Quickborn/Ellerau. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen informierte sich in Quickborn und Ellerau über Pläne des US-Konzerns Hillwood.
Generalstabsmäßig hatte die Quickborner Verwaltung diesen Besuch von Verkehrsmister Claus Ruhe Madsen in Quickborn und Ellerau geplant. Gleich mehrere neuralgische Verkehrsprobleme sollten vor Ort mit ihm besprochen werden. Allen voran die geplante und umstrittene und von vielen Anwohnern und Parteien in beiden Orten abgelehnte Ansiedlung des US-Konzerns Hillwood am AKN-Bahnhof Tanneneck, dessen fünf Hektar großen Hallenbauten für Logistik mit bis zu 1600 Lkw-Fahrten am Tag vom Kreis Segeberg genehmigt worden sind.
Land, AKN und Stadt Quickborn wurden vom Kreis Segeberg nicht angehört
Ebenso wie die Stadt Quickborn und die AKN sei auch das Land Schleswig-Holstein und sein Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr dazu vorher nicht angehört worden, sagte Minister Madsen. Obwohl der gesamte Schwerlastverkehr zur Autobahnauffahrt Quickborn über die Landesstraße 76 (Bahnstraße/Friedrichsgaber Straße) abgewickelt werden soll.
„Wenn man uns fragt, würden wir zu einer fachlichen Entscheidung kommen, dass dieser zusätzliche Lkw-Verkehr schwierig wäre“, sagte Madsen nach dem 90-minütigen Vor-Ort-Besuch. Die Zufahrtsstraßen seien schon heute stark belastet und hätten „das Maximum ihrer Kapazität erreicht“ – ohne den Hillwood-Verkehr.
Minister sprach vom prägenden Eindruck, der quer über die Straße laufenden Kinder
Einen „prägenden Eindruck“ hinterließ bei Minister Madsen auch das ohnehin noch ungelöste Verkehrsproblem an diesem AKN-Bahnhof Tanneneck für die Schülerinnen und Schüler, die hier morgens und mittags die Bahnstraße überqueren, um zum Bahnsteig oder zur Grundschule nach Ellerau zu gelangen. Madsen wurde unmittelbarer Augenzeuge, wie die Kinder und Jugendlichen ohne Ampel oder einen Zebrastreifen mutig quer über die stark befahrene Bahnstraße gelangten. „Da hält man ja den Atem an und hofft, dass sie da auch heil rüberkommen“, erkannte Madsen, wie gefährlich hier bereits heute der Schulweg für die Kinder sei, gerade wenn es dunkel oder viel Verkehr da sei.
Diese Gefahr hatten alle Beteiligten von Land, AKN und den Kommunen schon nach einem vorherigen Besuch seines Amtsvorgängers Bernd Buchholz vor genau sechs Jahren erkannt und eine neue Überquerung mit Ampel geplant, die eigentlich im kommenden Jahr 2024 errichtet werden sollte, wie Quickborns Fachbereichsleiter Felix Thermann sagte. Doch die drohende Ansiedlung des Logistik-Konzerns Hillwood machte diese bereits fix und fertige Planung zunichte und müsste nun umgeplant werden. „Sie liegt zurzeit auf Eis“, sagte Minister Madsen.
Alle zuständigen Mitarbeiter der Quickborner Verwaltung waren vor Ort
Es sei denn, das Hillwood-Projekt kann noch gestoppt werden, was im Interesse fast aller Anwohner und der Stadt Quickborn sei, die dies unbedingt verhindern möchte, wie Bürgermeister Thomas Beckmann betonte.
Der Verwaltungschef hatte den Ministerbesuch hervorragend organisiert, wie dieser selbst sagte. Alle zuständigen Mitarbeitenden aus dem Rathaus hatte der Verwaltungschef aufgeboten, den AKN-Geschäftsführer Matthias Meyer dazu gebeten und extra einen großen Bus der VHH gechartert, um die Verkehrsprobleme schnell und trockenen Fußes anzusteuern.
Pläne, Filme über den Stau und Live-Bilder per Drohne aus der Luft
Neueste Planzeichnungen, Filme vom morgendlichen und abendlichen Stauverkehr auf der Bahnstraße und sogar Luftbilder, die live mit einer fliegenden Drohne auf Bildschirmen gezeigt wurden, konnte er dem Verkehrsminister präsentieren.
Quickborns Bürgervorsteherin und FDP-Landtagsabgeordnete Annabell Krämer, die Minister Madsen nach Quickborn gelotst hatte, lud zusätzlich ihren CDU-Landtagskollegen Ole Plambeck aus Henstedt-Ulzburg ein, dessen Wahlkreis auf der anderen Seite der Bahnstraße in Ellerau beginnt. 2000 Menschen aus Quickborn und Ellerau hätten bereits eine Online-Petition unterzeichnet, die die Hillwood-Ansiedlung zu Fall bringen soll, sagte Krämer.
Beide Abgeordneten aus Quickborn und Ulzburg lehnen den Lkw-Verkehr ab
Auch der Abgeordnete Plambeck hält das Hillwood-Projekt für zu überdimensioniert an dieser Stelle. Es sei zwar gut, dass diese Industriebrache zwischen dem Buchenweg und der Werner-von-Siemens-Straße und der Bahnstraße nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder bebaut und belebt werden solle. „Aber der geplante zusätzliche Lkw-Verkehr passt hier nicht rein“, sagte Plambeck. „Dafür ist die Bahnstraße heute schon zu überlastet.“
Der größte Fehler sei gewesen, dass der Kreis Segeberg vor seiner erteilten Baugenehmigung im Februar 2023 kein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben hat, kritisierte der CDU-Abgeordnete.
Quickborn setzt darauf, dass das Innenministerium die Baugenehmigung kassiert
Minister Madsen zeigte sich beeindruckt, wie einig sich die Politiker und Verantwortlichen verschiedener Parteien vor Ort in dieser Frage seien. Auch wenn er nicht genau wüsste, wie diese Ansiedlung des US-Logistik-Konzerns noch verhindert werden könnte. Dazu gab Quickborns Rechtsamtsleiter Alp Kor den Hinweis, dass das Innenministerium in Kiel „die Baugenehmigung aus Bad Segeberg kassieren“ könnte, wenn es sich die gesamte Verkehrssituation in Gänze betrachte. Die dafür benötigten Unterlagen habe Quickborn ans Innenministerium nach Kiel geschickt und eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen den Kreis Segeberg in dieser Sache Anfang Dezember eingereicht.
Dazu hielt sich Minister Madsen kommentierend zurück. Das sei nicht sein Ressort. Er sei aber nun froh, dass er sich dank der Einladung von Annabell Krämer ein umfassendes Bild von der Verkehrssituation in Quickborn und Ellerau habe machen können, was er bisher nur aus den Akten und den offiziellen Anfragen der FDP-Abgeordneten ans Verkehrsministerium kannte.
Bürgermeister Beckmann sprach auch den höhengleichen Bahnübergang an
Quickborns Bürgermeister Beckmann nutzte die Gelegenheit, den Minister noch auf ein weiteres Verkehrsproblem aufmerksam zu machen. Der höhengleiche Bahnübergang am Bahnhof Ellerau (Bahnstraße/Berliner Damm) würde nach dem S-Bahn-Ausbau, der nun bis Ende 2028 erfolgen soll, einen zusätzlichen Engpass für den Pendlerverkehr auf der Bahnstraße verursachen. Das könnte mittels einer Unterführung des Schienenverkehrs unter die Straße gelöst werden, ähnlich wie dies in Henstedt-Ulzburg an der Kadener-Chaussee der Fall sei, oder wie es in Norderstedt in der Oadby-and-Wigston Straße mit einer Unterführung der Straße gelöst wurde.
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Dazu mochte sich Minister Madsen nicht festlegen und verwies lieber auf die langwierigen Entscheidungsprozesse gerade bei der Elektrifizierung der AKN-Strecke zur künftigen S-Bahn-5. Er könnte höchstens eine „Empfehlung an den Nachfolger meines Amtsnachfolgers abgeben“, sagte Madsen nicht ganz ernst gemeint, der schon oft die langen Abwägungsprozesse bei Straßen- und Schienenbauprojekte hierzulande in Bezug auf die A20 oder den drei- bis viergleisigen Ausbaus der Bahnstecke zwischen Pinneberg und Elmshorn kritisiert hat.