Kreis Pinneberg. Krisen, Kult und Kurioses: Lesen Sie im Jahresrückblick, was sich in den vergangenen zwölf Monaten im Kreis Pinneberg ereignet hat.
Die Gefahr kam im April aus dem All, als ein krachendes Geräusch eine Elmshorner Familie aufschreckte, weil ein Meteorit das Dach durchschlagen hatte.
Doch in diesem Jahr gab es im Kreis Pinneberg auch viele aufsehenerregende irdische Ereignisse: Die Stadt Pinneberg bekommt eine neue Zentralklinik und einen neuen Bürgermeister. Das Hotel Hafen Wedel eröffnet endlich am 15. Dezember. In Quickborn sorgen die Pläne für das Mega-Projekt Hillwood für Aufregung bei Bürgern und Politikern. Und Trauer, Wut und Enttäuschung herrschen bei den 540 Beschäftigten von Autoliv in Elmshorn: Im Juli wird bekannt gegeben, dass Anfang 2025 der Standort geschlossen werden soll.
Lesen Sie, was sonst noch passierte:
Januar: S-Bahn-Ausbau beginnt – Kunstmann macht dicht
Neujahrsbaby: Das erste Baby des Jahres lässt etwas auf sich warten: Erst mittags am 1. Januar, genau um 12.03 Uhr, erblickt die kleine Hewnaz Issa in der Regio Klinik Elmshorn das Licht der Welt. Die neue Erdenbürgerin wiegt 3270 Gramm und ist 51 Zentimeter groß.
Ärger mit dem Müll: Der Austausch der Gelben Tonnen im Kreis verläuft holprig: Während die GAB ihre alten Behälter einzieht, haben noch nicht alle Haushalte die neuen Tonnen der RMG und müssen deshalb Gelbe Säcke nutzen. Das Thema wird die Bürger noch einige Monate beschäftigen.
Großfeuer: Eine Lagerhalle des Bönningstedter Golf-Clubs Hamburg-Wendlohe wird durch ein Großfeuer zerstört. Es entsteht Sachschaden in Millionenhöhe, die Brandursache ist unbekannt.
Jahrhundertprojekt: Großer Bahnhof am Hasloher Bahnhof – endlich geht es los mit der Elektrifizierung und dem S-Bahn-Ausbau der AKN-Bahnstrecke der Linie A1 von Eidelstedt nach Kaltenkirchen.
Krise im Einzelhandel: In Pinneberg geht eine Ära zu Ende, nach 161 Jahren schließt das Modehaus Kunstmann an der unteren Dingstätte. Was die neuen Eigentümer mit der Immobilie vorhaben, ist auch Ende des Jahres 2023 noch nicht bekannt.
Februar: Schwäne in Gefahr und Schönheit auf dem Laufsteg
Autobahn-Ausbau auf Eis: Naturschützer stoppen Arbeiten für A20-Ausbau. Der BUND Kreis Pinneberg erstattet Strafanzeige gegen die Autobahnbehörde. Der Grund: Bohrungen in der Hörner Au in Osterhorn hätten Zwergschwäne vertrieben.
Abschied und Neuanfang: Nach der Wahlniederlage kehrt Bürgermeister Claudius von Rüden (SPD) Halstenbek den Rücken – aber nur beruflich. Er geht wieder zurück in die Wirtschaftsbehörde nach Hamburg, bleibt aber mit seiner Familie in Halstenbek wohnen. Am 1. Februar übernimmt Wahlsieger Jan Krohn (CDU) das Bürgermeisteramt.
Neues Leben in der alten Wurstfabrik: Die Hagedorn Unternehmensgruppe kauft das Areal von Döllinghareico in Elmshorn. Gemeinsam mit der Bremer Projektentwicklung GmbH soll die rund 41.000 Quadratmeter große Fläche in einen modernen Gewerbepark umgewandelt werden.
Genderfluide Laufstegschönheit: Der Elmshorner Felix Nieder präsentiert auf der Berliner Fashion Week Männer- und Frauenmode. Er gilt als eines der bestgebuchten Männermodels der Republik und sorgt im Brautkleid auf dem Laufsteg für Furore.
Kandidatur: Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD) will es nach drei Amtszeiten noch einmal wissen und verkündet, dass sie erneut zur Wahl am 17. September antreten wird. Alle Fraktionen begrüßen ihre Entscheidung – bis auf die Grünen.
März: Wedel bekommt das Gründerzentrum, Pinneberg die Zentralklinik
Amtsmüde: Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg verkündet ihren Abschied. Sie möchte nach elf Jahren in den Ruhestand gehen, ein Jahr vor Ablauf ihrer Amtszeit. Damit ist klar, Pinneberg wählt 2023 eine neue Spitze im Rathaus.
Bibelfester Paradiesvogel: Der neue Probst ist da und stellt sich der Öffentlichkeit in roten Chucks und rosa Fliege vor. Steffen Paar übernimmt das Probstenamt im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf von Thomas Bergemann, der wegen einer Finanzaffäre um Dienstwagen und Kreditkarten zurückgetreten war.
Eine Frage des Standorts: Wedel erhält den Zuschlag für das neue Gründerzentrum und sticht die Konkurrenten Elmshorn und Pinneberg aus. Die Politik entscheidet auf Kreisebene: Die Start-ups sollen sich an der Elbe ansiedeln.
Sorge wegen XXL-Pipeline: Erste Bagger für die insgesamt 54 Kilometer lange Gasleitung vom LNG-Terminal Brunsbüttel rollen im Kreis Pinneberg an. Die XXL-Pipeline für Flüssigerdgas führt direkt durch die Marsch. Dort gibt es massive Bedenken hinsichtlich des Projekts von Gasunie Transport Deutschland.
Für die Tonne: Das Chaos um die Gelbe Tonne nimmt Fahrt auf. Tausende Haushalte im Kreis Pinneberg warten auf ihre neue Abfalltonne für die Entsorgung des Verpackungsmülls. Der neue Entsorger RMG verspricht, bis Ende März alle Tonnen im Kreis auszuliefern.
Sanierung der Autobahn: Auf der A23 starten großangelegte Bauarbeiten. Bis Weihnachten soll eine Fahrbahn grundsaniert und der offenporige Asphalt erneuert werden. In Richtung Hamburg läuft der Verkehr nur noch einspurig. Es drohen lange Staus. Die Arbeiten werden kurz vor Weihnachten planmäßig beendet.
Appener entwirft BVB-Trikot und wird VIP-Gast: André Kretzing ist glühender Fan des Fußballvereins Borussia Dortmund und einer der neun Finalisten im Kampf um die Gestaltung des neuen Heimtrikots. Es folgt eine Einladung nach Dortmund. Den ersten Preis gewinnt der Appener leider nicht.
Fusion der Reviere: Die Polizeireviere in Rellingen und Pinneberg fusionieren – und ziehen in ein marodes Gebäude an der Elmshorner Straße. Mit der Zusammenlegung will die Polizei mehr Personal auf die Straße bringen. Der Umzug ist zum 1. August geplant, was auch erfolgt.
Zuschlag: Pinneberg bekommt den Zuschlag für die neue Zentralklinik und sticht damit Elmshorn aus. Am Ossenpadd im Norden der Kreisstadt soll das Krankenhaus der Regio Kliniken mit bis zu 871 Betten gebaut werden.
Verurteilt: Lebenslang für Frauenmörder: Hussein M. (30) hatte zwei junge Frauen in Elmshorn erstochen. Das Landesgericht Itzehoe verurteilt den Eritreer am 28. März zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe und stellt die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine Entlassung nach 15 Jahren Haft ausgeschlossen. Die Revision des Mannes wird Ende November abgelehnt.
April: Impfzentrum geschlossen und Meteoriten-Hagel
Ausgeimpft: Das Impfzentrum in Prisdorf ist eines der sieben Schwerpunktzentren im Land Schleswig-Holstein gewesen. Weil der Andrang, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen, im ersten Quartal 2023 immer geringer wurde, wird die Prisdorfer Einrichtung am Peiner Hag zum 1. April geschlossen. Letztmalig wird dort am 31. März geimpft. Insgesamt gab es von Dezember 2020 an in ganz Schleswig-Holstein 7,5 Millionen Impfungen in solchen Zentren.
Bahnbrechend: Das Deutschland-Ticket für 49 Euro löst vom 3. April an das beliebte Neun-Euro-Ticket ab. Berufspendler im Kreis Pinneberg brauchen aber erst einmal starke Nerven. Es stehen den gesamten Monat Bauarbeiten an der Nordbahn-Strecke zwischen Itzehoe und Hamburg an. Passagiere müssen auf Bus oder S-Bahn umsteigen. Oder den Ersatzverkehr nutzen.
Arbeitszeit: Die Wedeler Stadtverwaltung geht innovative Wege und möchte den Rathausmitarbeitern eine Vier-Tage-Woche anbieten. Das sorgt bundesweit für Schlagzeilen, da dies im öffentlichen Dienst bislang keine Option ist. Allerdings: Die Arbeitszeit wird nicht weniger, die Zahl der Stunden verteilt sich lediglich auf vier Tage.
Brückentage: Die für den Autoverkehr wichtige Hans-Hermann-Kath-Brücke muss für Sanierungsarbeiten gesperrt werden – und zwar von Anfang Mai bis Mitte Juni. Selbst die Stadt, die die schlechten Neuigkeiten im April veröffentlicht, erwartet erhebliche Verkehrsbehinderungen, wenn diese zentrale Verkehrsachse nicht nutzbar ist.
Durchschlagend: Ein krachendes Geräusch schreckt Ende April eine Elmshorner Familie auf. Tatsächlich hat ein Meteorit das Dach durchschlagen. Später werden immer mehr dieser Gesteinsbrocken aus dem All in Elmshorn entdeckt.
Mai: Einigung im Grundschul-Zoff, Kommunalwahl und ein Schicksalsschlag
Schulzoff: Am 9. Mai gibt es schon den zweiten Mediationstermin, weil ein heftiger Streit um die Grundschule Haseldorfer Marsch entbrannt ist. Der Standort in Haseldorf soll bestehen bleiben, die Außenstelle Hetlingen im Nachbarort dagegen geschlossen werden. Die Einigung bleibt aus: Im Dezember erklärt das zuständige Schulamt Geest und Marsch, dass die Grundschule Hetlingen dichtmachen soll. Doch dagegen wird weiter vehement protestiert.
Qual der Wahl: 48,5 Prozent der Wahlberechtigten machen von ihrem demokratischen Grundrecht Gebrauch und beteiligen sich an der Kommunalwahl auf Kreisebene. Der große Gewinner ist die CDU, während die SPD erhebliche Verluste hinnehmen muss. Die Grünen legen im Vergleich zu 2018 auf Kreis-Ebene leicht zu. Der Kreistag ist schwarz-grün geprägt. In Quickborn wird die FDP der große Wahlsieger.
Schicksalsschlag: Ein junger Elmshorner Vater stirbt vor der Geburt seines Kindes im Alter von 34 Jahren. Das Paar war gerade erst mit der Renovierung eines eigenen Hauses fertig und bereit für die Zukunft, als das Schicksal erbarmungslos zuschlug. Die Unterstützung über die Online-Spenden-Plattform Gofundme für die werdende Mutter und ihren ungeborenen Sohn ist riesig.
Juni: Flüchtlingskrise und Kampf gegen Straßenreinigungssatzung
Ärger um Reinigungssatzung: In Wedel begehren die Bürger auf. Wegen einer neuen Straßenreinigungssatzung. Diese ist von der Politik verabschiedet worden, doch selbst jene hätten von den wahren Auswirkungen der neuen Berechnungen nichts geahnt. Es kommt zu geforderten Preissteigerungen im vierstelligen Prozentbereich. Wedeler klagen gegen die Bescheide, um letztlich die Satzung außer Kraft zu setzen. Die Verfahren laufen noch.
Hilferuf: Die Gemeinden im Kreis Pinneberg fühlen sich mit der Unterbringung von Geflüchteten überfordert und richten sich mit einem dramatischen „Zwölf-Punkte-Plan“ an die Landesregierung. Mit 10.000 Geflüchteten sei die Grenze erreicht. Sozialministerin Aminata Touré diskutiert in Wedel mit den Bürgermeistern. Unter anderem fordern die Gemeinden mehr Geld, da die Integrationspauschale die wahren Ausgaben nicht decken würde.
Durchblick: 2024 soll die modernste Radiologie des Landes in Elmshorn eröffnet werden – in den Räumen der ehemaligen Skandal-Disco Duplex Funhouse. Etwa zwölf Millionen Euro werden in das Projekt, in das auch das Immobilienunternehmen Semmelhaack involviert ist, investiert. Und sogar die Eröffnung findet früher als geplant statt. Schon am 4. Dezember 2023 ist es so weit.
Juli: Autoliv in Elmshorn macht dicht, Familien werden nach Feuer in Moorrege obdachlos
Messerattacke: Ein 16 Jahre alter Intensivtäter aus dem Kreis Steinburg sticht am 5. Juli am Elmshorner Bahnhof einen Kontrahenten (20) nieder und verletzt ihn schwer. Der Täter wird nach seiner Flucht in der Fußgängerzone gefasst. Die Polizei weist nach der Bluttat den Bahnhofsbereich als Kriminalitätsschwerpunkt aus und verstärkt ihre Kontrollen. Diese Maßnahmen dauern zum Jahresende an.
Großfeuer nach Blitzeinschlag: In Moorrege schlägt am 11. Juli der Blitz in ein historisches Reetdachhaus ein. Obwohl mehr als 200 Feuerwehrleute stundenlang gegen die Flammen kämpfen, brennt das Gebäude bis auf die Grundmauern nieder. Drei Familien werden obdachlos, der Schaden wird auf eine Million Euro geschätzt. Die Gemeinde initiiert eine Spendenaktion.
Wilde Schießerei: Um kurz vor 1 Uhr am 24. Juli melden sich in Uetersen mehrere Zeugen bei der Polizei und geben an, Schüsse aus dem Bereich Wassermühlenstraße gehört zu haben. Die Polizei entdeckt mehrere Fahrzeuge mit Einschusslöchern. Im Krankenhaus stoßen sie auf einen Mann (57) mit einer Schusswunde im Bein. Die Hintergründe der Tat bleiben ungeklärt.
500 Stellen fallen weg: Trauer, Wut und Enttäuschung – so ist am 13. Juli die Stimmungslage unter den etwa 540 Mitarbeitern des Elmshorner Autoteileherstellers Autoliv, nachdem sie über die beabsichtigte Komplettschließung des Standorts Anfang 2025 informiert worden sind. Anfang Dezember werden großzügige Abfindungszahlungen vereinbart. 365 Arbeitsplätze werden im Laufe des Jahres 2025 abgebaut, 127 Stellen bleiben zunächst erhalten, 70 dann dauerhaft.
August: Millionenschaden nach Großfeuer, Dauer-Baustelle wird endlich fertig
Millionenschaden nach Großfeuer: Am Nachmittag des 17. August wird eine starke Rauchentwicklung aus dem Dach eines Mehrfamilienhauses am Waldenauer Marktplatz gemeldet. Schnell steht ein Großteil des Dachstuhls in Flammen, 150 Kräfte aus vier Wehren und vom THW bekämpfen stundenlang die Flammen. Fünf Bewohner werden verletzt, der Schaden wird auf eine Million Euro geschätzt. Ein technischer Defekt wird als Ursache ermittelt.
Comeback verpufft: Ende August wird bekannt, dass der Pinneberger CDU-Kreischef und ehemalige Landesvorsitzende Christian von Boetticher die Spitzenkandidatur für die Europawahl 2024 in Schleswig-Holstein anstrebt. Der Versuch von Boettichers, ins EU-Parlament zurückzukehren, scheitert Anfang Oktober auf dem Landesparteitag. In einer Kampfkandidatur unterliegt der Pinneberger deutlich gegen den amtierenden Europaabgeordneten Niclas Herbst.
Dauer-Baustelle fertig: Die wohl am längsten dauernde und teuerste Straßensanierung im Kreis wird Ende August endlich fertiggestellt. Nach neun Jahren Bauzeit ist die Kreisstraße 2 zwischen Barmstedt, Lutzhorn und Bokel für rund zwölf Millionen Euro komplett saniert und um einen Meter auf 6,50 Meter verbreitert worden. Auch die Radwege entlang der zehn Kilometer langen Straße sind erneuert worden.
September: Müllgebühren steigen, Küchenhof wird zum vierten Mal wiedergewählt
Richtfest für Vorzeigeprojekt: Das Forschungszentrum XFEL in Schenefeld kommt seinem 15 Millionen Euro teuren Besucherzentrum immer näher. Am 1. September wird mit prominenten Gästen Richtfest für das Gebäude gefeiert, das Lighthouse heißen und die Forschungsarbeit mit dem Röntgenlaser verständlich machen soll. Die Eröffnung erfolgt Ende 2024.
Dauer-Bürgermeisterin: Christiane Küchenhof (55) wird am 17. September zum vierten Mal zur Bürgermeisterin von Schenefeld gewählt. Es gab keinen Gegenkandidaten. Sie erhält 2495 Ja-Stimmen – 78,6 Prozent. 681 Wählerinnen und Wähler stimmen aber auch mit Nein. Mit nun fast 18 Jahren im Amt und einer weiteren Wahlperiode, die jetzt bis Anfang 2030 dauert, ist sie die dienstälteste aller 89 amtierenden hauptamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Schleswig-Holstein.
Einbruch in Bank: In der Nacht zum 17. September dringen Einbrecher in die Hauptfiliale der Sparkasse Wedel ein. Sie brechen einige verschlossene Fächer in drei verschiedenen Bereichen der Kundenhalle auf. Diese sind zur Aufbewahrung von Sparbüchern vorgesehen. Die Schließfachanlagen für Wertsachen sind nicht betroffen.
Müllgebühren steigen: Nach 17 Jahren weitgehender Stabilität werden die Abfallgebühren im Kreis Pinneberg 2024 erstmals wieder steigen. Die Kreisverwaltung schlägt der Politik Mitte September vor, diese um durchschnittlich rund 13,4 Prozent zu erhöhen. Ein Durchschnittshaushalt muss künftig 17,89 Euro statt bisher 15,78 Euro im Monat beziehungsweise 214,68 Euro statt 189,36 Euro im Jahr zahlen. Das sind gut 25 Euro mehr im Jahr für die Müllabfuhr.
Zwei Dachstühle in Flammen: Zwei Dachstuhlbrände sorgen Ende September für Aufregung. 120 Feuerwehrleute sind am 27. September in Bönningstedt eingesetzt, wo an der Kieler Straße ein Schuppenbrand auf den Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses übergreift. Es entsteht ein Schaden von 500.000 Euro. In Halstenbek brennt einen Tag später ein Mittelreihenhaus am Siebentunnelweg nieder. 90 Feuerwehrleute kämpfen stundenlang gegen meterhohe Flammen. In beiden Fällen löste ein technischer Defekt den Brand aus.
Oktober: Messerattacke in Pinneberg – und ein neues Lied für Helgoland
Gefasst: Am 7. Oktober wird ein 44 Jahre alter Mann bei einem Streit vor einer Raucherkneipe in der Pinneberger Innenstadt niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Wenige Tage später überwältigt ein mobiles Einsatzkommando den mutmaßlichen Täter, einen 34-Jährigen aus Schenefeld.
Oh, Du Schöne: Liedermacher Rolf Zuckowski huldigt der Insel Helgoland mit einem neuen Liebeslied. „Der kleine Traum vom Glück“ beginnt mit der Reise per Katamaran über Elbe und Nordsee.
Hilfsbereitschaft: Familie Berte und Freunde erzählen die traurige Geschichte eines jungen, todkranken Familienvaters aus Tornesch. Der Spendenaufruf erfolgt über eine soziale Kampagnenplattform. Mehr als 2200 Spender geben allein bis Weihnachten etwa 145.000 Euro und sorgen somit dafür, dass die junge Mutter mit ihren beiden kleinen Söhnen auf jeden Fall in der eigenen Wohnung bleiben kann.
Verloren: In Elmshorn geht ein Stück Clubkultur verloren. Die Diskothek Apollo schließt endgültig. Der Betrieb mithilfe eines Kulturvereins zerschlug sich. Immerhin: Zwei Veranstaltungen konnten noch stattfinden. 2024 soll das Gebäude im Zuge des Stadtumbaus abgerissen werden. Dieser Plan liegt vorerst auf Eis, im Januar 2024 soll weiter beraten werden.
Geschlossen: Mitte Oktober schließt die Modekette C&A ihr Geschäft in Elmshorn. H&M, Deichmann und KiK bleiben im Einkaufszentrum in der City die letzten Einkaufsmagneten.
Gewonnen: Susi Braun aus Heist erzählt über ihre erfolgreiche Reise durch Quiz-Shows im Fernsehen. Bei Günther Jauch sei es am einfachsten gewesen. 64.000 Euro waren der Lohn.
Protest: In Tornesch schließen sich im Herbst Eltern und Großeltern zu einer Initiative für den Neubau einer Grundschule am Esinger Weg zusammen. So richtig einig zeigt sich die Politik nicht. Die Verwaltung steht zwischen allen Stühlen. Ex-Bürgermeister Roland Krügel und andere wollen das Vorhaben an dieser Stelle verhindern.
Verschoben: Neue Pläne sorgen für Verdruss bei den Fahrgästen. Die Arbeiten an der AKN-Strecke von Eidelstedt nach Kaltenkirchen verzögern sich. Die S-Bahn rollt wohl erst 2028 nach Kaltenkirchen. Vorher werden Streckenabschnitte teilweise über Monate für die Bauarbeiten gesperrt bleiben.
Schlusspfiff: Die Watten Fährlinien GmbH stellt am 18. Oktober den Betrieb ihres Katamarans „Liinsand“ ein. Das Angebot, die Fähre zwischen Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen pendeln zu lassen, sei zu wenig angenommen worden. Die Lühe-Schulau-Fähre ist von diesem Rückzug nicht betroffen.
Aufgerollt: Die Polizei rollt den Fall um den erschossenen jungen Boxer Tunahan Keser (22) aus Schenefeld neu auf. Es gibt offenbar vielversprechende Hinweise auf die Hintermänner der Tat, die im Sommer 2017 von einem inzwischen verstorbenen Auftragskiller verübt wurde.
Zerrüttet I: Die kreisweit sehr geschätzte Bauamtschefin in Wedel, Gisela Sinz, schmeißt hin. Die Trennung im Herbst ist ein Höhepunkt im Rathaus-Zwist. Der Führungsstil von Bürgermeister Gernot Kaser gilt als die wichtigste Quelle für den Streit.
Zerrüttet II: Der Betriebsrat der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg, kurz KViP, muss sich auflösen. Das ist die Konsequenz aus dem Urteil des Arbeitsgerichts. Die Arbeitnehmervertretung habe den Betriebsfrieden gefährdet. Es ging um einen Dienstplan, den der Betriebsrat nur monatlich genehmigen wollte.
Gewählt: Am Sonntag, 29. Oktober, wird Thomas Voerste (parteilos) in der Stichwahl gegen Marco Brücker (CDU) zum Bürgermeister der Stadt Pinneberg gewählt. Der 53 Jahre alte Verwaltungsfachmann wurde auch von SPD, FDP und Buntes Pinneberg unterstützt. Er löst Urte Steinberg ab, die freiwillig in den Ruhestand ausscheidet.
Historisch: Auf den Erfolg Martin Luthers vor etwa 500 Jahren will die Gute-Kita-Initiative aufbauen. Nach dem Vorbild des Reformators werden am 31. Oktober Forderungen an die Tür der Erlöserkirche in Uetersen genagelt. Die Politik ist gefordert, für bessere personelle und pädagogische Bedingungen zu sorgen. Die Initiative wächst bei mehreren Aktionen über Uetersen hinaus.
November: In Pinneberg schließen Modeläden – auf Helgoland werden Robben geboren
Gefordert: Moorreges Bürgermeister Wolfgang Balasus setzt sich öffentlich für eine bessere Bezahlung ehrenamtlicher Bürgermeister ein. Er befürchtet, dass andernfalls immer weniger Menschen bereit seien, den Fulltime-Job „nebenbei“ und ehrenamtlich zu leisten.
Unverletzt: Ohne Verletzte endet ein Zugunglück in Tornesch. Ein 29-Jähriger hatte sich am 13. November mit einem Pkw auf dem Bahnübergang festgefahren. Er kann sich rechtzeitig retten. Der Notruf kommt zu spät, sodass der Zug das Fahrzeug zertrümmert.
Putzmunter: Die Betreuer des Vereins Jordsand melden Anfang November die ersten Geburten von Robben auf der Düne vor Helgoland. In den ersten Lebenswochen sind die Jungtiere besonders schutzbedürftig. Auf Helgoland werden während der Wurfzeit bis Ende Januar regelmäßig Führungen zur Robbenkolonie angeboten.
Skandalös: Mitte November berichtet das Abendblatt über den Rauswurf des Leiters im legendären Fünf-Städte-Heim in Hörnum auf Sylt. Es ist mindestens die neunte Führungskraft, die in den vergangenen sechs Jahren mehr oder weniger freiwillig gehen muss. Der Vorstand des Trägervereins um Elmshorns Oberbürgermeister Volker Hatje wiegelt ab. Man habe alles im Griff.
Aufgeben: Nach den Modegeschäften Kunstmann und Aust sowie Esprit (zum Jahresende) kündigt in Pinneberg auch der Textildiscounter Kik die Schließung seiner Filiale in der Fußgängerzone für Mitte Dezember an.
Mehrgleisig: Ende November besiegeln die Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg den Ausbau des Schienennetzes zwischen Pinneberg und Elmshorn. Die Landesregierung bekennt sich laut Verkehrsminister Claus-Ruhe Madsen zur Verkehrswende und stemmt allein die Planungskosten in Höhe von 17 Millionen Euro. Anfang der 2030er-Jahre soll gebaut werden.
Dezember: Drei Schlachter verabschieden sich – ein Künstler wird groß
Ausgezeichnet: In Wedel wird Leon Löwentraut mit dem Ernst-Barlach-Preis ausgezeichnet. Der 25-Jährige gilt als Wunderkind der deutschen Kunstszene. Seine Bilder sind schrill, farbenfroh und exzentrisch. Die Werke grenzen sich radikal vom klassischen Kunstverständnis ab.
Ausgeschlachtet: Schwierige Zeiten für eigenständige Schlachtereien im Kreis Pinneberg. Sowohl die drei Geschwister der Schlachterei Kilb, als auch Familie Dörling in Tornesch werden sich Ende des Jahres von ihren Kunden verabschieden. Gesundheitliche Gründe zwingen zu den Schließungen, zu viel Bürokratie hemmt mögliche Nachfolger, bedauern Verbandsvertreter. Auch Thomas Straube in Quickborn gibt auf.
Abgeblockt: Anfang Dezember wird in Heidgraben für „Mannis Marschtreff“ demonstriert. Aber die Mehrheit im Gemeinderat bleibt hart. Der Vertrag mit Marschtreff-Betreiber Manfred „Manni“ Langer bleibt gekündigt, sodass am 30. Dezember die Lichter in dem kleinen, öffentlich hoch geförderten Einkaufsmarkt ausgehen.
Übernommen: Die 140 Mitarbeiter der Wedeler Firma Mogensen, einem Spezialbetrieb für Sortier- und Siebmaschinen, dürfen trotz Insolvenz ihrer Muttergesellschaft Allgaier weitermachen. Das Maschinenbauunternehmen Joest aus Nordrhein-Westfalen übernimmt den Wedeler Betrieb.
Insellösung: Das ganze Jahr über streitet die Kreisverwaltung mit dem Helgoländer Taxiunternehmer Heiko Ederleh, ob die Lizenz für den Beförderungsdienst auf der Insel verlängert werden kann. Ederleh, dessen Hauptgeschäfte die meisten anderen Transporte auf der Insel sind, weigert sich, Taxameter für die höchstens einen Kilometer langen Strecken einzubauen. Jetzt muss der Kreis den Tarif festlegen. Das Land will eine Ausnahmegenehmigung erteilen.
Umstritten: In Quickborn und Ellerau erhitzt ein Megaprojekt des US-Logistik-Konzerns Hillwood die Gemüter. Der Widerstand von Kommunalpolitikern und Anwohnern ist groß, da bis zu 1600 Lkw-Fahrten pro Tag erwartet werden.
Ausgerutscht: Um die Besucher im Pinneberger Weihnachtsdorf vor dem Ausrutschen zu schützen, sind Holzschnitzel gestreut worden. Doch auch das gefällt einigen Gästen gar nicht. Stadtmarketing und Veranstalter reagieren mit einem „Holzschnitzel-Notruf“, den betroffene Rolli-Fahrer oder andere wählen dürfen.
Gesichert: Die Abfallentsorgung im Kreis Pinneberg ist für die kommenden 20 Jahre gesichert. Bei einer europaweiten Ausschreibung erhält erneut der Remondis-Konzern den Zuschlag für den 49-Prozent-Anteil bei der Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB).
Abgebaut: Die Gemeinde Helgoland muss ihre beiden Tiny-Musterhäuser wieder abbauen. Die Genehmigung für den erfolgreichen Probelauf mit diesen kleinen Unterkünften ist abgelaufen. Im kommenden Jahr hofft Bürgermeister Thorsten Pollmann, einen Bebauungsplan für die Düne aufstellen zu können, der auch etwa zehn Bauten der sogenannten Wikkelhouses erlaubt.
Lichtblicke: Der Investor May & Co stellt seine Pläne für das verfallene Possehl-Grundstück an der Rissener Straße/B431 in Wedel vor. Dort sollen ein Geschäftskomplex mit riesigem Edeka sowie ein Kino entstehen. Einige mögliche Pächter sind irritiert. Und auch für das Gelände der Optischen Werke Möller gibt es viele Ideen: Dort will der Schweizer Unternehmer Walter Inäbnit einen Mix aus Arbeit, Kultur und gut 200 Wohnungen entstehen lassen.
Ausgebacken: Nach mehr als 50 Jahren ist Schluss für die Bäckerei Rohwer in Elmshorn. Inhaber Reiner Rohwer: „Die Umsätze sind rückgängig, die Kosten gestiegen und der Fachkräftemangel macht es nicht leichter.“
Geschockt: Die Xella Deutschland GmbH schließt ihr Betonwerk in Wedel. Etwa 40 Mitarbeiter verlieren zum Jahresende ihren Job. In einer Mitteilung gab die Firma „geplante Maßnahmen zur Optimierung ihres Produktionsnetzwerkes bekannt“ – darunter das Aus für Wedel.
Gemeinsam: Die Stadtwerke Pinneberg und Tornesch werden zum Jahreswechsel eins. Das verkündeten die beiden scheidenden Bürgermeisterinnen Urte Steinberg (Pinneberg) und Sabine Kählert (Tornesch). Etwa 70.000 Menschen werden von der neuen Einheit mit Strom, Wärme und Wasser versorgt.
Ausgeschlafen: In der Nacht auf den 15. Dezember schlafen die ersten Gäste im Hotel Hafen Wedel. Der Start hatte sich seit dem 1. September mehrfach verzögert. Noch ist nicht alles fertig, vor allem im Umfeld des Hotels.
Überbelegt: Da viele Haustiere nach dem Corona-Boom zurückgegeben oder sogar ausgesetzt werden, haben die Beschäftigten im Tierheim in Elmshorn mehr als genug zu tun. Wer ein Tier in die Familie aufnimmt, sollte es sich gut überlegen, gern gemeinsam mit den Expertinnen aus dem Tierschutzverein.
Festgefahren: Kurz vor Weihnachten versagen beide Pumpen des Schöpfwerks in Raa-Besenbek an der Krückau. Der unter dem Meeresspiegel liegenden Gemeinde und drei weiteren Dörfern im Hinterland droht die Überschwemmung. Mehr als 60 Kräfte des Technischen Hilfswerks lassen ihre Pumpen laufen. Zwei Hochleistungsgeräte aus den Niederlanden sollen jetzt dauerhaft für Sicherheit sorgen, bis die 60 Jahre alten Großpumpen repariert sind.