Tornesch. Trotz des hohen Haushaltsdefizits soll eine Grundschule samt Sporthalle neu gebaut und in anderen Schulen kräftig umgestaltet werden.
Es ist, wie es ist: Die Haushaltslage der Stadt Tornesch bleibt weiterhin angespannt. Zu viele Projekte, die einerseits aufgrund von gesetzlichen Vorgaben – wie Ganztagsprogramm in den Schulen, Digitalisierung der Schulen, Kinderbetreuung, Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes, Transformation, Maßnahmen gegen den Klimawandel – und andererseits aufgrund der ohnehin zu leistenden gesetzlichen Aufgaben erhebliche Finanzmittel erfordern. Leider steigen die Einnahmen der Stadt Tornesch nicht in gleichem Maße, bedauert Bürgermeisterin Sabine Kählert (parteilos).
Dazu kommt aus ihrer Sicht, dass der Finanzausgleich zwischen Bund, Land und Kommunen nicht mehr passt. So wird auch das Ganztagsprogramm an den Schulen, was sicherlich gut und richtig ist, vom Bund per Gesetz den Kommunen zur Umsetzung zugewiesen, jedoch werden die dafür erforderlichen Finanzmittel nicht durchgereicht. Immer sind die Kommunen mit einer finanziellen Beteiligung dabei. So wachsen die Defizite ständig auf, die nicht durch Einsparungen – wie zum Beispiel der immer wieder beliebten Einsparung von Personalkosten, weil man meint, dass die Digitalisierung Ressourcen hebt.
Leider kommen in gleichem Zuge Wohngeldnovellen (Weihnachten 2022) zur Umsetzung, die erhebliche Personalressource binden. Wie viele andere Städte und Gemeinden wird auch Tornesch mit einem dicken Minus ins neue Jahr starten müssen. Der Mitte Dezember 2023 für das Jahr 2024 beschlossene Haushalt weist ein Minus von rund 8,5 Mio. Euro (Stand 22.11.2023) aus. Die Stadt plant im nächsten Jahr Ausgaben von 45.551.300 Millionen Euro, rechnet dabei mit Einnahmen von 37.029.700 Millionen Euro. Für die geplanten Investitionen in Höhe von rund 7,3 Millionen Euro werden Kredite in Höhe von 6,2 Millionen Euro aufgenommen werden müssen. Investitionen sind vorrangig in Schulen und Kitas geplant. So fasst Bürgermeisterin Sabine Kählert die großen Vorhaben zusammen.
1. Tornesch am See: Langsam wird es wohnlich im Quartier Tornesch am See. Die Wohnungen sind bezogen und der Mehrgenerationenplatz wurde in diesem Jahr eingeweiht. Die Gewerbezeile „Ohlenhoff 7“ ist bislang noch nicht vollständig vermietet. Auch an der Realisierung des „Bootshaus“-Cafés, für das es bislang nur Visualisierungen gibt, arbeitet der Investor noch. Die Zins- und erheblichen Baukostensteigerungen haben in der gesamten Baubranche eine Vollbremsung verursacht. Letztlich muss aus einer künftigen Pacht für das Bootshaus die Finanzierung gesichert werden und der oder die Pächter/in muss die Pacht auch noch leisten können.
Der nächste Schritt in der Gestaltung der öffentlichen Freiräume stellt die Herstellung des Platzbereiches am Westende des Sees sowie der Fußwege um den See und durch den Grünzug einschließlich des Mehrgenerationenplatzes dar, dabei werden auch Sitzmöglichkeiten geschaffen und zahlreiche Bäume gepflanzt. Auch hier wird auf die Kosten zu achten sein und ein gutes Konzept verabschiedet werden, dass auch die Folgekosten wie die Pflege berücksichtigt.
2. Edeka und Lidl: Der Abriss der Lidl-Filiale ist zu Beginn des Jahres 2024 nach dem Weihnachtsfest vorgesehen. Die Fertigstellung der beiden Einzelhandelsgeschäfte ist für den Herbst 2024 vorgesehen und komplettiert ein hervorragendes Einkaufsangebot für die Tornescher Bürgerinnen und Bürger, sagt Bürgermeister Sabine Kählert.
Der nächste Höhepunkt wird die Grundsteinlegung sein. Die politischen Gremien befassen sich in diesem Zusammenhang und auch unter Berücksichtigung des Verkehrskonzeptes im Quartier Tornesch am See mit der guten verkehrlichen Anbindung für alle Verkehrsteilnehmenden.
3. Bike-and-Ride-Anlage: Die Erdarbeiten für die drei Anlagen im Bahnhofsbereich haben begonnen. Nach Wetterlage werden die Fundamente gesetzt und im Frühjahr 2024 der Hochbau gestellt. Es werden insgesamt rund 450 Stellplätze neu entstehen. Das Umfeld am Standort der alten Fahrradgarage wird mit Schließfächern, einer WC-Anlage und einer Reparaturstation aufwarten. Verzögerungen hatten sich immer wieder ergeben, weil höhere Fördermittel generiert werden konnten, die aber eine neue Antragstellung erforderten und weil NAH SH die Ausschreibung der Anlage gerade in diesem Zeitpunkt erneut vornehmen mussten. Letztlich konnte die Stadt Tornesch durch diese neue Planung mehr Plätze schaffen und auch erheblich die Kosten senken.
4. Gewerbeparkentwicklung OHA II: Für die Schaffung eines zweiten Gewerbegebietes an der Autobahn – OHA 2 – wurden in den vergangenen Jahren die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Gegenwärtig wird die Ausschreibung der Erschließungsarbeiten für die Zuwegung zum Gewerbegebiet vorbereitet.
5. Ortskerngestaltung: Das Gebäude der Alten Post ist abgerissen worden. An dieser Stelle wird ein privater Investor ein Ärztehaus errichten. Auch dieser Bau ist wegen fehlender Baugenehmigungen ins Stocken geraten, nachdem der Abriss vollzogen war. Im Bereich zwischen der Esinger Straße / Uetersener Straße und der Willy-Meyer-Straße soll der Startschuss für einen Ortskern mit Aufenthaltsqualität „Bummeln und Verweilen“ gesetzt werden. Dazu hat bereits eine Bürgerbeteiligung stattgefunden, aus deren Wünschen ein Anforderungspapier erstellt wurde. Nun soll es in 2024 weitergehen. Für das erste Quartal des neuen Jahres ist die Verabschiedung eines Aufgabenpapiers für ein Investorenauswahlverfahren geplant. Damit werden Investoren aufgefordert Entwürfe für ein Quartier mit Aufenthaltsqualität, „Bummeln und Verweilen“, Treffpunkten, Wohn- und publikumsorientierten Nutzungen einzureichen.
6. Rathaussanierung: Mit der Sanierung des Rathauses wurde begonnen. Die Arbeiten werden sich noch durch das komplette kommende Jahr ziehen. Der Eingangsbereich wird dabei komplett umgestaltet. Das Konzept: bürgerfreundlich, transparent, mit moderner Technik. Die Brandschutzanlage wird erneuert.
7. Schulen: Neubau Johannes-Schwennesen-Schule: Für den Standort des Neubaus der Johannes-Schwennesen-Schule am Esinger Weg wird das Bauleitplanverfahren fortgesetzt, um Planungsrecht für die Errichtung einer vierzügigen Grundschule mit Sporthalle zu schaffen. Bei optimalem Verlauf könnte eine Rechtskraft im Sommer 2024 erfolgen. Parallel werden die verschiedenen Alternativ-Varianten „Am Schützenplatz“ geprüft und eine Kostenschätzung vorgenommen.
8. Schulen: Digitalisierung / Brandschutz Klaus-Groth-Schule: Soweit die Wetterlage die Planungen nicht zunichtemacht, werden die Containerklassen für die Klaus-Groth-Schule voraussichtlich im Januar 2024 bezogen. Die Entkernung des Altbaus wird zeitnah danach beginnen. Für das Frühjahr 2025 ist eine Inbetriebnahme der neuen Lernlandschaften geplant. Diese erfüllen dann modernste technische Standards hinsichtlich Digitalisierung und brandschutzrechtlicher Bestimmungen. Darüber hinaus werden für die Oberstufe pädagogisch neue Wege gegangen, um mit neuester digitaler Technik auch autodidaktisches Lernen im Team und pädagogischer Anleitung möglich ist.
9. Schulen: Mensa-Anbau Fritz-Reuter-Schule: Die Baugenehmigung für die Mensa der Fritz-Reuter-Grundschule liegt nunmehr nach einer langen Bearbeitungszeit, die auf Personalmangel im Kreis Pinneberg zurückzuführen ist, vor. Bedauerlicherweise fehlt immer noch die Genehmigung des Brandschutzkonzeptes. Um jedoch endlich voranzukommen, wurde schon mit vorbereiteten Arbeiten begonnen, zum Beispiel der Baustraße. Die Fertigstellung ist 2026 geplant. Für diesen Zeitraum wurde eine gelungene Interimslösung in der Pausenhalle der FRS geschaffen. Dort können die Schüler und Schülerinnen essen und betreut werden. Der Schulbetrieb wird dadurch nicht gestört und die neue „Übergangsmensa“ steht natürlich außerhalb der Essenszeiten auch für alle anderen Schulveranstaltungen weiterhin zur Verfügung.
10. Schaffung von Wohnraum: Westlich der Friedrichstraße ist zwischen Von-Helms-Straße und Wilhelm-Schildhauer-Straße nun eine zweite Bautiefe für kleinere Wohngebäude mit bis zu je zwei Wohnungen ermöglicht worden, der Bebauungsplan dazu tritt im Dezember 2024 in Kraft. Für zwei weitere Standorte, in der südlichen Friedrichstraße und am Bockhorn, sind die Bauleitplanverfahren so weit fortgeschritten, dass im Jahr 2024 die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau von weiteren Wohnungen geschaffen sein werden. An der Friedrichstraße sind drei Mehrfamilienhäuser (68 Wohnungen) mit zwei Laden- beziehungsweise Gewerbeeinheiten, am Bockhorn zwei Reihenhauszeilen (12 Reihenhäuser) vorgesehen.
Daneben plant ein Investor im Bereich eines seit Langem rechtskräftigen Bebauungsplans den Bau zweier Mehrfamilienhäuser am Schützenplatz (voraussichtlich 50 Wohnungen, davon 46 öffentlich gefördert und 4 frei finanzierte Wohnungen).
11. Kindergärten: An der Kita Seepferdchen wird zur Schaffung weiterer Kita-Plätze eine Erweiterung um zwei bis drei Gruppen geprüft. Nach Entwurfsberatung im zuständigen Fachausschuss und Mittelfreigabe könnte das Projekt 2024 in die Umsetzung gebracht werden
12. Flüchtlingssituation: Die Unterbringung von gegenwärtig 282 Geflüchteten (Stand: Ende Dezember 2023) stellt auch in Zukunft eine große Herausforderung dar. Die Stadt Tornesch wird alles daransetzen, weiterhin eine dezentrale Unterbringung zu gewährleisten. Die Errichtung eines Containerdorfes oder gar die Belegung von Sporthallen soll auf jeden Fall vermieden werden. Nach wie vor werden erhebliche Anstrengungen für die Integration der Geflüchteten vorgenommen. Dafür ist die Stadt Tornesch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern außerordentlich dankbar und freut sich über die Erweiterung der Zusammenarbeit mit der Stadt Uetersen – auch in diesem Aufgabengebiet –, mit der gemeinsam die Flüchtlingskoordination/-Beratung durch André Stern (Sprechzeit im Tornescher Rathaus: donnerstags von 15.30 bis 18.30 Uhr und Freshta Quraishi (Sprechzeit im Tornescher Rathaus dienstags von 8 bis 12 Uhr) gesichert werden kann. Ganz besonders erwähnenswert sind die Sprachkursangebote der Volkshochschule Tornesch-Uetersen. Hier findet nach wie vor Beratung zur Einstufung in Sprachkurse der jeweiligen Klassifikationen statt. Hier werden Sprachkurse durchgeführt mit Zertifikat und der Förderung durch das Bundesamt für Migration.
13. Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Stadtwerke Tornesch und Pinneberg: Dieser Plan aus dem vorigen Jahr ist in die Tat umgesetzt: Die Stadtwerke Tornesch fusionieren zum 1. Januar 2024, wie geplant, mit den Stadtwerken Pinneberg zu einem Gemeinschaftsunternehmen, den Stadtwerken Südholstein, das etwa 70.000 Menschen in der Region versorgt.
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14. Wärmeplan: Für 2024 ist die Erstellung eines kommunalen Wärmeplanes als wichtiges Thema auf der Agenda. Voraussetzung ist, dass der beim Bund gestellte Antrag auf Fördermittel abschließend bewilligt wird. Für die Bürgerinnen und Bürger muss klar werden, wie die Wärmeversorgung der Zukunft in der Stadt Tornesch gewährleistet werden kann. Der Wärmeplan soll aufzeigen, wie künftig die Beheizung der Gebäude erfolgen kann, in welchen Bereichen Wärmenetze sinnvoll aufgebaut werden können und welche Wärmequellen, zum Beispiel, industrielle Abwärme, hierfür genutzt werden können. Parallel dazu bereiten die Stadtwerke in einem ersten Schritt eine Erweiterung eines Nah-Wärmenetzes für den Stadtbereich westlich der Bahn vor.
Tornesch wählt am 4. Februar neuen Bürgermeister
Am Sonntag, 4. Februar, wählen die Tornescher einen neuen Bürgermeister beziehungsweise eine neue Bürgermeisterin. Amtsinhaberin Sabine Kählert (62) verzichtet auf eine neue Amtszeit. Abstimmen dürfen knapp 12.000 Männer und Frauen ab dem 16. Lebensjahr. Zur Wahl stellen sich zwei erfahrene Kommunalpolitiker: die langjährige Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ann-Christin Hahn (43), die ihr Mandat wegen des Wahlkampfs niederlegte, sowie ihr weiterhin amtierender Kollege von der CDU, Christopher Radon (45). Die Amtszeit beginnt am 1. Juli 2024.
Christopher Radon hat in Tornesch fast sein ganzes Leben verbracht. Er ist bereits seit zwei Jahrzehnten in der Kommunalpolitik aktiv, davon mehr als die Hälfte als stellvertretender Bürgermeister. Christopher Radon ist verheiratet und hat einen zwei Jahre alten Sohn. Radon arbeitet als Kommunikationsberater in einem weltweit agierenden Medienunternehmen.
Ann-Christin Hahn ist in Rendsburg geboren und in Neumünster aufgewachsen. Sie schloss das duale Studium an der Nordakademie in Elmshorn 2002 als Wirtschaftsingenieurin ab, machte sich dann wie ihr Vater mit einem Betrieb aus der Lasertechnik selbstständig, den sie in Tornesch nahe ihrem größten Kunden ansiedelte. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner zieht sie eine fünf Jahre alte Tochter groß.