Appen. Bei zum Teil hohen Minusgraden waren drei Mehrfamilienhäuser im Kreis Pinneberg seit Silvester ohne Wärme. Nun gab es ein Happy End.

Jutta Kaufmann (75) hatte ihr Leben vier Wochen lang fast auf einen Raum beschränkt. Dort liefen die elektrische Heizung, der sogenannte Radiator, und ein Heizlüfter auf Hochtouren. Denn ausgerechnet an den Feiertagen und dazu noch mitten in der Frostperiode war die komplette Heizungsanlage von drei Mehrfamilienhäusern am Almtweg in Appen ausgefallen – seit Freitagmittag funktioniert die Heizung wieder.

Von dem technischen Unglück waren 24 Familien und Einzelbewohner betroffen. Die Hausverwaltung Bernd Schulz Immobilien aus Hamburg hatte sofort die Kontakte zur Fachfirma geknüpft. Am 2. Januar sei die Bestellung rausgegangen. Doch es dauerte fast vier Wochen, bis die Reparatur endlich begann.

Sehnsüchtiges Warten auf den neuen Heizkessel endlich zu Ende

Aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation mit Lieferschwierigkeiten für einzelne Bauteile verzögere sich der Einbau des neuen Heizkessels. „Wir warten täglich auf den neuen Kessel“, hieß es von Seiten der Verwaltung. Mehr wollte die Verwaltung dazu nicht mitteilen.

Nur wenig wärmer als draußen war es fast vier Wochen lang in diesen drei Mehrfamilienhäusern am Almtweg in Appen.
Nur wenig wärmer als draußen war es fast vier Wochen lang in diesen drei Mehrfamilienhäusern am Almtweg in Appen. © Michael Rahn | Michael Rahn

Auch Mitglieder des dreiköpfigen Beirates, der die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer vertrat, wollten sich vor der ersehnten Reparatur nicht äußern. Sie hatten Sorge, dass die Heizungsbaufirma bei einem Artikel in den Medien noch länger benötigen oder gar nicht mehr handeln würde.

Jetzt ist die Erleichterung spürbar. „Wir sind froh, dass die Heizung wieder läuft und wir wieder warm zu Hause duschen können“, sagt Cornelia Diekmann, die Vorsitzende des dreiköpfigen Beirats.

Bewohnerin Jutta Kaufmann äußert sich ebenfalls „frohgemut und glücklich“ und weiß: „Es wird sicher eine Weile dauern, bis die ausgekühlten Wohnungen durchgewärmt sind.“

Hausverwaltung und Beirat telefonierten täglich mit Heizungsfirma

Täglich hakten Beirat und Verwaltung in der Firma und beim großen Hersteller für die große Gemeinschafts-Gasheizung nach. Doch Woche um Woche wurde vertröstet. Am Donnerstag begann schließlich der Umbau. 18.000 Euro, so das Angebot, sollte das kosten. Hinzukommen noch die Kosten für die Notheizung, die längst nicht die versprochene Grundwärme lieferte.

Stattdessen musste sich jeder selbst helfen. Ingrid Ladiges war nach einer Woche frostigen Durchhaltens zu ihrer Schwester nach Hetlingen gezogen. Andere Familien, eine mit kleinen Kindern, waren ebenfalls bei Verwandten untergekommen. Einer verlängerte seine Zeit in der angemieteten Ferienwohnung.

Ingrid Ladiges saß eine Woche lang fast immer in warmer Jacke und mit dem kleinen Heizlüfter in der Wohnung. Dann zog sie ins warme Haus ihrer Schwester nach Hetlingen.
Ingrid Ladiges saß eine Woche lang fast immer in warmer Jacke und mit dem kleinen Heizlüfter in der Wohnung. Dann zog sie ins warme Haus ihrer Schwester nach Hetlingen. © Michael Rahn | Michael Rahn

Elektronische Heizgeräte sorgten für ein wenig Wärme

Doch nicht jeder verfügte über Verwandte und Freunde, die in der Nähe leben und helfen konnten. Wer arbeiten musste, konnte gar nicht so einfach über Wochen dem Job fernbleiben. Diejenigen, die ausharrten, nutzen vielerlei elektronische Geräte, um Wärme zu produzieren.

Nicht sehr erfolgreich war der Einbau eines kleinen Not-Aggregates, um angeblich 15 Grad Grundwärme zu erzeugen. „Wir haben hier acht Grad in den Räumen“, erzählte Ingrid Ladiges vor einer Woche und zeigte dabei auf das gerade von der Nachmittagssonne angestrahlte Thermometer.

Keine Heizung in Appen: Teure Notlösung mit wenig Wirkung

8000 Euro sollte angeblich diese Nothilfe kosten, die gleiche Summe eine mögliche Vergrößerung, die abgelehnt wurde. „Das verstehe ich nicht“, sagt ein anderer Heizungsexperte auf Anfrage des Abendblattes. Mit diesen Kosten in Höhe von 16.000 Euro sei man ja schon beim Einbau einer neuen Heizungsanlage angelangt, und das für eine Zwischenlösung.

Mit etwa acht Grad plus mussten die Menschen in Appen an diesem sonnigen Nachmittag (19. Januar 2024) in ihren unbeheizten Wohnungen auskommen.
Mit etwa acht Grad plus mussten die Menschen in Appen an diesem sonnigen Nachmittag (19. Januar 2024) in ihren unbeheizten Wohnungen auskommen. © Michael Rahn | Michael Rahn

Trotz aller Unbill hatte Jutta Kaufmann, dick angezogen mit Pulli, Schal, kräftigen Socken und eingemummelt in eine Decke, ihren Optimismus und ihre Fröhlichkeit auch während der Eiszeit in ihrer Wohnung nicht verloren. Sie freute sich über Eisblumen an den Fenstern in den nicht beheizten Zimmern, die sie noch aus der Jugendzeit mit dem einfachen Glas kennt.

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Jutta Kaufmann, die zig Jahre im Gemeinderat mitgearbeitet und die Gemeindebücherei geführt hat, mahnte: „Viele Menschen in der Ukraine müssen nicht nur ohne Heizung, sondern auch ohne Strom zurechtkommen.“ Es gebe so viel Leid, das nicht mehr zu ändern sei. Die kaputte Heizung werde irgendwann ersetzt werden. Jetzt steht es fest: Diese Kälteperiode ist am 26. Januar zu Ende gegangen.