Uetersen. Schulen und Kitas der Stadt sollen erweitert werden. Auch eine Fahrradstraße ist geplant sowie der Aufbau des abgebrannten Museums

In Uetersen haben haupt- und ehrenamtliche Verwaltung einige Aufgaben aus 2023 gut abgearbeitet. Das einzige Vorhaben, das gar nicht vorankam, war der von einer privaten Wohnungsgesellschaft geplante Neubau von Mehrfamilienhäusern am Kreuzmoor. Ansonsten haben Bürgermeister Dirk Woschei und alle anderen zielstrebig gearbeitet und sich für 2024 wieder hohe Ziele gesetzt.

Vor allem im Wohnungsbau will die Rosenstadt vorankommen. Klappt alles, gibt es etwa 200 öffentlich geförderte Wohnungen, die auch mit schmalem Geldbeutel gemietet werden können. Große Hoffnung setzen Verwaltungschef und Stadtvertreter auch darauf, dass die Stadtwerke Neumünster ihr Vorhaben verwirklichen können und in Uetersen Glasfaser verlegen. Die Anmeldefrist für einen kostenlosen Anschluss ist gerade auf Ende März verlängert worden.

1. Neubaugebiet „Heinrich-Schröder-Straße“: Dem größten Neubauprojekt in Uetersen sind durch die am 28. Dezember 2023 erlangte Rechtskraft des Bebauungsplanes 118 alle Wege geebnet. Die PGH Planungsgesellschaft Holzbau GmbH plant auf der Brachfläche an der Heinrich-Schröder-Straße die Errichtung von 152 Wohneinheiten über den 1. Förderweg der sozialen Wohnraumförderung sowie eine Kindertagesstätte mit etwa 75 Plätzen. Die Investoren wollen so schnell wie möglich loslegen. In unmittelbarer Nachbarschaft entstehen weitere 21 Wohneinheiten in Reihenhäusern sowie ein Pflegeheim mit 120 Pflegeplätzen sowie 36 Plätzen für betreutes Wohnen durch die Lorenz Gruppe GmbH. Die Stadt freut sich darüber, mit diesem renommierten hanseatischen Projektentwickler der großen Nachfrage nach Pflegeplätzen nachkommen zu können.

2. Neubaugebiet „Tornescher Weg 80“: Auch das Projekt der Grundstücksgesellschaft Manke GmbH & Co. KG für 108 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern (hiervon mindestens 40 öffentlich gefördert) sowie 79 Wohneinheiten in Reihenhäusern kann 2024 umgesetzt werden. Durch die ministerielle Genehmigung der 55. Änderung des Flächennutzungsplanes am 14. Dezember 2023 wird im Januar 2024 auch die Rechtskraft des Bebauungsplanes Nr.114 erlangt. Auch in diesem Neubaugebiet ist die Errichtung einer Kindertagesstätte mit drei Gruppen vorgesehen.

3. Verkehrsentwicklung Seminarstraße als Fahrradstraße: Als Verbesserungsvorschlag aus dem Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Uetersen soll die Seminarstraße als Fahrradstraße eingerichtet werden. Aufgrund der Lage der Seminarstraße an den beiden größten Schulen in Uetersen wird diese von Fahrradfahrern besonders stark frequentiert. Das Planungsbüro für Verkehrsplanung PGT GmbH wird im Vorwege die Schulen und Anlieger beteiligen. Der Antrag auf Prüfung der Einrichtung einer Fahrradstraße liegt bereits der Verkehrsbehörde vor.

4. Straßenausbau Ossenpadd: Für den bislang politisch zurückgestellten und hinsichtlich der Ausbauvariante in zahlreichen Sitzungen diskutierten Ausbau der Gemeindestraße Ossenpadd hat der Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss in seiner Sitzung am 30. November 2023 die jüngste Planungsvariante 4 mehrheitlich beschlossen. Diese sieht einen Straßenausbau vor, bei dem die Platanen auf der westlichen Seite gefällt werden müssen. 2024 erfolgt die konkrete Ausführungsplanung, die Vorbereitung der Vergabe und die Erstellung eines Bauzeitenplanes für dieses Vorhaben, im Anschluss daran die bauliche Umsetzung dieser Tiefbaumaßnahme in zwei Bauabschnitten (1.BA: Tornescher Weg bis Esinger Steinweg, 2. BA: Esinger Steinweg bis Bahnstraße).

5. Erweiterung des Ludwig-Meyn-Gymnasiums: Der Anfang 2023 begonnene Erweiterungsbau für das Ludwig-Meyn-Gymnasium wird 2024 fortgesetzt und fertiggestellt. Das Gymnasium erhält dadurch die dringend benötigten sieben Klassenräume sowie einen Fachraum für das darstellende Spiel. Darüber hinaus wird die Cafeteria der Schule in das Erdgeschoss dieses Erweiterungsbaus umziehen.

Schulleiter und Oberstudiendirektor Alexej Stroh mit Bürgermeister Dirk Woschei im Frühjahr 2023 bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau am Ludwig-Meyn-Gymnasium.
Schulleiter und Oberstudiendirektor Alexej Stroh mit Bürgermeister Dirk Woschei im Frühjahr 2023 bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau am Ludwig-Meyn-Gymnasium. © HA | Björn Manthey

6. Museumsscheune Langes Tannen: Der Wiederaufbau der im Oktober 2021 abgebrannten Museumsscheune in Langes Tannen hat sich um ein Jahr verzögert und wird im Jahr 2024 erfolgen. Nach entsprechender Planung durch ein Architektenbüro werden die erforderlichen Baumaßnahmen voraussichtlich im Sommer ausgeführt, sodass das Gebäude zum Jahresende wieder als Museumsscheune genutzt werden kann.

Dr. Ute Harms, möchte gern die Sonderausstellungen wieder in der historischen Museumsscheune aufbauen. Aktuell werden Arbeiten der in Uetersen aufgewachsenen Grafikerin Hilda Körner (1920-95) noch bis 25. Februar im Museum Langes Tannen gezeigt.
Dr. Ute Harms, möchte gern die Sonderausstellungen wieder in der historischen Museumsscheune aufbauen. Aktuell werden Arbeiten der in Uetersen aufgewachsenen Grafikerin Hilda Körner (1920-95) noch bis 25. Februar im Museum Langes Tannen gezeigt. © Nachlass Familie Walter/Körner | Nachlass Familie Walter/Körner

7. Neubau Geschwister-Scholl-Haus: Das vermutlich herausforderndste und finanziell anspruchsvollste Hochbauprojekt dieser Dekade wird der vom Bildungsausschuss am 5. Dezember 2023 einstimmig beschlossene Neubau des Geschwister-Scholl-Hauses sein. Die Entwurfsplanung des Ingenieurbüro Butzlaff & Tewes mit einem Neubau von zwei Baukörpern, welche in zwei Bauabschnitten errichtet werden, konnte alle Kommunalpolitiker überzeugen. Im Gebäude werden unter anderem Räumlichkeiten für die Grundschule, Betreuungsklassen, Räume für das Förderzentrum sowie eine Kindertagesstätte mit zwei Elementar- und vier Krippengruppen eingerichtet. Die voraussichtlichen Baukosten werden auf rund 30 Millionen Euro beziffert. 2024 sind neben den Ausführungsplanungen und der Vergabe erster Gewerke die Tief- und Erdbauarbeiten für das an der Alsenstraße gelegene Gebäude vorgesehen. Die Fertigstellung beider Gebäude ist für 2028 geplant.

8. Erweiterungsbau KiTa „Hus Sünnschien“: Durch die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes und den am 9. November 2023 rechtskräftig gewordenen Bebauungsplan Nr.110 hat die Stadt Uetersen Baurecht für die Erweiterung der Kindertagesstätte „Hus Sünnschien“ in Langes Tannen erhalten. Geplant ist der Abbruch des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der AWO und die Neuerrichtung eines Gebäudes zur Unterbringung von Elementargruppen. Die hierzu notwendigen Planungsleistungen sind durch ein externes Architektenbüro zu erbringen.

9. Geschafft: „Kita in dem alten Jugendzentrum“: Am 31. Juli 2023 wurde die Kita am Rosarium feierlich eröffnet und bietet Elementarplätze für insgesamt 60 Kinder zwischen drei und sechs Jahren in drei Gruppen, die sich Kletter-, Wild- und Seerosen nennen. Durch die unkonventionelle und kreative Herangehensweise der Stadtverwaltung, die alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, sowie durch professionelle Arbeit und hervorragende Abstimmung untereinander wurde in Rekordzeit von nur einem Jahr diese komplette Kita mit allem Drum und Dran aus dem Boden gestampft.

10. Wohnen „Am alten Sportplatz“: Die Bau- und Siedlungsgenossenschaft Pinnau eG ertüchtigt weiter ihren Bestand „Am alten Sportplatz“. Für 2024 ist der Neubau eines Mehrfamilienhauses mit 29 Wohneinheiten geplant. Damit geht der dort geplante sukzessive Modernisierungsprozess weiter voran. Dank des im Jahr 2023 angepassten Bebauungsplans dürfen zwei Vollgeschosse mehr aufgestockt werden.

11. Neues Zentrum: In 2024 ist geplant, knapp 60 neue moderne Fahrradbügel zu installieren, die Mülleimer durch hochwertige und funktionale Elemente zu ersetzen sowie die Sitzmöblierung im gleichen Design zu ertüchtigen. Im Rahmen des Innenstadtförderprogramms wird zudem der Abschluss des Revitalisierungskonzeptes für den Bereich am Stichhafen erwartet.

Bürgermeister Dirk Woschei (vorn) und die Vertreter einer Arbeitsgruppe zur Innenstadtentwicklung begutachten die Uetersener Fußgängerzone. Unter anderem sollen neue Fahrradbügel installiert werden.
Bürgermeister Dirk Woschei (vorn) und die Vertreter einer Arbeitsgruppe zur Innenstadtentwicklung begutachten die Uetersener Fußgängerzone. Unter anderem sollen neue Fahrradbügel installiert werden. © Michael Rahn | Michael Rahn

12. Repowering Windpark: Wenn alles läuft, wie geplant, beginnen Mitte 2024 die Arbeiten für den Rückbau der Bestandsanlagen. Ende 2024 ist dann die Errichtung der vier neuen, 180 Meter hohen Anlagen vorgesehen, welche im Frühjahr 2025 dann den Betrieb aufnehmen könnten.

Thorsten Berndt und Karl-Heinz Schlüter werben für die Bürgerbeteiligung und das Genossenschaftsmodell für den neuen Windpark Uetersen. Das war vor fast drei Jahren. Jetzt soll ausgebaut werden.
Thorsten Berndt und Karl-Heinz Schlüter werben für die Bürgerbeteiligung und das Genossenschaftsmodell für den neuen Windpark Uetersen. Das war vor fast drei Jahren. Jetzt soll ausgebaut werden. © Burkhard Fuchs | Planet energy

13. Nachverdichtung Kreuzmoor: Das im vorigen Jahr angekündigte private Wohnungsbauprojekt am Kreuzmoor ist aus wirtschaftlichen Gründen aufgeschoben worden. Dort sollten sieben Mehrfamilienhäuser mit 60 Wohnungen entstehen, knapp ein Drittel davon öffentlich gefördert.

14. Sportentwicklungsplan: Um notwendige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen und den Bedarf an zusätzlichen Sportflächen zu ermitteln, wurde 2023 das Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung beauftragt, einen Sportentwicklungsplan für die Stadt Uetersen zu erstellen. In Zusammenarbeit unter anderem mit den Uetersener Schulen, Vereinen und Kindertagesstätten werden im Frühjahr 2024 Maßnahmen priorisiert, und anschließend wird das Ergebnis öffentlich präsentiert. Die politischen Vertreter müssen danach über die finanzielle Umsetzung entscheiden.

15. Kinder- und Jugendbeirat: Ende November 2023 wurde der neue Kinder- und Jugendbeirat (KJB) mit neun Mitgliedern gewählt und in der konstituierenden Sitzung am 8. Dezember 2023 durch Bürgermeister Woschei verpflichtet. Ende Januar trifft sich der Kinder- und Jugendbeirat zu einer Klausurtagung unter Beteiligung von Mitarbeitenden der Stadtjugendpflege. Für das neue Jahr wurden 60.000 Euro für eine Skaterbahn und 80.000 Euro für einen mobilen Pumptrack im Haushalt bereitgestellt. Der Kinder- und Jugendbeirat kann entscheiden, wie die Umsetzung dieser beiden Großprojekte erfolgt.

16. Schaffung von Krippen- und Elementarplätzen: Die Stadt Uetersen wird weiterhin die Schaffung von zusätzlichen Krippen- und Elementarplätzen verfolgen. „Wir freuen uns darauf, dass bei der Ev.-Luth. Kita unterm Kirchturm durch einen Erweiterungsbau 20 Krippenplätze geschaffen werden“, sagt der Bürgermeister. Unter der Voraussetzung, dass ausreichendes Fachkräftepersonal eingestellt werden kann, sollen die neuen Gruppen bei der Kita unterm Kirchturm im Spätsommer starten können.

17. Fachkräftemangel: „In Bezug auf den Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich, welcher leider auch das Jahr 2024 begleiten wird, hoffen wir darauf, dass geeignete Maßnahmen durch das Land Schleswig-Holstein ergriffen werden, damit die Kindertagesstätten vor Ort das Betreuungsangebot aufrechterhalten und ihre Betreuungszeiten wieder erweitern können“, sagt Bürgermeister Dirk Woschei. Die Stadt Uetersen wird weiterhin darum bemüht sein, die Kindertagesstätten im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen.

Etwa 200 Eltern und Kinder sowie Erzieherinnen beteiligten sich am Lichter-Spaziergang am 16. November durch die Uetersener Innenstadt zum Rathaus, um für mehr öffentliche Unterstützung gegen den Fachkräftemangel in Kitas zu werben.
Etwa 200 Eltern und Kinder sowie Erzieherinnen beteiligten sich am Lichter-Spaziergang am 16. November durch die Uetersener Innenstadt zum Rathaus, um für mehr öffentliche Unterstützung gegen den Fachkräftemangel in Kitas zu werben. © Jill Heyer | Jill Heyer

18. Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Kindern im Grundschulalter: Ab 2026 wird schrittweise ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter eingeführt. Daraus ergibt sich ein erheblicher Raumbedarf an den Schulen. Für den Neubau des Geschwister-Scholl-Hauses wurden bereits wegweisende Beschlüsse gefasst. Weitere dringend erforderliche Lösungen werden derzeit geprüft und erarbeitet.

19. Stadt als verlässlicher Träger der Schulen: „Wir erleben in diesen Zeiten, dass die Schulen Aufgaben weit über die einer Bildungseinrichtung hinaus leisten müssen. Die Integration Zugewanderter sowie der durch die Corona-Pandemie und Kriege herbeigeführte gesellschaftliche Druck spielen eine zunehmend große Rolle im Schulalltag und müssen durch Lehrerkollegien und weiteres pädagogisches Personal aufgefangen werden“, sagt Bürgermeister Woschei. „Hier muss die Stadt als Schulträger ein starker Partner sein und im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützend zur Seite stehen. Ein enger Austausch mit unseren Schulleitungen ist uns in dieser Sache wichtig.“

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20. Unterbringung und Betreuung Geflüchteter: Durch den anhaltenden Ukraine-Krieg sowie den neuerlichen Nahost-Konflikt spitzt sich die Lage weiter zu. Die Anzahl der Geflüchteten hat insbesondere zum Jahresende 2023 stark zugenommen. Dadurch lagen die Zuweisungszahlen teils etwa 115 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Stadt Uetersen ist bemüht, die zugewiesenen Personen adäquat unterzubringen. Durch die Anmietung von Wohnraum konnte bisher glücklicherweise verhindert werden, dass öffentliche Gebäude wie die Stadthalle oder die Turnhallen belegt werden. Langfristig wird es jedoch immer schwieriger werden, zumal jede durch die Stadt angemietete Wohnung beziehungsweise jedes Haus dem Wohnungsmarkt entzogen wird. Aus diesem Grund sind durch die Stadt in 2023 einerseits Wohncontainer für die Unterbringung von bis zu 16 Personen beschafft und aufgestellt worden. Diese konnten bisher jedoch noch nicht in Betrieb genommen werden und werden voraussichtlich frühestens ab Anfang 2024 belegt. Um langfristig gut aufgestellt zu sein, hat die Stadt eine größere Immobile ab 2024 angemietet, in der bis zu 50 Geflüchtete untergebracht werden können. Es handelt sich um einen ehemaligen Bürogebäudekomplex, welcher entsprechend umgebaut wird. Der Umbau wird voraussichtlich einige Monate andauern, sodass mit der Belegung ab dem zweiten Quartal 2024 zu rechnen ist. Vor Ort sind begleitende Angebote wie eine Flüchtlingskoordination, gegebenenfalls niedrigschwellige Sprachkurse, Betreuungsangebote sowie Hausmeister- und Wachdienst vorgesehen. Bürgermeister Woschei: „Durch die Anmietung ist die Stadt Uetersen für das Jahr 2024 gut aufgestellt und muss nicht, wie in manch anderem Ort, Turnhallen sperren.“

Diese Gruppen Frauen betreut unter Begleitung der Ehrenamtsbeauftragten Miriam Mahmood (r.) den Sozialraum in Uetersen. Hier werden Haushaltswaren, Spielsachen und Kleidung an Menschen in Not abgegeben. Ursprünglich ging es vor allem um die Hilfe von geflüchteten Ukrainern. 
Diese Gruppen Frauen betreut unter Begleitung der Ehrenamtsbeauftragten Miriam Mahmood (r.) den Sozialraum in Uetersen. Hier werden Haushaltswaren, Spielsachen und Kleidung an Menschen in Not abgegeben. Ursprünglich ging es vor allem um die Hilfe von geflüchteten Ukrainern.  © Michael Rahn | Michael Rahn