Elmshorn. Architekt stellt neuesten Entwurf für 51-Millionen-Euro-Neubau vor. Was auf dem Dach geplant ist und was das extra kostet.

Es wird ganz schön monumental, erinnert in seiner Formensprache an Architektur der späten 1930er-Jahre. Es soll aber auch ganz schön ökologisch werden. Die Rede ist von Elmshorns neuem Rathaus. Nachdem das Stadtverordnetenkollegium am 17. Juni den Vorentwurf abgesegnet hatte, beschäftigte sich der Stadtumbauausschuss jetzt mit dem aktuellen Entwurf und der Haustechnik.

Architekt Malte Kniemeyer-Bonnet vom Büro Winking Froh Architekten geht auf die Außenfassaden ein, auf die wettergeschützten Arkaden, die Eingangsbereiche, den Raumbedarf im Inneren sowie die Größe der langgestreckten Halle im Foyer. Auch das im Vorentwurf enthaltene Aluminium-Dach stellt er vor. Und regt an: Möglich sei, auf dem gedämmten Dach eine Photovoltaikanlage aufzustellen und den Rest des Dachs zu begrünen. Denn ein Gründach biete einen Schallschutz, reinige die Luft und trage zur Verbesserung des Kleinklimas in diesem Bereich bei, es biete Insekten Lebensraum und entlaste bei Starkregen die Kanalisation. Im Winter verbessere ein Gründach die Wärmedämmung, im Sommer schirme es Hitze ab und wirke also wie eine natürliche Klimaanlage.

Elmshorns neues Rathaus soll CO2-neutral sein

Apropos Klimaanlage: Zur CO2-neutralen Erwärmung und Kühlung des Gebäudes sind Wärmepumpen vorgesehen. Der Großteil soll in die Gründungspfähle des Neubaus integriert, weitere Kapazitäten mithilfe von Luft-Wärme-Pumpen auf dem Dach geschaffen werden. CO2-neutral ließe sich auch der Energiebedarf der Pumpen decken: der Strom käme aus den Photovoltaikanlagen des Rathauses.

Für die Sitzung des Ausschusses für Stadtumbau am 18. November wird nun eine Beschlussvorlage zum Entwurf mit allen notwendigen Unterlagen vorbereitet. Abschließend soll dann das Stadtverordnetenkollegium am 2. Dezember den Entwurf beschließen.

Begrüntes Dach kostet extra

Es brauchte viele Jahre, um von der Entscheidung für den Neubau eines Rathauses im Dezember 2012 bis zu einem Vorentwurf zu kommen. Der Rathaus-Neubau ist ein zentrales Puzzleteil im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen. Das umfasst den Buttermarkt mit der Markthalle, das Haus der Technik, und es zieht eine Änderung der Straßenführung nach sich. Der Rathauskomplex an der Schauenburgerstraße wurde in den vergangenen Jahren immer größer und damit auch immer teurer. Das aktuelle Preisschild weist 51,4 Millionen Euro an Baukosten aus. Die extensive Begrünung des Daches in Höhe von 200.000 Euro ist darin nicht enthalten.

Neben dem Stadtumbau ist der Bahnhofsumbau das zweite große Mammutprojekt, das die Krückaustadt in den kommenden Jahren stemmen möchte. Elmshorn ist ein leistungsfähiges Mittelzentrum in der Metropolregion, der Bahnhof Elmshorn wird täglich von rund 20.000 Ein- und Aussteigern frequentiert. Als – was die Passagierzahlen angeht – drittgrößter Bahnhof in Schleswig-Holstein ist er nicht nur für die Stadt selbst und ihr Umland, sondern auch überregional als Umsteigebahnhof im Personenverkehr von großer Bedeutung. Doch der Bau wirkt alt, in weiten Teilen sogar her­untergekommen und längst nicht mehr zeitgemäß. Aufgrund der enormen funktionalen Schwächen wurde der Bahnhof und sein Umfeld im Jahre 2008 zum Sanierungsgebiet erklärt. Und von der Polizei wird er aktuell sogar als gefährlicher Ort eingestuft.

So soll auch Elmshorns Bahnhof aufgewertet werden

Doch erst jetzt ist ein städtebaulicher Rahmenplan „Bahnhof/Bahnhofsumfeld“ aufgestellt und der Öffentlichkeit präsentiert worden, der als Grundlage für alle weiteren Planungen dienen soll. Als Leitziele wurden folgende Aspekte benannt: Ausbau und Stärkung der innerstädtischen Wegebeziehungen, Herstellung einer leistungsfähigen Verkehrsführung, die gestalterische Aufwertung des Bahnhofareals, Priorisierung des Umweltverbundes, die Stärkung einer heterogenen Nutzungsstruktur, die Optimierung des ruhenden Verkehrs sowie die Entwicklung eines klimaneutralen Bahnhofkomplexes. Das bedeutet unter anderem eine Verknüpfung des Bahnhofs mit dem südlichen Stadtraum sowie eine direkte Anbindung des Areals an die innerstädtischen Grün- und Freiräume. Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) wird größer und dichter an den Bahnhof verlegt, die Bushaltestellen werden überdacht. Die Aufenthaltsqualität der Bahnhofsvorplätze und der Mühlenstraße soll aufgewertet werden. Größere Fahrradgaragen, mehr Fahrradabstellmöglichkeiten sowie Park-and-ride-Parkplätze und Kiss-and-ride-Spuren (fürs schnelle Aussteigen inklusive Abschiedskuss) sollen geschaffen werden. Und vor allem: die Entwicklung eines klimaneutralen Energiekonzepts für das gesamte Areal.

Die groben Ziele wurde von Planern in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtentwicklung und Umwelt, dem Flächenmanagement sowie anderen Fachämtern erarbeitet und mit den Projektpartnern wie den Vertretern der Deutschen Bahn und Vertretern des Landes abgestimmt. Der Plan ist Bestandteil des Maßnahmenplans „Stadtumbau-West“ und wird aus dem Treuhandvermögen finanziert.

Entscheidung über Blutbuche und Berliner Straße vertagt

Was den möglichen Abriss der Häuser Berliner Straße 18 und 20 sowie die Blutbuche betrifft, der die Fällung droht (wir berichteten), ist der Stadtumbauausschuss nicht weitergekommen. Die Politiker vertagten die Beschlussfassung über die für den weiteren Fortschritt des Stadtumbaus relevanten Tagesordnungspunkte erneut. Nächster Sitzungstermin dazu im Kollegiumssaal des Rathauses ist der 2. November.

Nicht nur in Teilen der Politik, auch bei Bürgern ist der Wunsch groß, die Buche zu erhalten und dafür die Planungen anzupassen. Gleiches gilt für die Häuser an der Berliner Straße. Es besteht noch viel Diskussionsbedarf.