Kreis Pinneberg. Nach wilhelm.tel und heimischen Stadtwerken will nun auch der größte Breitbandversorger des Landes in die Region einsteigen.

Immer schneller, immer größer – der Datenhunger wächst auch im Kreis Pinneberg überproportional. Dabei teilen sich im Wesentlichen drei große Versorger die Kunden im Glasfasernetz. Wer bringt ultraschnelles Internet und digitale Zukunft ins Haus?

Vom benachbarten Norderstedt holen sich mittlerweile etwa 28.000 Haushalte, also knapp jeder Fünfte im Kreis Pinneberg, über infrarote Lichtwellen das Signal für Fernsehen, Telefon und Internet. Die Technik und das Personal liefert das Unternehmen wilhelm.tel, das über die Stadtwerke wiederum im Besitz der Stadt Norderstedt ist.

Stadtwerke Barmstedt sind nicht nur im Norden des Kreises groß dabei

Von Barmstedt aus sind es ebenfalls die Stadtwerke, die den Norden der Region dominieren und jetzt sogar Bad Bramstedt anschließen wollen. Das gesamte Glasfasernetz der Stadtwerke Barmstedt erfasst 9500 Kunden und beläuft sich auf rund 480 Kilometer Trasse – das entspricht der schnellsten Strecke mit dem Auto von Dresden nach Wien.

In Wedel wiederum verlegen jetzt die Stadtwerke mit wachsendem Impuls die Glasfaser. Und auch Elmshorn geht mit dem Glasfaserausbau weitgehend eigenständige Pfade.

Stadtwerke Neumünster wollen sich in Uetersen etablieren

Während die anderen großen Stadtwerke Pinneberg und Quickborn (tel.quick mit 70 Prozent Anschlussquote, 19,5 Millionen Investition bis Ende 2022) sowie die Gemeindewerke Halstenbek (67 Prozent Anschlussquote, 90 Kilometer Transportnetz und zwölf Millionen Euro Invest) und auch der Zweckverband Breitband Marsch und Geest (18 Gemeinden mit teilweise über 90 Prozent Anschlussquote, gut 6000 Kunden) wiederum auf Kooperationen mit wilhelm.tel setzen, will Uetersen ganz neue Wege gehen. Die Politiker der Rosenstadt haben die Stadtwerke Neumünster beauftragt, in der Rosenstadt den Sprung ins digitale Zeitalter zu verwirklichen.

Matthias Ballweg von den Stadtwerken Neumünster managt die Kampagne für den Glasfaserausbau der Stadt Uetersen.
Matthias Ballweg von den Stadtwerken Neumünster managt die Kampagne für den Glasfaserausbau der Stadt Uetersen. © Björn Latendorf/SWN | Björn Latendorf/SWN

Doch so einfach ist es gar nicht, Kunden davon zu überzeugen, sich Glasfaser ins Haus legen zu lassen. Davon kann Matthias Ballweg, Kampagnenmanager der Stadtwerke Neumünster, ein Lied singen. Noch bis 19. Dezember hat er Zeit, genügend Kunden zu überzeugen. Bei knapp 10.000 Wohneinheiten sollte jede Vierte am Start mit dabei sein. Geplante Investition: 17,3 Millionen Euro.

Uetersen will nicht wieder wie 1844 bei der Bahn den Anschluss verlieren

„Wir wollen nicht wieder den Anschluss verlieren“, betonte Ratsherr Thomas Manske (SPD) jüngst bei einem Pressegespräch mit Bürgermeister Dirk Woschei und Vertretern aller Fraktionen im Rathaus. Damit spielt der Sozialdemokrat darauf an, dass vor allem Fuhrunternehmer Mitte des 19. Jahrhunderts den Anschluss Uetersens an die Eisenbahnlinie Altona-Kiel verhinderten. Stattdessen entwickelte sich Tornesch.

Uetersens Kampagnenmanager Ballweg ist überzeugt, das Mindestquorum von 25 Prozent der Haushalte zu erreichen. Zwei Drittel davon sei bereits erledigt. Seit Anfang Mai wird für das Projekt geworben. Ballweg: „Erfahrungsgemäß entscheiden sich am Ende noch ganz viele dafür.“ Noch sei der Anschluss kostenlos. Später müssten dafür 990 Euro bezahlt werden.

In Uetersens lukrativen Gegenden trommeln auch große Mitbewerber

Uetersens Stadtoberen ist wichtig, ein Angebot für die ganze Stadt vorzuhalten und nicht nur für die lukrativen Bereiche wie der Innenstadt sowie den Mehrfamilienhausgegenden. Das Problem: Gerade in den wirtschaftlich interessantesten Gegenden trommeln auch Mitbewerber wie die Telekom.

Mit den Stadtwerken Neumünster will sich das nach eigenen Angaben „Unternehmen mit dem größten Glasfasernetz in Schleswig-Holstein“ im Kreis Pinneberg etablieren. Von der zentralen Stadt des Bundeslandes wird die Region Molfsee bis zur Ostsee versorgt. Richtung Westen sind die Neumünsteraner in den Landkreisen Dithmarschen und Steinburg sehr gut vernetzt. Von Glückstadt aus könnte dann der Sprung über die Krückau in den Kreis Pinneberg folgen.

wilhelm.tel startete in Rellingen die erste Kooperation

Derweil knüpft auch das starke Unternehmen wilhelm.tel sein Netz stärker in der Region. Da gemeinsam mit der Baugenossenschaft Adlershorst zahlreiche Mehrfamilienhäuser angeschlossen sind, kommt Norderstedter Technik bis mitten in die Städte Wedel, Elmshorn und Tornesch.

Nach dem ersten Spatenstich für die Glasfaser in Rellingen 2013: Mit dabei der damalige wilhelm.tel-Geschäftsführer Theo Weirich (l.), der heutige Geschäftsführer Kommunikation Arne Mietzner (2. v. r.) und die damalige Bürgermeisterin Anja Radtke.
Nach dem ersten Spatenstich für die Glasfaser in Rellingen 2013: Mit dabei der damalige wilhelm.tel-Geschäftsführer Theo Weirich (l.), der heutige Geschäftsführer Kommunikation Arne Mietzner (2. v. r.) und die damalige Bürgermeisterin Anja Radtke. © wilhelm.tel | wilhelm.tel

Vor zehn Jahren nutzte wilhelm.tel gemeinsam mit der Gemeinde Rellingen das erste große Förderprogramm für Glasfasertechnik im Land. Tangstedt und viele andere folgten. Tornesch ist aktuell ein Zielgebiet. Arne Mietzner, Geschäftsführer Kommunikation für die Norderstedter Glasfaserexperten von wilhelm.tel betont: „Im Interesse der Haushalte setzen wir uns für einen diskriminierungsfreien Netzzugang ein. Zu diesem Zweck erschließen wir in langfristig angelegten Partnerschaften auch die Gebiete, in denen unsere eigene Kundenquote nicht sofort erreicht wird und stellen sicher, dass allen Bürgerinnen und Bürgern die Vorteile eines Glasfaseranschlusses zugutekommen.“

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Langfristig kommt am Glasfaser mit der Lichtwellentechnik ohnehin niemand vorbei. Denn die Datenmengen, die wir uns täglich ins Haus holen, wachsen und wachsen. Für den Weiterverkauf und fürs Vermieten ist Glasfaser längst ein geforderter Standard.