Halstenbek. Trogbauwerk an der Lübzer Straße sollte 2024 gesperrt werden. Warum die Maßnahme platzt und welches Projekt nun vorgezogen wird.
Neun Monate lang sollte die Bahnunterführung im Verlauf der Lübzer Straße in Halstenbek 2024 gesperrt werden. Doch die Autofahrer können aufatmen: Die Bauarbeiten an der wichtigen Zubringertrasse zur A23 werden verschoben – vermutlich auf 2026. Der Grund: Es sind noch weitergehende Untersuchungen und Umplanungen erforderlich.
Das Problem ist der Grundwasserstand in der Anfang der 1980er-Jahre erbauten Unterführung. Berechnungen hatten ergeben, dass die Auftriebssicherheit des jetzigen Trogbauwerkes nicht gegeben ist, weil der beim Bau angesetzte Wasserstand zu niedrig war.
Halstenbek: Hoher Grundwasserstand lässt Sanierung platzen
Dies kann zu erheblichen Schäden an dem Bauwerk führen. Bereits jetzt ist ein Schadensbild sichtbar, das eigentlich keinen langen Aufschub der Sanierung duldet. Schilder, die auf Straßenschäden hinweisen, stehen bereits beidseits des Bauwerkes.
Das Problem: Das damalige Baugrundgutachten ist nicht mehr auffindbar. Neue Messungen haben vor Kurzem ergeben, dass der Grundwasserstand im Bereich der Anlage deutlich höher ist als bisher angenommen. „Er liegt so hoch, dass eigentlich der Asphalt in diesem Bereich aufschwimmen müsste“, erläutert Bürgermeister Jan Krohn.
Halstenbek: Auch ohne Sanierung – Sicherheit des Trogbauwerkes ist gegeben
Dies sei jedoch nicht der Fall – und stehe auch nicht zu befürchten. Krohn: „Das Bauwerk ist sicher.“ Aufgrund des hohen Grundwasserstandes, der so nicht erwartet worden war, könnte sich eine Sanierung jedoch als Problemtisch erweisen. „Wenn wir da aufmachen, wird das unkalkulierbar“, so der Bürgermeister.
Laut dem Planungsbüro werde dauerhaft eine Drainage benötigt, die mithilfe von Pumpen den Grundwasserstand auf ein erträgliches Maß reduziert. Die Planungen dafür laufen bereits. Wenn die Arbeiten nun beginnen werden, ist laut Krohn noch unklar. „2025, 2026 oder auch später.“
Dass nun eine Drainage benötigt wird, ist für die Gemeinde eine weitere schlechte Nachricht. Bereits während der Planungen waren die Baukosten für die Sanierung regelrecht nach oben geschossen. Ganz zu Beginn war grob geschätzt von einem Investitionsvolumen von 1,1 Millionen Euro ausgegangen worden.
Sanierung des Trogbauwerkes kostet mehrere Millionen Euro
Damals nahmen die Planer an, lediglich die Kappen und den Straßenbelag erneuern zu müssen. Nun ist geplant, die komplette Trogsohle zu erneuern. Der Straßenaufbau wird in diesem Zuge um zehn Zentimeter erhöht und die Regensieleinläufe auf ganzer Länge neu gemacht.
Das alles kostet viel Geld. Zuletzt lagen die geschätzten Kosten bei 3,85 Millionen Euro. Hinzu kommen Planungskosten von 355.000 Euro. Weitere Planungskosten werden für die Drainage fällig. Und deren Kosten sind in der Aufstellung noch nicht enthalten.
Kosten für Sanierung des Trogbauwerkes bleiben an der Gemeinde hängen
Während die Brücke, auf der die Bahnschienen liegen, sich im Eigentum der Deutschen Bahn befindet, gehört der Trog der Gemeinde. Sie muss daher in Gänze für die Kosten aufkommen. Alle bisherigen Versuche, Zuschüsse für die Sanierungsmaßnahme zu generieren, waren erfolglos geblieben.
Daher steht zu befürchten, dass die Gemeinde komplett auf den Kosten sitzen bleiben wird. Für das finanziell klamme Halstenbek eine bittere Pille. Die Autofahrer wird es demgegenüber freuen, dass sie im nächsten Jahr an der Lübzer Straße freie Fahrt haben werden.
Halstenbek zieht Sanierung der Bahnunterführung entlang der L104 vor
Weil die Sanierung verschoben wird, zieht die Gemeinde die Sanierung einer weiteren Bahnunterführung vor – die am S-Bahnhof Halstenbek entlang der L104. Im Bereich der Dockenhudener Chaussee ist die Drainage der Unterführung seit Langem dringend erneuerungsbedürftig.
Diese Maßnahme war eigentlich für 2025 geplant, weil die L104 als Umleitungsstrecke für die gesperrte Lübzer Straße benötigt worden wäre. Da die Unterführung entlang der Lübzer Straße nun 2024 nicht an die Reihe kommt, ist der Weg für die Sanierung der anderen Unterführung frei.
In diesem Zusammenhang wird die Fahrbahnbreite im Bereich der Unterführung auf 6,50 Meter verengt. Der gewonnene Meter kommt dem Geh- und Radweg zugute. Voraussichtlich reicht für diesen Umbau eine halbseitige Sperrung aus, sodass sich die Verkehrsbehinderungen in Grenzen halten werden.
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Entstehen soll dort eine sogenannte Protected Bike Lane. Diese noch relativ neue Art der Abgrenzung von Radwegen soll den Radfahrer sicher in einer Ebene mit dem motorisierten Verkehr führen. Die Abgrenzung zur Fahrbahn – auch mittels Poller – soll ein anderes Sicherheitsgefühl vermitteln. Dies werde, so die Verwaltung, von den Nutzern besser angenommen als „nur“ ein Hochbord.
Im zuständigen Fachausschuss haben alle zehn Mitglieder diese Bauausführung beschlossen. Dafür entstehen Kosten in Höhe von etwa 664.500 Euro. Einen kleinen Teil wird der Landesbetrieb übernehmen, da es sich bei der L104 um eine Landesstraße handelt.
Diese ist auf Schenefelder Gebiet bereits komplett saniert. Auf Halstenbeker Territorium liegt die Sanierung derzeit auf Eis. Der LBV plant im Gegensatz zu Schenefeld keine komplette Erneuerung der Fahrbahn. Es solle lediglich die Deck- und Binderschicht erneuert werden. Bei diesem oberflächlichen Eingriff sei keine Änderung des Straßenquerschnitts möglich.
Halstenbek fehlt Personal, um die Baumaßnahme in Eigenregie zu stemmen
Den möchte die Gemeinde – analog zu Schenefeld. Dort war die Fahrbahnbreite um einen Meter zugunsten der Geh- und Radwege reduziert worden. Diese Maßnahme setzt jedoch einen tiefergehenden Eingriff in den Fahrbahnaufbau voraus. Das lehnt der LBV ab.
Die Gemeinde, die laut politischem Beschluss auch mehrere Knotenpunkte umgestalten will, könnte das Projekt auf eigene Kosten und in Eigenregie stemmen. Das hat der LBV ihr angeboten. Allerdings fehlt Halstenbek dafür das Geld – und das Personal.