Tornesch. Sonntag bestimmen gut 11.000 Bürger, ob die Stadt von einer Grünen oder einem Christdemokraten geführt wird. Das sind die Argumente.

Am kommenden Sonntag, 4. Februar, wählen die Tornescher einen neuen Bürgermeister beziehungsweise eine neue Bürgermeisterin. Amtsinhaberin Sabine Kählert (62, parteilos) verzichtet aus privaten Gründen auf eine neue Amtszeit. Abstimmen dürfen gut 11.000 Wähler und Wählerinnen. Stimmberechtigt sind alle Bürger ab 16 Jahren.

Zur Wahl stellen sich die Unternehmerin Ann-Kathrin Hahn (43, Bündnis 90/Die Grünen) und der Kommunikationsberater in einem international agierenden Medienunternehmen, Christopher Radon (45). Beide gehen im Wahlkampf sehr respektvoll miteinander um. Was schätzen sie aneinander?

Bürgermeisterwahlkampf Tornesch: Diese Themen sind den Bewerbern wichtig

Ann-Christin Hahn sagt über ihren Kontrahenten: „Ich kenne Herrn Radon seit fast sechs Jahren und erlebe ihn im persönlichen Kontakt stets nett und freundlich. In der projektbezogenen Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene war er ein verlässlicher Partner. Als Bürgermeisterin erwarte ich weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit ihm als Fraktionsvorsitzenden der CDU.“

Christopher Radon sagt über seine Mitbewerberin, „dass ich es gut finde, dass sie zu ihrer grünen Überzeugung steht und sich in allen Belangen dafür einsetzt. Wir sind zwar politisch nicht immer einer Meinung. Ich finde es aber sehr gut, wenn sich Menschen politisch für ihre Stadt engagieren.“

Das Hamburger Abendblatt hat fünf Fragen zu wichtigen kommunalen Themen gestellt und die beiden Kandidaten gebeten, ihr Rezept zu verraten, wie sie den Stressjob als Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin gesund erledigen wollen.

Beschreiben Sie die Innenstadt von Tornesch, wenn die Planung abgeschlossen ist – auch wenn es erstmal nur ihr eigener Traum ist.

Christopher Radon, 45, hat in Tornesch fast sein ganzes Leben verbracht. Er ist seit zwei Jahrzehnten in der Kommunalpolitik aktiv, davon mehr als die Hälfte als stellvertretender Bürgermeister. Christopher Radon ist verheiratet und hat einen zwei Jahre alten Sohn. Radon arbeitet als Kommunikationsberater in einem weltweit agierenden Medienunternehmen.
Christopher Radon, 45, hat in Tornesch fast sein ganzes Leben verbracht. Er ist seit zwei Jahrzehnten in der Kommunalpolitik aktiv, davon mehr als die Hälfte als stellvertretender Bürgermeister. Christopher Radon ist verheiratet und hat einen zwei Jahre alten Sohn. Radon arbeitet als Kommunikationsberater in einem weltweit agierenden Medienunternehmen. © privat | Privat

Christopher Radon: Wir brauchen Orte des Zusammenkommens. Daher sollte das Zentrum einen Marktplatz enthalten, der unserem beliebten Wochenmarkt eine neue Heimat gibt, der auch für ein vielfältiges, kulturelles Angebot genutzt werden kann. Ich stelle mir den Marktplatz mit einem Brunnen, Bänken und Grünflächen zum Verweilen vor. Wichtig ist, dass der Marktplatz abgeschirmt vom Verkehr ist. Darüber hinaus fände ich ein Café mit Außensitzplätzen sowie eine gemütliche Bar sehr schön. Wünschenswert wären auch kleine Gewerbeflächen, um Läden, Dienstleister und Ärzte anzusiedeln.

Ann-Christin Hahn, 43. Ann-Christin Hahn ist in Rendsburg geboren und in Neumünster aufgewachsen. Sie schloss das duale Studium an der Nordakademie in Elmshorn 2002 als Wirtschaftsingenieurin ab, machte sich dann wie ihr Vater mit einem Betrieb aus der Lasertechnik selbstständig, den sie in Tornesch nahe ihrem größten Kunden ansiedelte. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner zieht sie eine fünf Jahre alte Tochter groß.
Ann-Christin Hahn, 43. Ann-Christin Hahn ist in Rendsburg geboren und in Neumünster aufgewachsen. Sie schloss das duale Studium an der Nordakademie in Elmshorn 2002 als Wirtschaftsingenieurin ab, machte sich dann wie ihr Vater mit einem Betrieb aus der Lasertechnik selbstständig, den sie in Tornesch nahe ihrem größten Kunden ansiedelte. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner zieht sie eine fünf Jahre alte Tochter groß. © Sabine Baerwald | Sabine Baerwald

Ann-Christin Hahn: Tornesch hat vor meinem inneren Auge einen kleinen, feinen und attraktiven Stadtkern, der als „gute Stube“ unserer Stadt der Ort ist, an dem wir alle uns gerne aufhalten und wohlfühlen. Hier gibt es Eisdiele und Blumenladen, kleine Läden und Cafés, Kneipen und Restaurants mit Außengastronomie, abgeschirmt vom Durchgangsverkehr. Das Zentrum ist Treffpunkt für Jung und Alt, Raum für Kunst und Kultur, für Konzerte und Stadtfeste. Das ist mein Bild, das ich gerne mit den Bürgern diskutieren möchte. Denn hier sollen alle gerne sein und sich wohlfühlen.

Tornesch benötigt dringend mehr Klassenräume für Grundschüler. Wie wollen Sie als Verwaltungschef daran mitarbeiten, diesen Bau oder diese Bauten zu forcieren?

Christopher Radon: Ich präferiere eine Lösung, die unsere Kinder schnell in ein neues Schulgebäude ziehen lässt und mögliche Übergangslösungen so kurz wie möglich gehalten werden. Alle Parteien in Tornesch haben sich für einen Schulneubau ausgesprochen. Einzig die Frage nach dem Standort wirft noch Fragen auf. Doch mit einer Gegenüberstellung aller Parameter zu Kosten, Verkehr, Immissionen usw. wird auch diese Frage sicherlich bald geklärt sein. Bis dahin heißt es, alles das vorzubereiten, was unabhängig vom Standort ist. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren auf dem Weg zu neuen und modernen Schulplätzen.

Ann-Christin Hahn: Als Bürgermeisterin werde ich die Ratsbeschlüsse zum Schulneubau zügig umsetzen. Für mich als Verwaltungschefin hat der Neubau oberste Priorität und muss so schnell wie möglich beginnen. Die Grundschulen „platzen aus allen Nähten“, sodass in Kürze Containerklassen entstehen werden. Diese Notlösung gilt es, so kurz wie möglich zu halten. Das erreichen wir durch einen zügigen Baubeginn am Esinger Weg. Dort sind die Vorbereitungen am weitesten fortgeschritten. Unsere Kinder - wie auch die Lehrer - haben einen Anspruch auf optimale Bildungsbedingungen.

Nennen Sie zwei, drei Möglichkeiten, um die Ansprechbarkeit und den Service für die Stadtverwaltung zu steigern.

Christopher Radon: Die Verwaltung soll Dienstleister sein, aber auch der Ort, wo Projekte koordiniert werden. Dafür müssen wir im Rathaus alle Tornescher willkommen heißen und Hilfe anbieten, die benötigt wird – ohne lange Wartezeiten. Für umfangreiche Themen sollte ein Termin vereinbart werden. Für vieles können wir auch die Digitalisierung nutzen, damit gar nicht erst der Weg ins Rathaus genutzt werden muss und die Dinge vom PC oder Smartphone erledigt werden können. Es bietet sich auch an, dass der Bus beim Rathaus hält oder eine Sprechstunde im Zentrum oder in der Nähe der Seniorenheime stattfindet.

Ann-Christin Hahn: Für mich als Bürgermeisterin gilt, dass ich jederzeit nach Terminvereinbarung - auch außerhalb des Rathauses - allen Bürgern für Gespräche bereitstehe. In der von mir geführten Verwaltung werde ich die Öffnungszeiten im Rathaus überprüfen und gegebenenfalls anpassen. Verbesserungen verspreche ich mir außerdem durch den Ausbau des Online-Zugangs, indem mehr und mehr städtische Dienste wahlweise auch online angeboten werden. Dabei ist mir wichtig, dass auch Menschen ohne Zugang zu elektronischen Medien stets das Rathaus gut erreichen können.

Wie könnte Tornesch für Jugendliche interessanter werden?

Christopher Radon: Die Tornescher Vereine bieten eine große Möglichkeit, sich sportlich oder kulturell einzubringen und seine Freizeit zu gestalten. Für diejenigen, die sich nicht an feste Zeiten binden wollen, könnte das Angebot an kleineren Bolzplätzen, stabilen Tischtennisplatten oder Großschach-Feldern ausgebaut werden. Auch Grillecken oder andere Orte zum Verweilen würden sicherlich gut angenommen werden. Um die Möglichkeiten auszuloten, werde ich in den engen Austausch mit dem Jugendbeirat gehen. Zusammen mit den politischen Gremien könnten wir diese Wünsche Realität werden lassen.

Ann-Christin Hahn: Tornesch bietet bereits jetzt ein gutes Angebot für unsere jungen Leute durch die unterschiedlichsten Vereine und Verbände sowie das Jugendzentrum JottZett. Doch alles Gute kann auch noch verbessert werden. Gerade für Jugendliche im Alter von 15-21 Jahren ist hier in Tornesch zu wenig los. Der Wunsch nach zusätzlichen Treffpunkten ist groß. Bei der Entwicklung unserer Innenstadt werde ich den neu gewählten Kinder- und Jugendbeirat eng beteiligen. Denn was für unsere Jugendlichen das richtige Angebot ist, wissen sie selbst viel besser als ich.

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Welche Mittel und Wege sehen Sie als Bürgermeister/in, um die Einnahmen von Tornesch zu steigern?

Christopher Radon: Wir müssen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer erhöhen, indem wir neue Firmen ansiedeln. Die Erschließung des Gewerbegebietes Oha II muss zügig erfolgen. An anderer Stelle müssen wir dafür sorgen, dass die Betriebe, die wir haben, auch bleiben und sich entwickeln können. Hier werde ich in den regelmäßigen Austausch gehen, um zu hören, was die Unternehmer bewegt und wo wir als Stadt helfen können. Denn nur wenn wir frühzeitig wissen, „wo der Schuh drückt“, können wir helfen. Weiterhin müssen wir Abläufe und Strukturen in der Verwaltung prüfen, wo wir effizienter arbeiten können.

Ann-Christin Hahn: Die Förderung der Wirtschaft und die Vermarktung von Gewerbeflächen im Gewerbegebiet OHA II stehen für mich im Fokus. Wirtschaftsförderung ist Chefin-Sache! Hier haben wir das größte Potenzial einer nachhaltigen Verbesserung unserer Einnahmen. Zudem müssen wir sämtliche Fördermöglichkeiten für Tornesch ausschöpfen. Ein dritter und wesentlicher Punkt ist, auf stärkere finanzielle Unterstützung seitens des Landes zu pochen, um unsere gesetzlichen Aufgaben zu bewältigen (Prinzip der Konnexität). So stärken wir langfristig die Finanzen unserer Stadt.

Jeder Zehnte hat bereits gewählt

Etwa 11.000 Tornescher dürfen ihren neuen Bürgermeister beziehungsweise ihre Bürgermeisterin bestimmen. Jeder Zehnte hat nach Auskunft von Karen Neubauer, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, bereits seine Stimme abgegeben.

Die Unterlagen für die Briefwahl können im Rathaus abgefordert werden. Jeder Wahlberechtigte ab 16 Jahren sollte die Benachrichtigung zur Wahl erhalten haben. Die Briefwahl kann ganz einfach unter briefwahl@tornesch.de beantragt werden. Wer sich ausweist und möglichst auch die Wahlbenachrichtigung mitbringt, kann auch direkt im Wahlamt im Rathaus seine Stimme abgeben.

Die Wahllokale öffnen am Sonntag, 4. Februar, um 8 Uhr. Bis 18 Uhr haben alle Tornescher und Tornescherinnen die Gelegenheit, abzustimmen. Die Auszählung kann direkt in den Wahllokalen sowie ab 18 Uhr im Ratssaal verfolgt werden.

Bei der jüngsten Bürgermeisterwahl im Mai 2018 beteiligten sich in der ersten Abstimmungsrunde mit drei Kandidaten etwa 55 Prozent der Wahlberechtigten. Bei der Stichwahl zwischen Sabine Kählert und Bernhard Janz (CDU) knapp 47 Prozent. Die Verwaltungsfachwirtin Sabine Kählert (parteilos) gewann mit gut 58 Prozent Zustimmung die Wahl.

Wie werden sie sich fit halten für den Stressjob Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin?

Christopher Radon: Ich gehe sehr gerne im Wald, an der Elbe oder an der See spazieren. Dabei kann ich wunderbar abschalten, am liebsten habe ich dabei meine Familie um mich herum und tobe mit meinem Sohn. So können wir die Zeit gemeinsam genießen. Auch die Zeit mit Freunden beim Grillen und die Arbeit im Garten sind wertvolle Momente, um wieder Kraft zu tanken.

Ann-Christin Hahn: Auch meine bisherige Tätigkeit als Unternehmerin hat mich schon vor so manche Herausforderung gestellt. Entscheidend ist, mit wie viel Freude man an eine Aufgabe herangeht. Ich freue mich sehr auf meine zukünftige Arbeit im Rathaus. Damit Stress gar nicht erst auftritt, ist es wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen. Das gelingt mir sehr gut. Um mich fit zu halten, ernähre ich mich gesund und achte nach anstrengenden Phasen auf genügend Schlaf und Momente der Ruhe, um abzuschalten und mich gut zu erholen.