Hamburg/Elmshorn/Norderstedt/Stormarn. Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg sucht Unterstützer in den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Stormarn. Wie Tierfreunde helfen können.
In der Andenregion gelten sie als schmackhafte Delikatesse, hierzulande zählen sie nach Katzen und Hunden zu den beliebtesten Haustieren: Meerschweinchen. Die kleinen Nager mit den schönen Knopfaugen sollen anspruchslos, einfach zu halten und ideal für Kinder sein. Doch das stimmt nicht, weiß Gabi Busch, Vorsitzende der Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg: „Die Tiere haben große Ansprüche an Platzbedarf, Ernährung und Aufmerksamkeit des Halters.“ Doch die Realität sieht anders aus: Viele Meerschweinchen werden nicht artgerecht gehalten.
Vor acht Jahren, am 15. Oktober 2015, wurde der Verein Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg von sieben Freunden gegründet, die alle bereits in kleinem Rahmen Meerschweinchen aufgenommen hatten. „Ich bin Gründungsmitglied und hatte die Idee dazu“, erzählt Vereinschefin Gabi Busch. Im Laufe der Zeit ist die Mitgliederzahl auf rund 50 gestiegen, aktuell aber rückläufig. „Wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten“, vermutet Gabi Busch, „an Vereinsmitgliedschaften wird leider oft zuerst gespart.“ Die Meerschweinchen-Nothilfe ist auch in den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Stormarn aktiv.
Meerschweinchen-Nothilfe ist 365 Tage im Jahr erreichbar
Warum überhaupt die Vereinsgründung? „Ein Verein gibt die Möglichkeit, seriöser zu helfen, Kompetenzen zu bündeln, durch die Gemeinnützigkeit Spenden zu generieren, aus der Illegalität der privaten Tierschutzprojekte herauszukommen, mehr Tieren zu helfen und für die Tiere bessere Vermittlungschancen zu schaffen.“
Bei der Meerschweinchen-Nothilfe bekommen Meerschweinchen-Halter und alle, die mit dem Gedanken spielen, sich solche Schweinchen anzuschaffen, umfangreiche Informationen: per Telefon, über die Vereins-Homepage, per Mail, WhatsApp, Facebook, Instagram, auf Tierschutzveranstaltungen und auf Wunsch auch bei sich zu Hause. Außerdem gibt es eine professionelle Urlaubsbetreuung sowie Dauerpflegeplätze für alte, kranke und unvermittelte Tiere. Gabi Busch und ihr Mann Robert koordinieren auch das „Notfall-Team“. „Wir sind 365 Tage im Jahr, auch sonn- und feiertags, von elf Uhr bis Mitternacht erreichbar.“
Pflegestelle in Norderstedt musste Tätigkeit aus privaten Gründen einstellen
Wer ein Tier abgeben möchte oder muss oder ein Schweinchen gefunden hat, ist bei der Meerschweinchen-Nothilfe richtig. Ihr Einsatzgebiet umfasst die Metropolregion Hamburg. Nördlich von Hamburg unterhält die Nothilfe zehn aktive Pflegestellen, darunter eine in Elmshorn und eine in Stormarn, sowie sechs Urlaubspflegestellen und zwei reine „Hospize“. „Leider“, so die Vereinschefin, „musste unsere größte Pflegestelle in Norderstedt aus privaten Gründen ihre Tätigkeit einstellen, dennoch nehmen wir auch aus diesem Bereich Tiere auf.“
Ein Beispiel für die Arbeit des Vereins: Als Mucky Eberzahn bei der Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg abgegeben wurde, war er schwer krank. Ein Schneidezahn war ihm durch die Wange gewachsen, seine Halter hatten davon nichts bemerkt. In einer schwierigen Operation rettete Vereins-Tierärztin Dr. Eva Tutlies Mucky das Leben. Er hat jetzt zwar nur noch drei Schneidezähne, ist aber völlig geheilt.
Zur Zeit kümmert sich die Nothilfe um rund 300 Meerschweinchen, darunter auch viele Dauerpflegeschweinchen.
Meerschweinchen-Nothilfe vermittelte im vergangenen Jahr 900 Tiere
Weitere Pflegestellen werden dringend gesucht. Die Aufgabe ist anspruchsvoll. Interessenten müssen mindestens 18 Jahre alt und teamfähig sein, über entsprechende Kenntnisse und ein finanzielles Polster verfügen, denn der Verein trägt nur Teile der anfallenden Kosten. Gabi Busch: „Alles das wird im Vorwege auch überprüft. Außerdem wird die neue Pflegestelle durch einen erfahrenen Mentor begleitet und unterstützt.“
Die Nothilfe vermittelt auch Meerschweinchen in ein neues Zuhause. Seit 2016 im Durchschnitt 500 Tiere im Jahr, im vergangenen Jahr waren es sogar 900 Schweinchen.
Meerschweinchen werden gegen eine Schutzgebühr abgegeben
Kann man einfach anrufen und sagen „Ich möchte gern ein Meerschweinchen haben?“ „Ganz so einfach ist das nicht, denn wir sind ja kein Tierheim, in dem man einfach so vorbeikommen kann“, sagt Gabi Busch. „In der Regel nehmen die Interessenten über die Vereins-Homepage Kontakt zu uns auf.
Alle Schweinchen sind mit Fotos auf der Homepage zu sehen, es gibt zu jedem Tier einen Email- und einen WhatsApp-Button zur Kontaktaufnahme.“ Die vermittelten Meerschweinchen werden gechipt, beim Haustierregister TASSO angemeldet und gegen eine Schutzgebühr (Weibchen 50 Euro, kastrierte Männchen 80 Euro) abgegeben.
Verein ist dringend auf Spenden angewiesen
Was benötigt die Meerschweinchen-Nothilfe derzeit besonders dringend? Vereinschefin Busch: „Es ist wie überall im Tierschutz: Spenden! Denn wir erhalten keinerlei staatliche Unterstützung.“
Das Problem: Die Spendenbereitschaft ist spürbar zurückgegangen, die Kosten für tierärztliche Versorgung sowie für die Verpflegung sind jedoch massiv gestiegen. „Pro Tier kommen im Winter pro Monat leicht 30 bis 50 Euro alleine für das Frischfutter zusammen und das, obwohl wir in größeren Mengen einkaufen“, beschreibt Gabi Busch. „Das belastet unseren kleinen Verein und die Pflegestellen sehr.“
Meerschweinchen können besser hören als Menschen
Die europäischen Hausmeerschweinchen werden zwischen 20 und 40 cm groß, sind zwischen 700 und 1500 Gramm schwer und haben eine Lebenserwartung von sechs bis acht Jahren. Die Tiere können besser hören als Menschen, verfügen über einen ausgeprägten Geruchssinn und nutzen ihre Schnurrhaare zum Tasten.
Meerschweinchen sind Rudeltiere, deswegen dürfen sie nie allein gehalten werden. Ihr natürliche Nahrung besteht aus Gräsern, Wildkräutern und Laub von Bäumen und Büschen. Ersatzweise können Gemüsegrün, alle Salate und blättriges Kohlgemüse gefüttert werden.
Handelsübliche Käfige sind in der Regel zu klein
Eine Haltung in der Wohnung in (selbst gebauten) Gehegen ist möglich, handelsübliche Käfige sind zu klein. Meerschweinchen können auch ganzjährig in einem nach allen sechs Seiten gut gesicherten Außengehege (mindestens vier Tiere) leben.
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Wie groß ist der Aufwand mit füttern und Käfig reinigen? „Zwei- bis dreimal täglich Heu und Frischfutter füttern, mindestens täglich Futterreste und Kot- und Urinnester entfernen, mindestens wöchentlich Gesundheitscheck und Grundreinigung des Geheges“, erläutert Gabi Busch. „Meerschweinchen sind Fluchttiere und für kleine Kinder völlig ungeeignet. Sie beschäftigen sich miteinander, weniger mit uns.“
So erreichen Interessierte die Meerschweinchen-Nothilfe
Kontakt: Meerschweinchen-Nothilfe Hamburg e.V., Stiftstraße 70, 20099 Hamburg. Notfalltelefon: 040/28 05 15 40 (Täglich 11 bis 24 Uhr), www.meerschweinchen-nothilfe-hamburg.de, Mail: webmaster@meerschweinchen-nothilfe-hamburg.de, WhatsApp-Kontakt zum Notfallteam: +49 179 4669999 (Keine Anrufe, keine Sprachnachricht)