Kreis Pinneberg. Gewerkschaft schlägt Alarm: Im Kreis Pinneberg sind 256 Ausbildungsplätze unbesetzt - auch, weil Jugendliche zu miese Noten haben.
Der Nachwuchsmangel auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Und auch der Ausbildungsmarkt im Kreis Pinneberg steht unter Druck, wie nun die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der Region Hamburg-Elmshorn in einer Mitteilung konstatiert. An fehlenden Lehrstellen mangelt es dabei nicht, aber offenbar an geeigneten Bewerbern.
Nach NGG-Angaben sind bei der Arbeitsagentur im Kreis derzeit noch 256 unbesetzte Ausbildungsstellen registriert, allein 22 davon in der Lebensmittelindustrie. „Wir haben einen Azubi-Mangel. Gleichzeitig haben in Schleswig-Holstein 18 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Ein Phänomen, das auch viele junge Menschen im Kreis Pinneberg betrifft“, sagt Anne Widder, NGG-Gewerkschaftssekretärin der Region. Sie beruft sich dabei auf Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung.
Kreis Pinneberg: Azubi-Mangel – ohne Schulabschluss keine gute Perspektive
Genau diese jungen, vermeintlich unterqualifizierten Menschen hätten damit nicht die besten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, auch was den Lohn angehe, so Widder. Die Gewerkschaft befürchte einen „gefährlichen Trend“: Jugendliche, die maximal einen Hauptschulabschluss haben, schafften immer seltener den Sprung in eine Ausbildung. „Es kommt darauf an, dass diese Jugendlichen intensiver gefördert werden. Sie müssen für eine Ausbildung fit gemacht werden“, so Widder.
Arbeitsagenturen, Jobcenter und Unternehmen sollten ihrer Meinung nach bei der Ausbildungsförderung von Jugendlichen jetzt in den Turbogang schalten. Betriebe sollten auf „Azubi-Lotsen“ setzen. „Die müssten sich aktiv darum kümmern, überhaupt erst einmal an junge Menschen heranzukommen“, meint sie. Anschließend müssten diese für Ausbildungsberufe begeistert werden. und könnten bei Lernschwierigkeiten auch drei Jahre lang vom Betrieb mit Nachhilfe unterstützt werden.
Berufsschulen: „Das Pensum überfordert viele junge Menschen“
„Denn das Pensum, das die Berufsschulen haben, überfordert viele junge Menschen“, sagt die Expertin. Die Wirtschaft im Kreis Pinneberg müsse sich für das neue Ausbildungsjahr besser präparieren. Es sei grundsätzlich notwendig, mehr für den Job-Nachwuchs zu tun. „Das fängt damit an, das Potenzial zu erkennen, das in einem jungen Menschen steckt“, so Widder.
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Von Sommer an gebe es auch Rückenwind aus Berlin. Die Gewerkschaftssekretärin: „Der Bundestag hat eine Ausbildungsgarantie beschlossen. Ab August haben junge Menschen damit Anspruch auf eine Ausbildung. Wer keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gefunden hat, bekommt das Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung.“
Attraktiver sei aus NGG-Sicht selbstverständlich die Ausbildung in einem Betrieb – also „mitten im Berufsleben“. Daher spricht sich die NGG Hamburg-Elmshorn zudem für eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie aus. „Dabei zahlen alle Betriebe in einen Fonds ein. Wer ausbildet, bekommt dann aus diesem Ausbildungstopf einen Großteil der Kosten erstattet – etwa für die Vergütung, die Azubis bekommen“, erklärt Anne Widder.