensatz zu den Bürgern, die ihre Einwendungen bis zum 16. Januar einreichen mussten, hat die Gemeinde bis zum 21. Februar Zeit für ihre Stellungnahme. Eine Version stand jetzt im Bauausschuss zur Debatte, wurde aber zurückgezogen, weil nun zuerst noch einmal rechtlicher Beistand hinzugezogen werden soll.

Die Visualisierung der Deutschen Bahn zeigt die geplante Abstellanlage für ICE-Züge im Bereich Eidelstedt-Ost, direkt an der Grenze zu Halstenbek. Im Hintergrund ist die Fortsetzung auf Halstenbeker Gebiet zu erkennen.
Die Visualisierung der Deutschen Bahn zeigt die geplante Abstellanlage für ICE-Züge im Bereich Eidelstedt-Ost, direkt an der Grenze zu Halstenbek. Im Hintergrund ist die Fortsetzung auf Halstenbeker Gebiet zu erkennen. © Deutsche Bahn | Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

„Aus den Reihen der Bürger sind Argumente gekommen, die uns zum Nachdenken gebracht haben“, so der Bürgermeister weiter. Die Gemeinde wolle sich möglicherweise einige dieser Argumente zu eigen machen. So solle die Bahn genauer darlegen, ob sie alternative Standorte für die Abstellanlage geprüft habe.

Hat die Bahn das Problem einfach über die Landesgrenze abgeschoben?

Krohn verweist darauf, dass die Bahn im Bereich Altona große Flächen für viel Geld verkauft habe, die nun für Wohnbebauung vorgesehen seien. Dort hätte eine solche Anlage Sinn gemacht, weil die meisten ICE-Züge in Altona eingesetzt werden. „Man könnte den Eindruck bekommen, dass das Problem jetzt über die Landesgrenze nach Halstenbek geschoben wird“, so Krohn weiter.

Vor dem Hintergrund, dass die Bahn viel Geld mit dem Flächenverkauf in Altona eingenommen habe, sei es „ärgerlich“, dass Lärmschutzmaßnahmen in Halstenbek mit dem Verweis auf unverhältnismäßig hohe Kosten abgelehnt würden. „Uns wäre eine komplette Einhausung der Anlage am liebsten“, so Krohn.

Gemeinde fordert, die gesamte ICE-Abstellanlage einzuhausen

Auf diese Weise würden die jetzt schon vom Bahnlärm genervten Anwohner effektiv entlastet. Eine ähnliche Lösung gebe es bereits an der Elbgaustraße.

Eine weitere Möglichkeit wäre, den Lärmschutz komplett hinter den Bahnanlagen zu positionieren. Dann wären auch die Fernbahngleise miteinbezogen, sodass ebenfalls eine Entlastung der Anwohner gegeben wäre. Doch auch dies habe die Bahn abgelehnt. „Dass sie hier billig davonkommen will, kann nicht sein“, so der Bürgermeister.

Auch Klagen vonseiten der Anwohner sind möglich

Eine Klage gegen die Bahn strebe die Gemeinde nicht an. „Wir unterstützen den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und wissen auch, dass Halstenbek sehr stark von der Bahn profitiert“, so der Bürgermeister weiter. Jedoch müsse die Bahn dafür im Gegensatz auch für maximalen Lärmschutz sorgen.

Die Planzeichnung der Deutschen Bahn zeigt die geplante Abstellanlage für ICE-Züge im Bereich Eidelstedt-Nord. Betroffen ist hier das Gebiet der Gemeinde Halstenbek.
Die Planzeichnung der Deutschen Bahn zeigt die geplante Abstellanlage für ICE-Züge im Bereich Eidelstedt-Nord. Betroffen ist hier das Gebiet der Gemeinde Halstenbek. © Deutsche Bahn | Deutsche Bahn

Ob Klagen der Anwohner drohen, weiß Krohn nicht. „Die mobilisieren, organisieren und positionieren sich.“ Auch soll der von etwa 50 Anwohnern eingeschaltete Anwalt bereits mögliche Verfahrensmangel aufgezeigt haben. „Die Anwohner erwarten von uns, dass wir als Gemeinde kräftiger auftreten“, hat der Bürgermeister aus der Sitzung mitgenommen.

Bahn hat Informationsveranstaltung abgesagt, noch kein neuer Termin

Das Eisenbahnbundesamt als zuständige Genehmigungsbehörde für die Anlage hat der Bahn empfohlen, in Halstenbek eine Informationsveranstaltung für die Bürger abzuhalten. Krohn: „Uns lag ein Terminvorschlag für den 25. Januar vor.“ Weil an diesem Tag im Wolfgang-Borchert-Gymnasium eine Veranstaltung stattfindet, habe die Gemeinde die Aula der Grund- und Gemeinschaftsschule dafür geblockt.

Am Donnerstag habe die Bahn den Termin jedoch abgesagt. Krohn: „Wir erwarten jetzt neue Terminvorschläge.“ Die Gemeinde wolle diese Infoveranstaltung abwarten und erst im Anschluss ihre Stellungnahme zu dem Projekt abgeben. „Im Zweifelsfall werden wir eine Fristverlängerung beantragen“, so der Bürgermeister weiter.

Bahn will mehr als 100 Millionen Euro in zwei Abstellanlagen investieren

Die Deutsche Bahn will mehr als 100 Millionen Euro in zwei neue Abstellanlagen für ICE-Züge in Hamburg-Eidelstedt und Hamburg-Langenfelde investieren. Laut den Planungen der Bahn sollen die Arbeiten im Bereich Eidelstedt Ende 2024 mit Rodungsmaßnahmen beginnen und insgesamt 27 Monate in Anspruch nehmen.

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Nach Rodung der Fläche zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 solle der Neubau außerhalb der heutigen Bahnanlagen starten. Das Projekt gliedert sich in zwei Abschnitte – Eidelstedt-Ost sowie Eidelstedt-Nord. Der größere Teil der Anlage ist im östlichen Bereich geplant, angrenzend an Halstenbeker Gebiet.

Die Anlage Eidelstedt-Ost reicht nahezu bis an die Bahnunterführung Lübzer Straße

Dort entstehen acht Abstellgleise mit einer Länge von jeweils 400 Metern, eine zweigleisige Wendeanlage mit ebenfalls 400 Meter Länge, weitere Zuführungsgleise und Weichenstraßen zum Anschluss an die bestehenden Gleisanlagen. Auch ist eine Innenreinigungsanlage geplant sowie eine Anbindung an das Straßennetz,

Der zweite Teil der Anlage, von der Bahn Eidelstedt-Nord getauft, befindet sich ausschließlich auf Halstenbeker Gebiet. In diesem Bereich sollen vier Abstellgleise von 400 Meter Länge neu gebaut und mit Einrichtungen für die Zuginnenreinigung und einer straßenseitigen Erschließung ausgestattet werden.

Fast alle Straßen in Krupunder in Bahnnähe sind von der geplanten ICE-Abstellanlage betroffen

Die Anlage reicht bis fast zur Unterführung Lübzer Straße. Betroffen sind nahezu alle Straßen im Ortsteil Krupunder, die sich in der Nähe der Bahntrasse befinden. Etwa der Sumpfweg, der Rotdornstieg, die Straßen Bickbargen, Am Bahndamm sowie Am Birkenwäldchen.