Tornesch. Radiomoderator nimmt Grüne und CDU-Mann vor der Bürgermeisterwahl freundlich ins Kreuzverhör. 500 Besucher waren dabei.

Ein Hauch von Bundespolitik schwebt am Mittwochabend durch die Stadt Tornesch. Es ist Bürgermeisterwahlkampf. Eine Kandidatin mit grünem Parteibuch und ein Kandidat der CDU stehen am 4. Februar zur Wahl. Zur Begrüßung der etwa 500 Interessierten haben sich heimische Landwirte und Handwerker vor der Klaus-Groth-Schule aufgebaut. Ihre gelben Warnlichter blitzen in der Dunkelheit.

Sowohl draußen am wärmenden Feuer zwischen den Traktoren als auch drinnen in der beheizten Mensa der Gemeinschaftsschule bleibt die Stimmung friedlich. Der Protest der Bauern spielt nur eine kurze Rolle in der Fragerunde, da eine Kommune wenig Einfluss auf europäische und deutsche Agrarpolitik hat.

Heimische Landwirte und Handwerker nutzen friedlich das Bürgermeisterduell, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.
Heimische Landwirte und Handwerker nutzen friedlich das Bürgermeisterduell, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. © Michael Rahn | Michael Rahn

Kandidatenduell kann auf tornesch.de nachgehört werden

Beide Kandidaten ernten für ihre Aussagen immer wieder Applaus. Jede Meinung und Ansicht wird toleriert. Einige Beobachter wollen mehr Applaus bei den Vorstellungen von Ann-Christin Hahn, der ehemaligen Fraktionschefin der Grünen, heraushören. Aber auch Christdemokrat Christopher Radon bekommt immer wieder freundlichen Beifall und bedankt sich in den sozialen Medien für die große Unterstützung an dem Abend.

Die Vorstellungs- und Diskussionsrunde verfolgten etwa 500 Gäste in der Mensa der Klaus-Groth-Schule in Tornesch.
Die Vorstellungs- und Diskussionsrunde verfolgten etwa 500 Gäste in der Mensa der Klaus-Groth-Schule in Tornesch. © Michael Rahn | Michael Rahn

Alle Aussagen sind für die Ewigkeit aufgezeichnet, und bis zur Wahl am 4. Februar auf der Homepage der Stadt nachzuhören. Die am 30. Juni in den Ruhestand scheidende Bürgermeisterin Sabine Kählert kündigt an, dass damit mögliche Verfälschungen von Aussagen schnell widerlegt werden können.

Erfahrener Radiomoderator sorgt für lockere Atmosphäre

Für die freundliche und lockere Atmosphäre sorgt federführend der erfahrene Moderator Carsten Kock. Der Chefreporter des privaten Senders Radio Schleswig-Holstein, kurz R.SH, führt munter durch den Abend. Dabei lässt er die Kandidaten unter anderem ein fiktives Gespräch mit Ministerpräsident Daniel Günther führen, startet ein Quiz nach dem Motto Dalli-Dalli des legendären Hans Rosenthals, verspricht ihnen symbolisch fünf Millionen Euro für das Stadtsäckel und entlockt so viele spontane Antworten.

In ihren Aussagen heben sich die beiden Kandidaten wenig voneinander ab. Deutlich wird ein Unterschied beim Thema Schule. Ann-Christin Hahn stellt sich klipp und klar hinter die Entscheidung der alten Ratsversammlung, am Esinger Weg eine neue Grundschule neu zu bauen. Alternative Standorte seien vorher ausreichend abgewogen worden, einzig der Verkehr problematisch, alles andere sehr gut und schnell umsetzbar. Starker Beifall vor allem aus Elterngruppen.

Beim Thema Schulbau scheiden sich die Geister

Christopher Radon äußert sich in dieser Frage offener. Hintergrund: Die CDU-Fraktion hat gemeinsam mit der Wahlgemeinschaft Bürger für Tornesch den Schützenplatz als möglichen Standort wieder ins Gespräch gebracht. Die Verwaltung beziehungsweise Planer sollen das konkret überprüfen. Erst dann könne eine Empfehlung ausgesprochen werden. Klar ist auch Radon: „Die Schule muss zügig gebaut werden.“

Beide wollen das Amt als Bürgermeister überparteilich ausführen

Beide Kandidaten betonen in dieser und allen anderen Fragen, dass sie als Chefs der Verwaltung die Beschlüsse der Ratsversammlung umsetzen werden. Der Bürgermeisterjob müsse überparteilich ausgeführt werden. „Ich lasse mich nicht fernsteuern“, betont Ann-Christin Hahn.

Wie geht es Tornesch finanziell: Beide Kandidaten zeigen mit ihren Daumen, dass es mittelprächtig ausschaut. Beide betonen in ihren Beiträgen, dass sie für mehr Einnahmen sorgen wollen und sich intensiv um die heimischen Betriebe und Neuansiedlungen kümmern werden.
Wie geht es Tornesch finanziell: Beide Kandidaten zeigen mit ihren Daumen, dass es mittelprächtig ausschaut. Beide betonen in ihren Beiträgen, dass sie für mehr Einnahmen sorgen wollen und sich intensiv um die heimischen Betriebe und Neuansiedlungen kümmern werden. © Michael Rahn | Michael Rahn

Neben Schule und Führungsqualitäten bekommt die Entwicklung der Innenstadt einen hohen Stellenwert bei beiden Aspiranten auf den Bürgermeisterjob. Christopher Radon möchte gern ein Stück Tornesch, wie er es als Kind erlebt hat, wieder zurückbringen und einen beliebten Treffpunkt in der Ortsmitte schaffen. Ann-Christin Hahn geht in dieser Frage ebenfalls mit. Sie setzt bei der Gestaltung dieser Fläche um den Bahnhof herum auf eine starke Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, um den Aufenthalt dort möglichst attraktiv zu machen.

Radon ist pro K22, Hahn hält das für keine gute Lösung

Beiden Kandidaten ist klar, dass es beim Innenstadtkonzepts eines langen Atems bedarf und vieler Schritte. Allen voran die Neuorientierung des Verkehrs. Da gibt es wiederum ein paar Unterschiede. Während Radon auch auf den Bau der Umgehungsstraße K22 drängt, sieht Hahn darin keine gute Lösung, da auch diese Trasse an vielen Wohngebieten entlang führe.

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Was wird Ihre erste Amtshandlung? Das will Moderator Karsten Kock noch wissen. Er werde mit den Mitarbeitern intensiv ins Gespräch kommen, sagt Christopher Radon. Ich werde die Zimmernummer zum Bürgermeisterbüro ändern, sagt Ann-Christin Hahn, denn als digital wirkender Mensch stehe die 404 immer für einen Fehler: „Page not found.“ Und Fehler wollen sie und ihr Mitbewerber vermeiden.

Gemeiner Appell: Wählen gehn!

Bevor es in kleinen Runden an zwei getrennten Gesprächstischen an weitere kleine und große Tornescher Themen geht, gibt es eine große Bitte: Gemeinsam appellieren die beiden Kandidaten an alle Gäste, nicht nur selbst wählen zu gehen, sondern auch Nachbarn und Freunde zu überzeugen, wie wichtig die Wahl für die Entwicklung der Stadt Tornesch ist.

Gewählt werden darf ab sofort auch direkt im Rathaus. Briefwahlunterlagen können auf der Homepage der Stadt beantragt werden. Und wer mag hört sich alles noch einmal ganz genau an!