Elmshorn. Schicksal eines der ältesten Gehölze der Stadt bewegt die Bürger. Jury entscheidet. Warum das Naturdenkmal gerettet werden soll.
Was tut sich bei den Bau- und Infrastrukturvorhaben in Elmshorn? Fragen, die viele Bürger der Stadt an der Krückau interessieren. Deshalb hat Bürgervorsteher Andreas Hahn für diesen Mittwoch, 24. Januar, zur Einwohnerversammlung in den Kollegiumssaal des Rathauses eingeladen. Dabei wird aber von 19 Uhr an wohl besonders ein Tagesordnungspunkt für Kommentare und kritische Fragen sorgen.
Zu einem Aspekt des Bau-Themas „Wann geht es los mit dem Quartier am Buttermarkt und bei den Knechtschen Hallen?“ hat sich bereits im vergangenen Jahr eine Bürgerinitiative formiert, der das geplante Erschließungsvorhaben mit vor allem einer möglichen Konsequenz ein gewaltiger Dorn im Auge ist: Die rund 100 Jahre alte Blutbuche in der Schauenburger Straße, Elmshorns wohl prominentester Baum in dieser Gegend, läuft Gefahr, der Kettensäge zum Opfer zu fallen.
Unterschriftenaktion: Bis Dienstagfrüh waren 807 Unterschriften verzeichnet, weitere im Zulauf
Anja Labitzky und ihre Mitstreiter von der Bürgerinitiative wollen nicht hinnehmen, dass dieses kurzfristig unersetzliche Baumjuwel möglicherweise für immer verschwinden soll. „Was ein so gewaltiger Baum an Kohlendioxid bindet und Sauerstoff produziert, kann auch durch drei Nachpflanzungen für mehrere Jahrzehnte nicht kompensiert werden“, sagt die empörte Bürgerin. „Und es geht ja nicht nur um diese prächtige Blutbuche; bis zu 50 weitere, teils auch sehr große Bäume sind ebenfalls gefährdet.“
Deswegen haben die Mitglieder der Bürgerinitiative eifrig Unterschriften gesammelt, um der Stadtverwaltung zu verdeutlichen, wie sehr ihrer Ansicht nach eine solche Bauausführung mit Baumfällung dem Bürgerwillen widerspreche. „Und dafür haben wir nicht das Internet bemüht, das war klassischer Direktkontakt mit den Bürgern, quasi Klinkenputzen“, berichtet Anja Labitzky. „Bis Dienstag hatten wir 807 Unterschriften zusammen und dabei fehlte eine Liste in der Zählung, die uns angekündigt worden ist.“
Am Donnerstag soll die Unterschriftenliste an Oberbürgermeister Hatje übergeben werden
Die dann zusammengestellte Unterschriftensammlung wollen die Initiativ-Mitglieder gleich am Donnerstag nach der Einwohnerversammlung um 13 Uhr dem Elmshorner Oberbürgermeister Volker Hatje und Bürgervorsteher Andreas Hahn am Probstenfeld vor dem Rathaus öffentlich übergeben.
Schon 2021 hatte es eine Unterschriftensammlung zum Erhalt der Blutbuche gegeben, für die sich bereits über 400 Zeichner mobilisieren ließen. „Daraufhin sprach sich die Politik für den Erhalt des Baumes aus“, erinnert Anja Labitzky. Doch die Politik ist mittlerweile zum Zuschauen verurteilt; die Entscheidungsfindung liegt bei der Stadtverwaltung und ihrem Erschließungspartner, dem Bauunternehmen Semmelhaack, das unter anderem das Grundstück erworben hat, auf dem die Blutbuche steht.
Vier Architektenbüros entwerfen Bebauungspläne – mit und ohne Erhalt der Blutbuche
Das laufende Planungsverfahren bereitet nun den Mitgliedern der Bürgerinitiative großes Kopfzerbrechen. „Es ist eine Wohnbebauung geplant. Momentan erarbeiten vier Architekturbüros dafür Entwürfe – mit und ohne Erhalt der Blutbuche“, weiß Anja Labitzky. „Eine Jury wird anschließend über die Bebauung und damit auch über die Zukunft der Blutbuche entscheiden. Die Politik hat bei der Jury-Entscheidung kein Stimmrecht.“
- „Inakzeptabel“: Bürger wollen Elmshorns berühmtesten Baum retten
- Baulöwe Semmelhaack investiert 120 Millionen Euro in Elmshorn
- Stadtentwicklung: Elmshorner Mahnmal muss weg: Bürger protestieren
Unter diesem Aspekt formuliert die Bürgerinitiative eine klare Forderung nach mehr Transparenz an die Stadt Elmshorn. „Wir erwarten, dass alle Architekturentwürfe für die Bebauung veröffentlicht werden“, sagt Initiativmitglied Monika Ueberhorst. „Die Bevölkerung muss sich selbst ein Bild machen dürfen. Das Jury-Verfahren muss nachvollziehbar sein.“
Das wird bei der Einwohnerversammlung besprochen
Tagesordnungspunkte am 24. Januar, 19 Uhr, im Rathaus Elmshorn
Krückau-Vormstegen: Wie weit ist das Rathaus?
Wann geht es los mit dem Quartier am Buttermarkt und bei den Knechtschen Hallen?
Was macht eigentlich das Nordufer?
„Spundwanderneuerung“, was für ein Wort, was verbirgt sich dahinter?
Sechs Jahre Umbauphase: Was passiert am Buttermarkt?
Was ist der Stand des Umbaus der Berliner Straße?
Bahnprojekte: Wie sieht der geplante Ausbau des Verkehrsknotens aus?
Welche Chancen bestehen in der Verlegung des Bahnhofs nach Süden?
Soll der ZOB im Steindammpark realisiert werden?
Was passiert am Holstenplatz?
Sind zusätzliche Bahn-Haltepunkte vorgesehen?
Lösen Streckenausbau und Neutrassierung Veränderungen an weiteren Bahnquerungen aus?