Hamburg. Überforderte Hobby-Züchterin verständigt die Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg. Darum wird die Rettungstat nun große Auswirkungen haben.

Meerschweinchen werden laut Homepage des Tierheimes in Elmshorn im Kreis Pinneberg aktuell nicht vermittelt. Das dürfte jedoch eher eine zufällige Ausnahme sein – und könnte sich zeitnah ändern. Auch andernorts in der Region. Denn zuletzt hatte es einen Großeinsatz für die Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg (MNH) gegeben. Über 600 Schweinchen mussten gerettet und kurzfristig untergebracht werden. „Dieser Notfall wird uns alle noch viele Monate lang beschäftigen“, erwartet Gabi Busch, Vorsitzende der MNH.

Was war passiert? Zwei Tage vor Heiligabend nahm eine Hobby-Meerschweinchenzüchterin aus dem Wesermarschland Kontakt mit der MNH auf und schilderte ihre verzweifelte Situation. Ihre Schweinchen lebten ursprünglich in Außenhaltung, wurden aber wegen eines Rattenproblems in eine Wohnung geholt. Und da begann das Chaos. Die Böcke büxten zu den Weibchen aus - und so wurden es schnell mehr und mehr Schweinchen.

Meerschweinchen: Ordnungsamt ordnet Rettung von über 600 Tieren an

Nachdem sich Nachbarn beschwert hatten, ordnete das Ordnungsamt an, die Tiere aus der Wohnung zu entfernen. „Dort sah es aus wie in einem Bällebad“, beschreibt Juliane Eisenbarth (MNH) die Situation. Weil kein Tierheim für die Aufnahme der 611 Meerschweinchen verpflichtet war, wären, so die MNH-Vorsitzende Busch, „die Schweinchen getötet worden und als Futter verwendet oder kremiert worden.“

Dieses Meerschweinchen-Trio wird jetzt in einer Hamburger Pflegestelle betreut. Foto: Meerschweinchen-Nothilfe-Hamburg
Dieses Meerschweinchen-Trio wird jetzt in einer Hamburger Pflegestelle betreut. Foto: Meerschweinchen-Nothilfe-Hamburg © Olaf Zimmermann | Olaf Zimmermann

Doch dank des großen ehrenamtlichen Einsatzes vieler Helfer konnten die Tiere diesem Schicksal entgehen. Allein 130 Böckchen und 138 Weibchen wurden von Ramona Muhle in Oldenburg untergebracht, 183 Schweinchen gingen an die Meerschweinchenhilfe Poll in Köln und die Meerschweinchenhilfe Köln Pulheim, 83 an den Tierschutzverein Ostfriesland und Ammerland, 16 ins Franziskus-Tierheim in Hamburg. „Wir konnten 67 Meerschweinchen unterbringen, aus denen in den nächsten Tagen und Wochen noch mehr werden“, sagt die MNH-Vorsitzende Gabi Busch.

Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg ist in der gesamten Metropolregion aktiv

Die Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg ist in der gesamten Metropolregion Hamburg aktiv. Ihre 67 aus der Wesermarsch geretteten Tiere kamen zu Pflegestellen in Harburg, Wilstorf, Ahrensburg, Großhansdorf, Bramfeld, Hamm und Mitte. Die Pflegestelle Elmshorn konnte keine zusätzlichen Schweinchen aufnehmen, in Norderstedt gibt es derzeit keine Pflegestelle.

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Für die Nothilfe bedeutet die Versorgung der geretteten Meerschweinchen eine große Belastung. Die meisten Weibchen sind trächtig, die Zahl der Schweinchen wird zunehmen. Alle Böckchen müssen noch kastriert werden. Ein Eingriff, der beim Tierarzt jeweils um die 100 Euro kostet. Und für die Versorgung eines Meerschweinchens mit Frischfutter kommen im Winter pro Monat schnell zwischen 30 und 50 Euro zusammen.

Meerschweinchen können erst ab März vermittelt werden

Ab März können die 67 Meerschweinchen abgegeben werden. Warum nicht eher? Bei den Weibchen wird erst einmal abgewartet, ob sie trächtig sind. Böckchen werden erst sechs Wochen nach einer Kastration vermittelt. Interessenten, die gern Schweinchen aufnehmen möchten, finden auf der Homepage der Nothilfe weitere Informationen.

Gabi Busch: „Meerschweinchen sind Fluchttiere und für kleine Kinder völlig ungeeignet. Sie beschäftigen sich miteinander, weniger mit uns.“ Was benötigt die Meerschweinchen-Nothilfe derzeit besonders dringend? „Es ist wie überall im Tierschutz: Spenden! Denn wir erhalten keinerlei staatliche Unterstützung“, sagt die MNH-Vorsitzende. Auch weitere Pflegestellen werden dringend gesucht.

Informationen und Kontakt:

www.meerschweinchen-nothilfe-hamburg.de

Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg e.V.
Stiftstraße 70
20099 Hamburg
Notfalltelefon: 040/28 05 15 40
(Täglich 11 bis 24 Uhr)