Pinneberg/Neustadt. Schaden geht wohl in die Millionen. Die im Sommer beschmierte „Lady M“ liegt noch immer wie ein Mahnmal im Hafen an der Ostsee.
Am liebsten wäre Familie Mohr, wenn das Thema nicht wieder öffentlich hochgekocht würde. Doch wer in diesen Tagen den belebten Tourismusort Neustadt in der Lübecker Bucht besucht, kann das Malheur dort im Hafen noch immer in voller Ausdehnung bestaunen.
Die größte Yacht weit und breit ist nämlich die von Hella Mohr. Die „Lady M“ liegt aber nicht glänzend und prachtvoll in der Marina, sondern mit leuchtend orangefarbenen Farbflecken. Spuren des Farbanschlags von radikalen Klimaaktivisten der Letzten Generation im Sommer, die an dem Luxusschiff immer noch deutlich und weithin zu sehen sind.
Anschlag auf Yacht: Familie Mohr sucht seit Monaten eine Werft
„Wir sind seit Monaten auf der Suche nach einer Werft, die diese Schäden beseitigt“, erklärt dazu Kay Mohr aus Bilsen, einer der Söhne der 86 Jahre alten Schiffseignerin. Aber die Werften schienen zurzeit mit anderen, womöglich militärischen Aufgaben voll ausgelastet zu sein, sagt Kay Mohr.
Darum hätten sie bislang noch kein Unternehmen gefunden, dass die Reparatur an den stark beschädigten Aufbauten und eine Neulackierung vornehmen könnten. „Wir sind aber laufend dabei.“ Der Sachschaden, den die Aktivisten mit dem Farbanschlag verursacht haben, sei enorm, sagt Kay Mohr. „Das geht deutlich in den hohen sechsstelligen Bereich“, sagt er. Womöglich müsse sogar eine Millionensumme für die Restaurierung des Schiffes aufgewendet werden.
Letzte Generation beschmiert Yacht: Schaden reicht an die Millionen Euro-Grenze heran
Die ganze Holzverkleidung sei beschädigt. Für die Eigentümer greife hierbei die Versicherung. Die werde sich das Geld dann sicherlich von den Straftätern zurückholen wollen, die ja polizeilich bekannt und direkt nach dem Anschlag verhaftet worden seien.
Die schicke Yacht zu verkaufen, sei für die Familie „keine Option“, betont Kay Mohr. „Solange Mutter da ist und sie Spaß daran hat, wollen wir die Yacht behalten.“ Allerdings sei die ganze Geschichte „eine große Belastung für die betagte Frau aus Bilsen. „Meine Mutter wühlt das Ganze immer noch ziemlich auf.“ Erst recht, wenn in ihrem Geschäft in Bilsen die Kunden sie darauf ansprächen.
Eigentümerin hat der Farbanschlag auf die Yacht „aus den Puschen gehauen“
Unmittelbar nach dem Farbanschlag im Juni hatte Kay Mohr dem Abendblatt über die erste Reaktion seiner Mutter gesagt: „Das hat sie richtig aus den Puschen gehauen. Sie ist am Boden zerstört. Wir machen uns Sorgen um ihre Gesundheit.“ Die Witwe ihres vor sechs Jahren verstorbenen Mannes Wilhelm Mohr, den alle nur Willy nannten, brauche erstmal Ruhe von dem Geschehen, das sie nicht begreifen könnte. Die Eltern hatten gemeinsam vor rund 60 Jahren das Handelsgeschäft in Bilsen gegründet und erfolgreich aufgebaut.
In besseren Tagen sei seine Mutter immer noch jeden Tag in den Laden gekommen, sagte Kay Mohr. „Meine Eltern haben sechs Tage die Woche täglich zwölf Stunden gearbeitet.“ Jetzt leiten er und sein Bruder Rainer das Geschäft, das Versicherungsschäden und Lebensmittel zu günstigen Preisen verkauft und heute 250 Menschen beschäftigt.
Anschlag habe die Falschen getroffen: Yacht-Eigentümerin drücke die CO2-Bilanz
Mohr zeigt auch keinerlei Verständnis dafür, dass ausgerechnet seine Familie zum Opfer eines Farbanschlags wurde, nur weil sie eine Yacht besäßen. „Wir drücken die CO2-Bilanz mit unserem Geschäft“, sagte Mohr in Richtung der letzten Generation. „Das würde sonst alles auf dem Müll landen.“ Zudem könnten sich bei ihnen in Bilsen auch Leute mit weniger Geld die Sachen leisten. „Wir sind auch für den Klimaschutz, gar keine Frage“, sagt Mohr. „Aber doch nicht so.“
Seine Eltern seien schon jahrzehntelang in ihrer Freizeit gerne mit einem Boot über die Ostsee geschippert. Die Schiffe hießen alle „Lady M“, so wie auch die jetzt mit Farbe beschmierte und schwer beschädigte Yacht in Neustadt, die sie Mitte der 90er-Jahre in Holland gekauft hätten. „Die war extra so für sie angefertigt worden, dass sie das Boot alleine fahren konnten“, erklärt Kay Mohr.
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In jüngster Zeit ließ sich seine Mutter eher von einem erfahrenen Schiffskapitän fahren, erzählt der Sohn. Das sei auch für den vergangenen Sommer mit Familie und Freunden geplant gewesen. Daraus wurde dann nichts. Für seine Mutter sei regelrecht ein kleiner Lebenstraum zerplatzt worden, ärgert sich der Sohn. Da hingen so viele Gedanken und Geschichten mit dem Boot zusammen, die seine Eltern verbanden.
Yacht in Neustadt war der Traum von „Bananen Willi“
Die Yacht sei der Lebenstraum ihres verstorbenen Mannes Wilhelm gewesen, hatte Hella Mohr im Sommer nach dem Anschlag gesagt. „Ich habe noch nie jemandem etwas Böses getan, kann einfach nicht begreifen, warum Menschen so etwas tun und blind das Eigentum von anderen Menschen zerstören“, sagte die Pinnebergerin damals. „Das lässt mich nicht zur Ruhe kommen.“
Die 86-Jährige ist die Witwe von Wilhelm Mohr, der in Bilsen einen Handel mit Waren aus Versicherungsschäden aufgebaut hat. Das Familienunternehmen blickt eigenen Angaben zufolge auf eine 60-jährige Firmengeschichte zurück.
Letzte Generation gelangte von Land aus auf die Yacht
Seit Mitte der 1920er-Jahre besitzt die Familie Mohr eines der ältesten Häuser des Dorfes Bilsen. Wilhelm und Hella Mohr haben nach ihrer Hochzeit den Betrieb übernommen, konzentrierten sich erst auf Landwirtschaft, bauten Gurken und Kartoffeln an. Zudem hatten sie Schweine, die Wilhelm Mohr damals mit Bananen fütterte, was ihm den Spitznamen „Bananen Willi“ eingebracht hat. Erst in den 70er-Jahren sei der Handel mit Versicherungsware entstanden.
Die Yacht der Familie als schwimmenden Ausdruck des daraus resultierenden Wohlstands hatten Aktivisten der Letzten Generation im Juni attackiert. Von Land aus gelangten die Störer auf die Yacht, Helfer filmten aus einem Schlauchboot vom Wasser. Duie Aktivisten klebten sich an die Reling, beschmierten die „Lady M“ mit oranger Farbe aus umgebauten Feuerlöschern und rollten Transparente aus.
Marina in Neustadt ist der größte private Yachthafen an der deutschen Ostsee
Neben der Yacht der Pinnebergerin wurde noch eine weitere Luxusyacht im Ancora Marina Yachthafen in Neustadt mit oranger Farbe besprüht. Auch das Wasser färbten die Aktivisten mit Uranin Grün. Zudem spannten sie auf den beiden Booten Banner mit den Worten „Euer Luxus = unser Ernteausfall“ sowie „Für wen machen Sie Politik, Herr Scholz?“.
Insgesamt seien nach der Attacke die Personalien von acht Beteiligten aufgenommen worden. Sie werden sich in einem Verfahren wegen des Verdachts der Sachbeschädigung, der Wasserverunreinigung und des Hausfriedensbruchs verantworten müssen.
Dass der Yachthafen von Neustadt überhaupt ins Visier der Aktivisten geriet, sei deren Aussagen nach kein Zufall. Der Ancora Marina Yachthafen ist mit 1440 Liegeplätzen der größte private Yachthafen an der Ostsee. Laut Klimaaktivisten produziere eine Superyacht mehr CO2 als 600 durchschnittliche Bürger in Deutschland.