Kreis Pinneberg. In Schenefeld, Wedel und Kummerfeld richten Brände große Schäden an. Mehr Verletzte durch Feuerwerk, mehr Polizeieinsätze Die Bilanz.
Der Jahreswechsel – er war im Kreis Pinneberg für die Einsatzkräfte arbeitsreich wie lange nicht mehr. Die Feuerwehren verzeichneten 47 Einsätze, darunter drei Großbrände in Schenefeld, Kummerfeld und Wedel. Die Polizisten waren 180 Mal vor Ort, das Gros der Einsätze betraf Sprengungen durch Böller, Körperverletzungen sowie Brandermittlungen.
Wenige Minuten vor dem Jahreswechsel endeten die Silvesterfeierlichkeiten für die Mitglieder der Feuerwehr Schenefeld. Sie rückten um 23.50 Uhr zu einem Großbrand an die Straße Krähenhorst aus. In dem betroffenen Mehrfamilienhaus war auf einem Balkon im dritten Obergeschoss ein Feuer ausgebrochen, das schnell auf die Wohnung übergriff.
Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Schenefeld – 300.000 Euro Schaden
Bei der Leitstelle West in Elmshorn gingen mehr als ein halbes Dutzend Notrufe ein. Beim Eintreffen der Feuerwehr drohte bereits ein weiteres Übergreifen der Flammen auf den Dachstuhl. Das konnte mit einem massiven Löscheinsatz verhindert werden. Um an die Glutnester zu gelangen, mussten Teile des Daches über die Drehleiter geöffnet werden.
Die 20 Bewohner des Hauses waren ins Freie geflüchtet. Sie wurden vom Rettungsdienst, der mit zahlreichen Kräften vor Ort war, gesichtet. Verletzte waren keine zu beklagen. Um den Bewohnern während des stundenlangen Einsatzes der Feuerwehr eine Aufenthaltsmöglichkeit zu bieten, wurde ein Bus der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) angefordert. Die Polizei gibt die Schadenshöhe mit 300.000 Euro an. Die Ursache ist noch unklar.
Silvesterbilanz: In Wedel wird ein Feuer in der Anlieferzone des Edeka-Marktes vorsätzlich gelegt
Gegen 1.20 Uhr löste die Leitstelle Alarm für die Feuerwehren Wedel und Pinneberg aus. An der Straße Am Marienhof war in der Lkw-Anlieferzone des dortigen Edeka-Supermarktes ein Feuer ausgebrochen. Flammen der dort in Brand geratenen Müllcontainer und Rollcontainer schlugen bis unter das Dach.
Die Feuerwehr setzte drei große Mehrzweckstrahlrohre und einen tragbaren Wasserwerfer ein. So gelang es, die Flammen niederzuschlagen, ehe diese auf die Dachkonstruktion übergriffen. Es drang allerdings Rauch in den Supermarkt ein, was auch zur Auslösung der automatischen Brandmeldeanlage führte.
Feuerwehren verhindern in Wedel in letzter Sekunde Brand eines Supermarktes
Die Feuerwehr hatte anfänglich mit der Wasserversorgung zu kämpfen. Der vorhandene Hydrant reichte bei weitem nicht aus. Als zweite Quelle wurde eine Zisterne auf dem Gelände angezapft, um ausreichend Löschwasser zur Verfügung stellen zu können.
Ein hohes Gefahrenpotenzial stellte das im Anlieferungsbereich befindliche Lager für Gasflaschen dar. Die Helfer trugen unter Atemschutz etwa 20 Gasflaschen aus dem Gefahrenbereich und kühlten diese. Das Feuer war gegen 2.40 Uhr gelöscht. Die Polizei schätzt den Schaden auf 40.000 Euro. Ursache sollen Silvesterböller gewesen sein. Die Kripo geht von einer vorsätzlichen Brandlegung aus.
Mit mehreren Drucklüftern wurde anschließend der Rauch aus dem Gebäude geblasen. Diese Maßnahme dauerte weitere eineinhalb Stunden. Die Feuerwehr übergab die Einsatzstelle gegen 4.30 Uhr an den Besitzer.
In Kummerfeld brannte kurz vor 2 Uhr ein Carport inklusive des darin abgestellten Fiat ab. Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehren Kummerfeld und Prisdorf blieb das angrenzende Doppelhaus nahezu unbeschädigt. Als Kummerfelds Wehrführer Marc-Oliver Peters kurz nach 2 Uhr an der Prisdorfer Straße eintraf, standen Carport und Fahrzeug im Vollbrand.
Carport in Kummerfeld in Flammen: Wehrführer fordert Unterstützung an
Die Flammen schlugen bereits auf den Dachstuhl des etwa 1,5 Meter entfernt stehenden Doppelhauses über. Peters forderte sofort Unterstützung von der Feuerwehr Prisdorf an und befahl einen massiven Löschangriff, um das Feuer aufzuhalten und so den Dachstuhl zu retten.
Das gelang letztlich auch. Am Haus sind lediglich einige äußere Fensterscheiben geborsten und die Fensterrahmen aus Kunststoff beschädigt worden. Es ist kein Feuer in das Haus gezogen. Carport und der darin befindliche Fiat brannten völlig aus.
Carportbrand in Kummerfeld: Polizei schätzt den Schaden auf 70.000 Euro
Der Einsatz dauerte bis 3.45 Uhr. Personen wurden nicht verletzt. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden auf 70.000 Euro. Die Ermittlungen zur Ursache laufen. Eine vorsätzliche Brandlegung wird ausgeschlossen.
Die übrigen Einsätze für die Feuerwehren betrafen überwiegend Kleinfeuer. Es waren größtenteils Mülltonnen sowie Papiercontainer, die durch Böller in Brand gerieten und abgelöscht werden mussten.
Auch einige Hecken standen in Flammen, etwa am Lerchenweg in Klein Offenseth-Sparrieshoop oder an der Straße Lülanden in Wedel. In beiden Fällen griffen Anwohner zum Gartenschlauch und konnten die Flammen schon vor dem Eintreffen der Feuerwehren eindämmen. An der Straße Am Wasserberg in Schenefeld löschte die Feuerwehr gegen 19.30 Uhr eine brennende Hecke, ehe die Flammen auf ein Gebäude übergreifen konnten.
Bilanz zu Silvester: Elf Einsätze mehr für die Feuerwehren im Kreis Pinneberg
Während die Feuerwehren im Kreis Pinneberg im vorigen Jahr 36 Mal in der Neujahrsnacht ausrücken mussten, waren es dieses Mal elf Einsätze mehr. Mit elf Einsätzen lag die Elmshorner Feuerwehr an der Spitze. Sie musste überwiegend Kleinfeuer bekämpfen. So stellte sich etwa ein gemeldeter Küchenbrand in einem Hochhaus am Rethfelder Ring als angebranntes Essen auf einem Herd heraus. Mit acht Einsätzen lag die Feuerwehr Pinneberg knapp dahinter. Die Feuerwehr Uetersen rückte fünfmal aus, Wedel viermal und Halstenbek dreimal.
Die Teams der Notaufnahmen der Regio Kliniken in Elmshorn und Pinneberg behandelten in der Silvesternacht sieben Patienten mit feuerwerkstypischen Verletzungen. Im Vorjahr waren es lediglich zwei. Aufgrund von Verletzungen mit vermehrtem Alkoholkonsum wurden sechs Patienten aufgenommen (im Vorjahr vier), aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum sieben (im Vorjahr drei).
Klinik spricht von mehr Verletzten durch Feuerwerk
Dr. Stefan Sudmann, Chefarzt des Zentrums für Notfall- und Akutmedizin der Regio Kliniken: „Insgesamt 20 Patientinnen und Patienten wurden im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel in den Notaufnahmen in Elmshorn und Pinneberg vorstellig. Vor allem die Anzahl der feuerwerkstypischen Verletzungen fiel höher aus als in den Silvesternächten der vergangenen Jahre.“
Die Polizei, die deutlich häufiger im Einsatz war als im Vorjahr, listet eine größere Menge an Containerbränden auf. Sie wurden durch unsachgemäßen Umgang mit Böllern ausgelöst und richteten erhebliche Schäden an. Etwa am Falkenweg sowie am Eichenkamp in Elmshorn, an der Straße Damm in Pinneberg sowie im Bereich An der Mühlenau in der Kreisstadt.
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Ebenfalls in Elmshorn haben mehrere Jugendliche gegen 23.40 Uhr am Liethmoor einen Zigarettenautomaten gesprengt. Durch den Sprengsatz wurde der Automat völlig zerstört. Polizisten konnten einen 17 Jahre alten Elmshorner in Tatortnähe festnehmen. Zwei etwa gleich alten Komplizen gelang die Flucht.
Gegen 0.40 Uhr gerieten an der Eckermannstraße in Elmshorn zwei 50 und 52 Jahre alte Männer mit einer größeren Personengruppe in Streit. Aus der Gruppe heraus wurden mehrere Feuerwerkskörper in Richtung der Männer geworfen, die leichte Verletzungen erlitten. Die eingesetzten Polizisten stellten die Personalien von diversen anwesenden Personen fest.
Neujahrsbilanz: In Elmshorn greifen zwei Männer Mitarbeiter des Rettungsdienstes an
An der Amandastraße in Elmshorn sind Mitarbeiter des Rettungsdienstes tätlich angegriffen worden. Der Patient und sein Begleiter beleidigten die Rettungssanitäter und beide bewarfen den Rettungswagen mit Steinen, sodass mehrere Beulen entstanden. Die Polizei stellte die Personalien der Männer fest.
In Wedel wurde ein 53 Jahre alter Einwohner der Stadt durch einen Knallkörper verletzt. Der Mann stieg am Mühlenweg um kurz nach 20 Uhr aus seinem Auto, als aus einem Mehrfamilienhaus ein Böller in seine Richtung geworfen wurde. Der 53-Jährige erlitt einen Hörsturz und musste ärztlich behandelt werden.
In Schenefeld beschießen sich zwei Gruppen gegenseitig mit Raketen und Böllern
Um kurz vor 21 Uhr beschossen sich auf dem Holstenplatz in Schenefeld zwei größere Personengruppen mit Raketen und Böllern. Verletzte gab es offenbar keine. Beim Eintreffen der Polizeikräfte flüchteten die etwa 20 Personen.